Schlimmer noch: Unter den 2G-Bedingungen sind die Besucherzahlen im Innenstadthandel durchschnittlich um 41% zu 2019 gesunken. Der HDE fordert daher, die Wirtschaftshilfen anzupassen und den Handel angemessen zu unterstützen.
„Die Einführung verschärfter Corona-Maßnahmen in Geschäften ist eine dramatische Zäsur im Weihnachtsgeschäft. In der Woche vor dem zweiten Advent sind Umsätze und Frequenzen spürbar eingebrochen“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die HDE-Umfrage zeigt, dass zwei Drittel der befragten Handelsunternehmen mit dem Verlauf der zurückliegenden Woche unzufrieden sind.
Geltende Corona-Maßnahmen wirken sich negativ auf Umsätze und Besucherzahlen im stationären Non-Food-Handel aus. Dort gingen die Umsätze im Vergleich zum Vorkrisenniveau um gut ein Viertel zurück, während etwa ein Drittel weniger Kunden vorbeikamen als noch 2019.
Scharfe Kritik zur bundesweiten Einführung der 2G-Regel im Handel kam vor dem 2. Adventswochenende von der inzwischen auf rund 4.500 Mitglieder angewachsenen Pro-Bono-Initiative „Händler helfen Händlern“, bei der infoboard.de zu den Unterstützern der ersten Stunde gehört.
Marcus Diekmann, Geschäftsführer Rose Bikes und Gründer von „Händler helfen Händlern“: „Corona ist schlimm, Menschen werden krank, Menschen sterben, und wir müssen das Leben schützen, dann aber konsequent. Es ist aus Sicht des Handels unerträglich, dass in Sachen Gastronomie und Handel immer Symbolpolitik betrieben wird.“
Dr. Alexander von Preen, Vorstandsvorsitzender, Intersport Deutschland, ergänzt: „Der Handel hat der Politik in den letzten Monaten zur Seite gestanden, um proaktiv Maßnahmen gegen steigende Inzidenzen zu ergreifen. Da wirkt die bundesweite und flächendeckende Einführung von 2G im Handel wie ein Schlag ins Gesicht. Die gefassten Beschlüsse sind unverhältnismäßig, gehen am Ziel der Eindämmung der Pandemie vorbei und diskriminieren erneut viele fachhandelsorientierte Geschäfte.“
Von Preen‘s Fazit: „2G ist Feigenblatt für die inkonsequente und unkoordinierte Corona-Politik der letzten Monate, die jetzt auf dem Rücken des Handels ausgetragen wird und in der Konsequenz vielen Händlern das Weihnachtsgeschäft kostet.“
Die angespannte Pandemielage und hiermit verbundene Restriktionen für den Einzelhandel bedrohen viele Handelsbetriebe in ihrer Existenz. „Der Handel hat seine Hoffnung in das Weihnachtsgeschäft gesetzt. Doch nun rücken viele Händlerinnen und Händler erneut mit jedem Tag näher an den Rand ihrer Existenz, ein katastrophaler Ausblick“, betont Genth.
Nach Schätzung des HDE können sich die Umsatzverluste im betroffenen Non-Food-Handel im Dezember auf 5,5 Mrd. EUR belaufen. Pro Verkaufstag entspricht das einem Rückgang um rund 200 Mio. EUR im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019. Laut HDE-Umfrage haben 77% der befragten Unternehmen negative Erwartungen an die bevorstehenden Wochen.
Während manche Landesfürsten – wie der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil – zu Wochenbeginn für eine „Neujahrsruhe“ (übersetzt: Lockdown für alle!) plädieren, stimmt auch der Ausblick wenig zuversichtlich: Das aktuelle HDE-Konsumbarometer zeigt für die kommenden drei Monate eine deutliche Verschlechterung der Verbraucherstimmung an. Nachdem der Index noch im Vormonat etwas gestiegen war, sackt er nun ab.
Auf das Infektionsgeschehen und aktuelle Corona-Maßnahmen reagieren Verbraucherinnen und Verbraucher mit Zurückhaltung bei Anschaffungsplanungen. Die Bereitschaft Geld auszugeben geht stark zurück, was in den nächsten Wochen Einfluss auf das Weihnachtsgeschäft im Handel nehmen könnte. Dass sowohl die Anschaffungs- als auch die Sparneigung sinkt, ist auf die Einkommenserwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher zurückzuführen.
Mit Blick auf aktualisierte Konjunkturprognosen gehen sie davon aus, dass die konjunkturelle Dynamik abnehmen wird. Angesichts schwacher Konjunkturerwartungen fällt damit auch der Blick auf die eigenen Einkommenserwartungen pessimistisch aus. Erwartet werden negative Auswirkungen auf das persönliche Einkommen. Aufgrund der aktuell hohen Inflationsrate besteht die Sorge vor dauerhaften Kaufkraftverlusten, sollte sich die Preisentwicklung in den kommenden Monaten nicht abschwächen.
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