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In der Mangelwirtschaft: Toxische Mischung

Gut, wer verschenkt schon wirklich eine Geschirrspülmaschine zu Weihnachten? Eher die Ausnahme. Wer es dennoch tut, hat beste Aussichten auf einen Gutschein unter dem Weihnachtsbaum. Denn bei kaum einem Hausgerät sind die Wartezeiten als Folge der globalen, branchenübergreifenden Halbleiter-Rohstoff-Lieferketten-und-Logistik-Krise so lang. Das „Chaos in den internationalen Lieferketten” (FAZ) stellt neben der Industrie immer mehr Einzelhändler vor ganz neue Herausforderungen.

Werden die Geschenke pünktlich unter dem Weihnachtsbaum liegen? Wie wirken sich die Lieferengpässe auf den vor der Tür stehenden „Black Friday“ und die „Cyber Week“ aus? Steigen die Preise? Was müssen Einzelhändler jetzt ganz konkret tun? infoboard.de hat bei Handel und Industrie nachgefragt. Betroffen sind sie alle, A-Marken wie Start-ups, inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte wie die großen Player der Branche.

„Suchen Sie nicht Schuldige, sondern Lösungen“, postuliert Walgenbach-Geschäftsführer Elmar Fedderke seit Monaten. Schlägt jetzt die Stunde des Fachhändlers, der seine Kunden gezielt beraten und mitunter das Interesse auf Alternativgeräte und Alternativlösungen lenken kann? Unbedingt!

Keiner muss nur Socken verschenken

Wahr ist aber auch: Die Leerstellen in den Regalen und auf den Paletten des Handels sind (noch) überschaubar. „Keiner muss in diesem Jahr nur Socken verschenken“, weiß BVT-Geschäftsführer Steffen Kahnt. Andere, wie EP:-Händler Niklas Geuer, sind da wesentlich skeptischer: „Eine Normalisierung sehe ich in 2022 nicht kommen, eher eine Verschlimmerung. So wie man es aus dem Umfeld aus anderen Branchen, wahrnimmt, werden Lieferschwierigkeiten auch mit Rohstoffen wie Aluminium auf uns zukommen.“

Als wäre die Corona-Pandemie nicht Herausforderung genug: Die in den vergangenen Wochen weiter gestiegene Rohstoffpreise, die geringe Verfügbarkeit von Rohstoffen und Frachtraum und damit verbundene Kostensteigerungen und Lieferengpässe haben im 3. Quartal 2021 zu einer toxischen Mischung geführt. Schlimmer noch: Die Verwerfungen in den globalen Lieferketten bleiben wohl auch für die kommenden Monate, weit bis in das Jahr 2022 hinein, eine Herausforderung, heißt es aus Industrie und Handel.

Da schrillen die Alarmglocken

Bei beiden schrillen die Alarmglocken. Da hilft nur noch Galgenhumor: „Wir schauen am Montagmorgen, welche Bauteile vorhanden sind, und entscheiden dann, welches Gerät wir in der Woche bauen“, diktierten uns unisono gleich mehrere Industrievertreter in den Block. Graef-Geschäftsführer Hermann Graef: „Es sind viele Unwägbarkeiten im Markt. Jetzt ist viel Flexibilität gefordert.“ Ob die zur Ambiente und im 1. Halbjahr 2022 geplanten Produkt-Neuheiten der Sauerländer pünktlich auf den Markt kommen? Steht noch dahin. Letztlich fehlt es in der Industrie an allem: Halbleiter, Aluminium, Kunststoffe, sogar Verpackungen.

Einzig bei MediaMarktSaturn scheint es, zumindest nach außen hin, keine Probleme zu geben. Eine Sprecherin zu infoboard.de: „Derzeit haben wir keinen Engpass. In unseren Märkten und Lägern ist ausreichend Ware vorhanden. Wir haben sehr frühzeitig Ware bestellt, um auch in diesen Zeiten unseren Kunden die besten Produkte und Services anbieten zu können. Dank unseres breiten Sortiments und unseres Omnichannel-Ansatzes – also die Verfügbarkeit von Produkten, Services und Beratung online wie offline über alle Kanäle hinweg – können wir weiterhin zu jedem Kundenwunsch jeweils ein passendes Produkt oder den entsprechenden Service bereitstellen.“

Davon unabhängig hätten den Ingolstädtern einige Lieferanten signalisiert, dass es – je nach Nachfrage – in den kommenden Monaten zu Engpässen bei der Verfügbarkeit von einzelnen Produkten in einigen wenigen Produktgruppen kommen könnte. „Inwieweit und in welchem Rahmen das tatsächlich so eintritt, lässt sich derzeit nur schwer vorhersagen“, so eine Konzernsprecherin.

EK/servicegroup macht „Black Friday“ zum „Green Friday“

Mangelwirtschaft einerseits, die Preisverhau-Tage rund um Black Friday und Cyber Monday andererseits – wie passt das zusammen? Es passt, u.a. weil sich der Handel rechtzeitig bevorratet hat. Steffen Kahnt: „Die Händler haben sich wie noch nie mit Ware eingedeckt“. Und dennoch wird das vorgezogene Weihnachtsgeschäft, so der Tenor unserer Umfrage, eher mit angezogener Handbremse laufen.

Ein starkes, beispielgebendes Zeichen setzt die Bielefelder EK/servicegroup: „Unsere electroplus Händler werden zum Black Friday einen anderen, nicht preisdominierten Ansatz wählen: Mit unserer „Green Friday“-Aktion pflanzen wir Bäume für jedes verkaufte oder reparierte Gerät. So nehmen wir den Mega-Trend nachhaltiges Handeln auf und unterstützen unsere Händler bei der wertorientierten Vermarktung“, erklärt Franz Schreckenberg, Leiter Category Management Bereich Haushalttechnik/Küche beim Mehrbranchenverbund in Bielefeld. Chapeau!

Preiserhöhungen hier, Produktionsanpassungen dort. Weder das Ende noch die Folgen der aktuellen Lieferkettenkrise sind derzeit absehbar. Aber in einem Punkt sind sich alle einig: Jetzt schlägt die Stunde des beratungsstarken, serviceorientierten Fachhändlers und agilen Unternehmers.

Das sagt der Handel

EP: Geuer:
„Wer Ware hat, der gewinnt“

„Aktuell ist die weiße Ware stärker betroffen als die TV-Sparte. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Ware, die aus Fernost kommt, besser verfügbar ist, als es bei in Deutschland produzierter Ware der Fall ist. Lücken haben…

EK/servicegroup:
Blick in die Kristallkugel

„Das Geschirrspüler-Segment ist schon seit einem Jahr stark nachgefragt. Jetzt sind weitere Geräte von den Lieferengpässen betroffen. Der Elektrofachhandel kann mit Doppelplatzierungen flexibel reagieren…

Euronics XXL Johann + Wittmer:
Zusätzliche Lagerräume

„Betroffen sind bei uns die Warengruppen Kühlen und Gefrieren, Geschirrspüler sowie Kochen & Backen. Besonders lange Lieferzeiten, teilweise drei bis sechs Monate, gibt es…

Euronics:
Hohe Service-Orientierung

„Derzeit gibt es über nahezu alle Warengruppen hinweg Lieferengpässe. Die Halbleiter- und Chip-Thematik tangieren nahezu alle technischen Produkte. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass sich…

expert:
Kompetente Fachberatung

„Sowohl zur Black Week als auch zum Weihnachtsgeschäft werden ausreichend innovative Produkte unserer Branche zur Verfügung stehen. Sollte es in wenigen Ausnahmefällen zu Engpässen….

Brömmelhaupt:
Qualität setzt sich immer durch

„Nur der agile, nahe und beratende Händler kann in dieser Situation punkten. Unsere ‚Wir lieben Technik‘-, telering- und esperto-Fachhändler sind in dieser Hinsicht gut aufgestellt. Auch wir bei Brömmelhaupt auf…

ElectronicPartner:
Alternativen anbieten

„Betroffen sind Produkte in allen Sortimenten. Wann sich hier eine Entspannung einstellen wird, ist noch nicht abzuschätzen. Unsere Mitglieder kompensieren diese Situation seit Monaten erfolgreich durch vorausschauende Bevorratung und ein attraktives Angebot an…

Jürgen Müller, Radio Bodewitz:
Funktionierendes Netzwerk

„Es sind nahezu alle Produktgruppen von den Lieferengpässen betroffen. Ganz besonders stark merken wir es aber bei Geschirrspülern und Einbau-Kühlgeräten. Bei Miele sind die Engpässe…

telering:
Lösungsorientiert agieren

„Aus der Perspektive der telering-Großhändler und der telering-Fachhändler sind in erster Linie die Produktgruppen aus dem Bereich der Elektro-Großgeräte betroffen. Insbesondere im Bereich Geschirrspülen gibt es gewaltige Auftragsrückstände, die sich wahrscheinlich erst im ersten…

Das sagt die Industrie

Electrolux (AEG):
Gezielt auf hochwertige Ware beraten

„Die weltweiten Engpässe an Mikrochips wirken sich auf einen Großteil unserer Produktgruppen aus. Besonders betroffen sind einzelne Serien im Bereich Einbau. Die globale Lieferkette bleibt…

Beurer:
Neue Kaufanreize schaffen

„Der Fachhandel kann auch weiterhin auf eine hohe Lieferfähigkeit bei Beurer vertrauen. Um Kundenwünsche auch möglichst kurzfristig erfüllen zu können, empfehlen wir unseren…

Miele:
Echter Vertrauensbeweis

„Besonders betroffen sind derzeit die Waschmaschinen, die Trockner und die Geschirrspüler. Wir hoffen, dass sich insbesondere die Lage auf dem Halbleitermarkt im Verlauf des kommenden Jahres wieder…

Gorenje:
Keine größeren Ausfälle

„Wir haben wie alle Hersteller über verschiedene Produktgruppen hinweg mit Problemen bei der Versorgung mit Elektronik zu kämpfen. Obwohl sich die Versorgungslage im Vergleich…

Beko/Grundig:
Angst vor leeren Regalen unbegründet

„Auch, wenn wir in den vergangenen Monaten mit einer herausfordernden Liefersituation zu kämpfen hatten, konnten und können wir auch aktuell aus allen Segmenten eine Vielzahl an…

Haier:
Voll lieferfähig

„Die aktuelle Situation ist glücklicherweise bei unseren drei Marken Candy, Hoover und Haier recht entspannt. Als weltweite Nummer 1 im Bereich der großen Hausgeräte haben wir sehr viele Möglichkeiten, auf sich verändernde Rahmenbedingungen…

Jura:
Proaktives Agieren

„Grundsätzlich ist die Warenversorgung sichergestellt, aktuell ist nicht mit Ausfällen zu rechnen. Allerdings kann es bei besonders stark nachgefragten Produkten bedauerlicherweise zu…

Samsung:
Mit dem Handel partnerschaftlich Lösungen suchen

„Unsere hohe Fertigungstiefe hilft uns dabei, Engpässe in Lieferketten möglichst zu umgehen. Zudem haben wir davon profitiert, dass wir viele Produkte in Europa produzieren lassen…

BSH:
Im „worst case“ bis zu 2 Millionen geplante Geräte nicht produziert?

„Die globale Verknappung von elektronischen Bauteilen betrifft alle Branchen für technische Geräte weltweit, so auch die BSH. Aufgrund der weltweit…

Smeg:
Offen & transparent

„Smeg entwickelt und fertigt seine Elektrogroßgeräte in eigenen Werken in Italien. Unsere sehr hohe Fertigungstiefe macht uns sehr flexibel und weniger abhängig von Zulieferern oder internationalen…

Groupe SEB:
Nachhaltigkeit stärker aufgreifen

„Wir konnten bereits im vergangenen Jahr beobachten, dass Verbraucher verstärkt auf Marken und Produkte zurückgegriffen haben, die ihnen ihren Alltag zu Hause erleichtern, was insgesamt zu einer erhöhten Nachfrage im Bereich der Haushaltsgeräte geführt

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