Über seine Vision „Seamless Living“ sprach der Geschäftsführer der Siemens Hausgeräte Anfang Juli in Berlin. Auf der Veranstaltung „gfu Insights & Trends“ skizzierte Hagenbucher seine Vorstellungen anhand des nachstehenden Beispiels:
„Die Zukunft ist gar nicht mehr so fern. Wir sprechen vom „Seamless Living“, d.h. alle Produkte werden ineinandergreifen, helfen den Alltag zu gestalten und das Leben leichter zu machen. Und das kann bereits am frühen Morgen nach dem Aufwachen beginnen, wenn das Wearable an die Kaffeemaschine meldet: „Vorsicht schlecht geschlafen.“ So weiß der Vollautomat: heute ist ein doppelter Espresso gefragt. Und der Tag beginnt schon ganz anders! Hagenbucher fasst zusammen: „Wir wollen das Leben leichter machen und dafür steht „Seamless Living.“
Seiner Meinung nach müssen sich „Ökosysteme“, die auf einer offenen Plattform basieren, – beispielsweise auf der BSH Lösung Home Connect – neu herauskristallisieren. “Nur so entstehen innovative Geschäftsmodelle und Dienstleistungen rund um die Themen Gesundheit, Energiemanagement oder Sicherheit. „Diese Ökosysteme helfen, den Trend durchzusetzen“, ist sich Hagenbucher sicher.
Beste Voraussetzungen für das vernetzte Zuhause ^
Ermutigende Rückendeckung erhielt Hagenbucher durch eine aktuelle Studie der gfu Consumer & Home Electronics GmbH (siehe gfu.de). gfu Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim Kamp leitet aus den Marktforschungsergebnissen folgendes ab: „Komfort, Energieeffizienz und Sicherheit spielen eine große Rolle bei der Heimvernetzung. Und es besteht bei den Verbrauchern eine hohe Kaufabsicht, die jedoch in den verschiedenen Altersgruppen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist.“
Beispielsweise wollen in Deutschland 29 Prozent Alarmsensoren einsetzen, die über geöffnete Türen, Bewegungen oder Rauchentwicklung informieren. Vernetzte Kameras sind für 21 Prozent hoch attraktiv, gefolgt von der Heizungssteuerung, Jalousien- sowie Garagentorsteuerung (je 20 %) und Lichtsteuerung (19 %). Informationen vom Kühlschrank über vorhandene Lebensmittel möchten 16 Prozent erhalten, 14 Prozent würden gerne ihre Waschmaschine per App steuern.
Alles muss intuitiver werden ^
Dagegen sieht Heiko Neundörfer beim Smart Home noch viel Aufklärungsarbeit. Der Geschäftsführer des HiFi Forum, Baiersdorf bei Bamberg, (www.hififorum.de), lebt selbst in einem vernetzten Zuhause, erprobt quasi im hauseigenen Labor das Smart Home.
„Gefühlt“, so Neundörfer, „werden Geräte immer komplexer statt intuitiver und die Installation erfordere immer mehr Spezialwissen. Ferner dominieren die Geräte, passen sich zu wenig dem Wohnraum-Interieur an.“ Deshalb sein Credo auf der gfu insights & trends: „Nur mit Produkten, die den Anforderungen nach Plug & Play, nach intuitiver Bedienung und nach Wohnraumintegration gerecht werden, wird das Thema Smart Home beim Verbraucher punkten.“
Leidenschaftlich warb er auch für einen anderen Kommunikationsauftritt der Branche. „Bisher“, so der Geschäftsführer des HiFi Forums, „stelle man zu sehr Produkte und Technologien in den Vordergrund, anstatt die Kunden auf die Reise ins „smart Home-Land“ mitzunehmen.
Recht auf digitale Gesundheitsversorgung ^
Vernetzte Gesundheitsprodukte scheinen im Vergleich zu Smart Home in der Gunst der Verbraucher schon einen deutlicheren Schritt voraus zu sein. Die Aufgeschlossenheit bei den Konsumenten, so das Ergebnis der gfu-Studie, sei groß. Natürlich sei auch bei dieser Produktkategorie noch Aufklärungsarbeit notwendig.
Zu wissenschaftlichen und politischen Aspekten referierte in Berlin Prof. Dr. Britta Böckmann, Professorin für medizinische Informatik an der Fachhochschule Dortmund. Sie machte deutlich, dass jeder Bürger das Recht auf Digitalisierung habe. Dank der neuen digitalen Produkte, sei Medizin oder Therapie zuhause heute möglich. Sensoren registrieren Auffälligkeiten, überwachen die Einnahme von Medikamenten und vernetzte Geräte geben Anregungen für Therapieübungen und leisten Hilfestellungen. Sie fasst zusammen: „Moderne Medizin ist mobil und bezieht den Menschen zuhause mit seinen Geräten aktiv als Partner ein – der Patient hat ein Recht auf zeitgemäße Gesundheitsversorgung und somit ein Recht auf Digitalisierung.“
Bildgalerie gfu Insights & Trends 2016 ^
Undenkbar: Eine IFA ohne Kochen ^
Auch bei Elektrohausgeräten spielt das Thema Gesundheit eine große Rolle. Smoothies, selbstgemachter Jogurt ohne eine lange Liste an (zweifelhaften) Inhaltsstoffen oder die Zubereitung von Speisen im Dampfgarer sind voll im Trend. Und so kann man auch Kamps Begeisterung nachvollziehen, wenn er ausführt: „Eine IFA ohne Home Appliances, eine IFA ohne Kochen“ geht gar nicht.“ Und auch bei den Hausgeräten kann er auf positive Ergebnisse der gfu–Studie verweisen. Diese bescheinigt eine ungebrochene hohe Kaufbereitschaft für Elektrohausgeräte.
Wie formulierte TV-Journalistin Judith Rakers in ihrer Anmoderation zu Beginn der gfu Insights & Trends so treffend: „Der Kongress soll dazu beitragen, aus der Vogelperspektive die Trendthemen der IFA zu beleuchten, mal wieder über den Tellerrand des Alltags zu schauen.“ Dies ist mit Bravour gelungen und aus dem Blickwinkel der Hausgerätebranche bleibt festzuhalten: Elektrohausgeräte haben weiterhin beste Perspektiven. Die IFA (Berlin 2. bis 7.9.) kann kommen.