Sie hat Konjunktur: gute Luft. Was bisher meist nur außerhalb der eigenen vier Wände durch Abgasanteile ins Bewusstsein gelangte, hat es in die Wohn- und Schlafzimmer geschafft: Wie lässt sich die Luft in der eigenen Wohnung, im eigenen Haus verbessern? Die Technik dafür ist da.
Feinstaub, Stickoxide, Kohlendi- und -monoxid – davon haben Sie in Ihrem Leben sicherlich im Zusammenhang mit Autos sicherlich schon oft genug gehört. Oder wenn es um schlecht gewartete Heizungen oder Unfälle mit Kaminen ging. In den letzten anderthalb Jahren ist ein weiterer Faktor hinzugekommen: Aerosole stehen, vor allem in geschlossenen Räumen, in der Wahrnehmung von Luftinhaltsstoffen mit Bedrohungspotenzial ganz weit oben. Aber haben Sie sich schon einmal über Luftfeuchtigkeit, Radon und VOC (flüchtige organische Substanzen) Gedanken gemacht?
Die letzten 18 Monaten haben vielen Menschen bewusst gemacht, was bisher nur vereinzelt klar war: wie wichtig gute, saubere Luft ist – nicht nur allgemein, auf der Straße, sondern gerade auf dem eigenen Sofa oder im eigenen Bett. Denn: Wo hält man sich die meiste Zeit auf, wenn man nicht gerade bei der Arbeit ist? Und: Ist uns eigentlich bewusst, dass zu Hause oft schlechtere Luft vorherrscht als vor der Tür?
Hitliste
In den letzten zwei Jahren hat sich etwas gewandelt: Wo vorher Ventilatoren, Klimageräte und Heizlüfter je nach Jahreszeit ganz oben auf den Wunschzetteln standen, vielleicht sogar noch – bei entsprechend empfindlichen Menschen – Luftbefeuchter, stehen heute Luftreinigungssysteme. Allein im ersten Halbjahr 2021 wurden im Vergleich zu 2020 mehr als doppelt so viele Luftreiniger gekauft. Laut dem Online-Händler Galaxus.de sind dagegen Klimageräte – angesichts der warmen Sommer der letzten Jahre im Aufwind – im Jahresvergleich um zwei Drittel abgestürzt.
Auf den Boom von 2020 setzen die Luftreiniger in diesem Jahr noch einen drauf: Die Zahlen haben sich noch einmal verdoppelt. Das Bewusstsein hat sich gewandelt.
Viele Hersteller haben daher Luftreinigungssysteme in vielfältigen Ausführungen in ihr Programm aufgenommen – eine Auswahl dieser Lösungen von der „sauberen Luft zum Mitnehmen“ für Auto und Büroschreibtische bis hin zu Kombinationen in Klimageräten und Staubsaugern sowie Reinigern für größere Räume sind alle Varianten mit von der Partie.
Dimensionierungen
Schon bei Klimageräten galt: Wer sich eine Lösung „auf Naht“ kauft, sprich: ein Gerät, dass gerade so die Kapazität für den gewählten Raum schafft, der wird oft mit Lärm bestraft. Da kann es günstiger sein, sowohl in Sachen Geräuschentwicklung, als auch in Sachen Stromverbrauch, zwei kleinere Geräte zu kaufen, die sich leise ergänzen. Noch dazu müssen sie nicht einmal großartig Platz wegnehmen: Wandhängende Luftreiniger, geschickt im Raum verteilt, erledigen die Aufgabe dann auffällig unauffällig, weil sie kaum zu sehen und zu hören sind, die gute Luft aber fällt direkt auf.
Sensorik
Die Basis für saubere, gesunde Luft ist aber immer noch die Lüftung, denn eins kann die beste Technik nicht leisten: verbrauchter Luft Sauerstoff hinzufügen. Nun könnte man die Lautstärke der Luftreiniger als Indikator dafür nehmen, dass die Automatik des Gerätes merkt, dass da etwas nicht stimmt, und dann die Fenster öffnen. Das geht aber mit entsprechenden Sensoren viel eleganter.
Die machen sich dann entweder direkt an der Wand durch Anzeigen und farbige LEDs bemerkbar, oder sie schicken über WLAN bzw. Bluetooth eine Push-Nachricht aufs Smartphone, dass man doch bitte eingreifen sollte. Dazu reicht in der Regel übrigens ein CO2-Sensor völlig aus, wenn es um verbrauchte Luft geht. In bestimmten Risikogebieten und bei durchlässiger Bauweise können auch Radon-Sensoren sinnvoll sein, denn die Lüftung sorgt zuverlässig dafür, dass zumindest der Anteil des Gases in der Raumluft auf ein gesundes Maß reduziert wird.
Feuchtigkeit
Auch die Luftfeuchtigkeit in Räumen sollte man im Auge behalten – nicht nur in Kellern, sondern auch in Wohnungen, wenn beispielsweise kein richtiger Ort für Waschmaschinen und Wäsche zur Verfügung steht. Luftentfeuchter sind dann die Wahl, um Schimmelbildung, vor allem auch versteckt hinter Schränken, vorzubeugen. Aber Vorsicht: Asthmatiker wiederum können von feuchterer Luft profitieren, vor allem nachts. Da ist es dann von Vorteil, dass kühlere Luft weniger Wasser aufnehmen muss, um eine für sie angenehme Luftfeuchtigkeit zu tragen.
Erkenntnisse auf die Spitze getrieben
Thomas Röhler, Europameister im Speerwurf 2016 und 2018 auch Olympiasieger, sind im Rahmen einer in Zusammenarbeit mit Dyson durchgeführten Studie Augen aufgegangen: „Als Athlet versucht man, seinen Leistungsstand stets zu optimieren. Die Studie hat aufgezeigt, dass man sich der Luftqualität aber ebenfalls bewusst sein muss, um in Topform zu sein.“ Es lohne sich, sie zu verbessern – in allen Bereichen des Lebens, vom Training über das Schlafzimmer bis hin zum Kochen: Kochen auf Wasserbasis statt mit Grillen oder Braten mit Öl. Speziell überraschte ihn die Feinstaubbelastung rund um eine Sandgrube in seiner Stamm-Trainingsstätte – neben der allgemeinen Luftbelastung in Innenräumen und auf der Straße.
Luisa Giles, Assistenzprofessorin der University of the fraser valley, Abteilung für Kinesiologie, ergänzt: Athleten versuchen ständig, sich durch marginale Gewinne zu verbessern. Die Optimierung der Luftqualität könnte einer der kleinen aggregierten Fortschritte sein, um den allgemeinen sportlichen Erfolg zu erreichen.“