„Man sagt, in der Krise beweist sich der Charakter – und auf den Charakter, bin ich bei meinem Team ganz besonders stolz“, sagt Alexander Wallraff, der die Wallraff Unternehmensgruppe zusammen mit seinem Bruder Christopher in dritter Generation führt. Der expert-Gesellschafter aus Leverkusen setzt auf ein ausbalanciertes Team und ein familiäres Betriebsklima mit flachen Hierarchien. Hinzu kommen ein motivierendes, modernes Arbeitsumfeld sowie die Identifikation des Teams mit seiner Rolle im Unternehmen. Der Lohn: Im Frühsommer gab es vom Mittelstandsverbund ZGV den Kreativpreis „New (Team)-Work“ für das innovativste Konzept zur Zusammenarbeit in zukunftsfähigen Teams.
Einer dieser heißen Sommertage im August 2022 im Leverkusener Stadtteil Wiesdorf. Drumherum das Bayer-Werk mit seinen Chemie-Töchtern, eine sechsspurige Bundesstraße sowie das Autobahnkreuz Leverkusen-West. Keine Lauf- und Frequenzlage. Doch beim Eintauchen in die Welt von expert Wallraff ist das alles sofort vergessen.
Eine lichtdurchflutete, voll klimatisierte Verkaufsfläche von 1.600 Quadratmetern mit hoher Decke, niedrigen Regalen und einem Kaffeeschwerpunkt (Vollautomaten und Siebträger vor allem) im Entree sorgen sofort für eine entspannte Wohlfühlatmosphäre.
„Meine Eltern Martha und Klaus und wir wollen alles – aber eben keinen 08/15-Laden“, begrüßt uns Alexander Wallraff. Was uns sofort auffällt: Eben kein architektonischer Schuhkarton, wie man ihn so oft in den Gewerbegebieten der Städte findet. Eine ebenerdige und vor allem übersichtliche, niemals überladen wirkende Verkaufsfläche mit dem gesamten Spektrum der kleinen wie großen Hausgeräte (inklusive aller Top-Marken wie Miele und Liebherr, Bosch und Siemens bei den „Großen“, KitchenAid, De‘Longhi, Graef u.a. bei den „Kleinen“ aber auch „Nischenanbieter“ wie Ankarsrum), der Unterhaltungselektronik (ganz bewusst ohne Gaming und Telekommunikation) und mit acht Einbau-/Ausstellungsküchen von Leicht und Schüller.
Arbeitsabläufe nachhaltig verändert
Die jederzeit spürbar angenehme Atmosphäre kommt nicht von ungefähr: „Wir setzen ganz bewusst auf eine angenehme Atmosphäre und einen angenehmen Arbeitsplatz für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn: Wenn sich unsere Belegschaft wohlfühlt, merkt das auch unsere Kundschaft und fühlt sich entsprechend wohl“, sagt Wallraff.
Und weiter: „Wir haben, auch als Reaktion auf das Pandemiegeschehen der vergangenen Jahre die Arbeitsabläufe im Unternehmen nachhaltig verändert und optimiert. Heute sparen wir wichtige zeitliche und finanzielle Ressourcen durch digitale und effiziente Abläufe, die nicht nur den Erfolg des Unternehmens (unter-) stützen, sondern auch die Motivation, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden fördern.“
Ein gut ausbalanciertes Team, das familiäre Betriebsklima, ein motivierendes, modernes Arbeitsumfeld und vor allem die Identifikation des Teams mit seiner Rolle im Unternehmen ist für Wallraff und seinen Bruder Christopher, der den Geschäftsbereich Großhandel (Elektroinstallationsmaterial vor allem) verantwortet, als „die Nr. 1 Aufgabe“ des Managements an.
„Unser Umgang mit dem bestehenden Personal ist die beste Grundlage, um neues Personal zu gewinnen“, so Wallraff, der 2016, u.a. nach einem Jura Studium und Human Ressources im schottischen St. Andrews, ins elterliche Unternehmen eingestiegen ist und das „Employer Branding“ ganz bewusst über die Social-Media-Kanäle nach vorne treibt.
Oftmals sind es vermeintliche Kleinigkeiten im Geschäftsalltag, die eine große Wirkung erzielen. Bestes Beispiels sind die digitalen Preisschilder, mit denen man aktuelle Preisanpassungen auf Knopfdruck durchführen kann. Wallraff: „Das spart nicht nur Tausende Blatt Papier und Unmengen an Toner im Jahr, sondern spart pro Vorgang im Schnitt sieben Minuten Arbeitszeit.“
„Wir schaffen mehr in weniger Zeit“
Die freigewordenen Ressourcen nutzt das Wallraff-Team heute dazu, noch genauer auf die Kundenwünsche einzugehen, sich mit Schulungen weiterzubilden und hier und da auch die Vorteile der flexibleren Arbeitszeit zu nutzen. Wallraff: „Wir schaffen heute mehr in weniger Zeit und haben unsere Öffnungszeiten so angepasst, dass wir die Bedürfnisse unserer Kunden und unserer Mitarbeitenden bestmöglich in Einklang bringen.“
Im Schnitt bedeutet das rund eine Stunde mehr Freizeit für die Mitarbeiter – pro Tag! „Aus unserer Sicht ein sehr wichtiger Beitrag zur Work-Life-Balance unseres Teams und ihrer Familien. Um auch hier eine bestmögliche Steuerung zu gewährleisten, erfolgt unsere Dienstplanung komplett digital“, so Wallraff. Und: „Durch die Analyse unserer Daten können wir heute einen optimalen Ausgleich zwischen höchstmöglichem Kundenservice und ausreichendem Personaleinsatz bewirken. Ohne die geänderten Rahmenbedingungen durch die Pandemie hätten wir uns das nie getraut!“
Wohlfühl-Atmosphäre
Zur Wohlfühl-Atmosphäre gehört auch ein vergleichsweise geringer Provisionsanteil für den Verkauf. Wichtiger: „Wir sichern mit dem Gehalt eine solide Grundlage für das Leben, üben so in einem partnerschaftlichen Verhältnis wenig Druck aus.“
Und die Kunden? Die kommen aus Leverkusen, dem angrenzenden Bergischen Land sowie von der Rheinschiene zwischen dem Düsseldorfer Süden und dem Kölner Norden. „Unsere Mission ist es, unseren Kunden ein nachhaltig begeisterndes Einkaufserlebnis zu bieten.“ Dazu gehöre vor allem die Beratungsfunktion, also beispielsweise, wie die Hausgeräte den Alltag der Kunden spürbar erleichtern können. Wallraff: „Am POS muss nicht jeden Tag Feuerwerk und Hüpfburg sein. Wichtiger ist der Verkäuferkontakt zum Kunden.“
Ein kurzer Blick in die Historie: Gegründet im Jahre 1948 durch Josef Wallraff als Elektrogroß- und Einzelhandel, ist das Unternehmen auf den Eckpfeilern von Qualität, Flexibilität, Innovation und Zuverlässigkeit aufgebaut worden. Werte, die auch heute noch die Kernpunkte der Firmenphilosophie bilden.
1989 wurde das Unternehmen in zwei Geschäftsbereiche aufgeteilt: Elektrogroßhandel (Elektroinstallationsmaterial) für Industrie und Handwerk sowie Einzelhandel (Consumer Products und Einbauküchen). Seit dem Jahr 2000 ist Wallraff Mitglied der expert-Fachhandels-Kooperation. Hier profitiert man u.a. von technisch einheitlichen, durch die Verbundgruppe zur Verfügung gestellte Lösungen, von der Datenbank über die Retouren- wie Zahlungsabwicklung.
Alexander Wallraff zu den damaligen, heute noch geltenden Beweggründen: „Das Team in der Zentrale in Langenhagen besteht aus gestandenen Profis mit viel Einzelhandelserfahrung. Und wir als Gesellschafter können mit den Herausforderungen unseres Alltags wichtige Impulse und Ideen geben, um den expert-Kurs langfristig mitgestalten.“ Wallraff bringt sich vor allem zu den Themen Personalstrategie und Elektrokleingeräte aktiv mit ein.
Alles gut also unter dem Bayer-Kreuz? Explodierende Preise bei der Energie wie im Supermarkt, gestörte Lieferketten sowie Frequenzverluste aufgrund großer Verunsicherung bei den Verbrauchern hinterlassen auch bei expert Wallraff, wo Cross-Selling und Up-Selling eine wichtige Rolle spielen, ihre Spuren. Indes: „Die Nachfrage nach Großgeräten ist nach wie vor da“, berichtet Wallraff. Und: „Die Mittelklasse bricht weg. Preiseinstieg und Premium laufen.“
IFA: „Das wird ein Fest!“
Skeptisch ist Wallraffs Ausblick auf die Fußball-WM im November und Dezember: „Ich bin mir nicht sicher, ob die für uns Rückenwind bringt. Die Ängste und die allgemeine Stimmung überlagern alles.“ Doch könnten die steigenden Energiepreise durchaus einen Schub für energiesparende Großgeräte bringen.
Jetzt freut sich Wallraff und sein Team (30 Mitarbeitende) auf die IFA in der kommenden Woche: „Das wird ein Fest! Endlich treffen sich mal wieder alle an einem Ort zum Austausch.“
Das sehenswerte Bewerbungsvideo von expert Wallraff zum Kreativpreis 2022 sehen Sie hier.