Von Anna Trinler und Matthias M. Machan
Sechs Meter hoch, über eine Tonne schwer, ausgestattet mit einer drastischen Botschaft: So tourt HA Schults Wertgigant aktuell durchs Land. Erschaffen aus defekten Elektrogeräten, erzählt der Wertgigant seine ganz persönliche Geschichte. Nach der Premiere auf dem Tollwood Sommerfestival in München sowie anschließend in Hannover machte HA Schults Wertgigant Ende Oktober drei Tage vor dem NRW-Landtag Station, bevor er nach Berlin weiterzog.
Der Wertgigant ist dabei nicht nur ein weiteres Kunstobjekt HA Schults, sondern Projektionsfläche eines ernsten Anliegens: Das gigantische Kunstobjekt repräsentiert den Elektroschrott, den deutsche Haushalte in 72 Sekunden produzieren. Wertgarantie hat mit einer Studie die Grundlage für die Erschaffung des Wertgiganten gelegt.
Das Ergebnis: 436.548 Tonnen Elektroschrott verursachen deutsche Haushalte jährlich, indem sie defekte Geräte nicht reparieren lassen, sondern entsorgen – alle 72 Sekunden entsteht so in Deutschland ein neuer Wertgigant. Mit der Kampagne „Reparieren statt wegwerfen“ schafft Wertgarantie ein neues Bewusstsein für den Umgang mit Elektroschrott
infoboard.de war in Düsseldorf vor Ort, sprach u.a. mit dem Aktionskünstler HA Schult über die Botschaft, die hinter dem Wertgiganten steckt. Die monumentale Skulptur erinnert an einen Roboter aus einem Science-Fiction-Film: Aufgetürmt haben sich u.a. alte Handys, Monitore, Staubsauger, Laptops und Kaffeevollautomaten. Jedes einzelne der Schrott-Elemente hat seine Geschichte. Aus dieser resümiert die enorme persönliche Wirkungskraft des Roboters auf den Betrachter. Sofort beschleicht einen der Gedanke an das eigene Konsumverhalten.
„Wir schmeißen häufig unsere Seele mit weg“, unterbricht der Schöpfer des Kunstwerks HA Schult unsere Gedanken, indem er mit Verve den Sinn seines Objektes und den Zusammenhang der Installation mit der Wertgarantie erklärt: „Unser Planet ist nur geleast. Ich selbst bin nur ein Dienstleister dieser Gesellschaft, deshalb kann man meine Kunst auch nicht an die Wand hängen. Sie soll das Handeln jedes Einzelnen hinterfragen.“ Die Wertgarantie-Botschaft „Reparieren statt wegwerfen“ fiel bei HA Schult auf künstlerischen Boden: Gemeinsam könne man sehr wohl etwas verändern.
Der 82-Jährige bezeichnet sich selbst als „Grüner“, der schon grün war, bevor es das Bündnis’90/Die Grünen überhaupt gegeben habe. Damals diskutierte er leidenschaftlich mit Joschka Fischer am Küchentisch der gemeinsamen Wohngemeinschaft.
Immer noch entscheiden sich Verbraucher heute gegen eine Reparatur, da sie die damit verbundenen Kosten als sehr hoch einschätzen und eine Reparatur sich nicht lohne. Die Wertgarantie-Zahlen bilden eine andere Realität ab: Die Reparaturquote lag in einer 2020 erhobenen Studie bei 75%. Das bedeutet, dass in drei von vier Fällen das defekte Geräte repariert werden konnte.
„Unser gemeinsames Ziel ist es, aufzurütteln und durch die Darstellung des Künstlers, darauf aufmerksam zu machen, dass innerhalb von nur 20 Stunden eine Armee von 1000 neuen Wertgiganten entsteht“, so Wertgarantie Vertriebsleiter Thilo Dröge. Das ist in Düsseldorf eindrucksvoll gelungen. Auch nachdem der Promi- & Presse-Tross abgezogen war, fotografierten und diskutierten an den Folgetagen immer wieder Passanten über die eindrucksvolle Installation vor dem Entree des NRW-Landtages in Düsseldorf. Dröge: „Das was Kunst bewirkt, ist wichtig.“