Am Montag vergangener Woche hat der Vorstand der Metro AG nach Abschluss der Prüfungen entschieden, die für eine Teilung der Metro Group erforderlichen Vorbereitungsmaßnahmen in einen Großhandel- und Lebensmittelspezialisten sowie und ein auf Unterhaltungselektronik-Produkte und -Dienstleistungen fokussiertes Unternehmen, dessen Kern die heutige Media-Saturn Holding darstellt, einzuleiten. Die endgültigen Namen der beiden Unternehmen sollen im November bekannt gegeben werden. Der Aufsichtsrat stimmte den Plänen auf seiner außerordentlichen Sitzung am vorvergangenen Montag ebenfalls zu.
Hintergrund dieser Entscheidung ist die Überzeugung, dass sich beide Gesellschaften durch eine Konzentration auf ihre jeweiligen Branchen und Kundensegmente größere Wachstumsperspektiven erschließen können. Die auf ihr jeweiliges Kerngeschäft zurechtgestutzten Unternehmen sollten sich leichter steuern lassen, als der Handelskoloss, der aktuell 60 Milliarden Euro umsetzt. Anders formuliert: Der Gesamtkonzern Metro Group hat schlicht und einfach keinen besonderen Nutzen mehr für seine (wieder erfolgreichen) Töchter. Sitz beider Unternehmen wird wie bisher Düsseldorf, der operative Kurs der neuen „MSH-Metro“ wird weiterhin in Ingolstadt gesteuert.
Die notwendigen gesellschafts- und steuerrechtlichen Einzelheiten sowie die jeweilige Kapitalstruktur der beiden Unternehmen wurden zwischenzeitlich geklärt. Ab dem 30. September wird das Unternehmen daher, zunächst pro-forma, in zwei organisatorisch voneinander getrennte Einheiten geteilt.
„Wir haben in den vergangenen Monaten die geplante Aufteilung unseres Konzerns intensiv analysiert“, so Olaf Koch, Vorstandsvorsitzender der Metro AG. Und: „Nun schaffen wir die ersten wichtigen Voraussetzungen und leiten entsprechende Maßnahmen ein. Mit der organisatorischen Trennung machen wir den ersten großen Schritt, einen international führenden Großhandels- und Lebensmittelspezialisten sowie den europäischen Marktführer für Unterhaltungselektronik-Produkte und Dienstleistungen zu schaffen. Die Entwicklung der vergangenen Monate bestärkt uns in unserer Überzeugung, dass beide Einheiten, die kaum operative Überschneidungen und Synergien aufweisen, eigenständig noch erfolgreicher sein werden.“
Heißt im Klartext: 20 Jahre nach Gründung der Metro AG ist es vorbei mit dem Motto „Alles unter einem Dach“. Mit seiner Aufspaltung will sich der Handelsriese neue Wachstumsperspektiven eröffnen. Angenehmer Nebeneffekt: Die mitunter bizarre Dauerfehde mit MediaMarkt-Gründer und MSH-Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals scheint, wenn denn schon nicht gelöst, so zumindest doch ein wenig entschärft. Da Koch der Boss des Großhandels- und Lebensmittelgeschäfts werden soll, kann er Kellerhals künftig aus dem Weg gehen. Denn gestritten wird zwischen den beiden seit Jahren nahezu um alles: die Strategie, das Top-Personal – insbesondere um Pieter Haas, CEO der Media-Saturn-Holding – die Gesellschafterrechte und vieles mehr.
Und der Streit ist wohl noch lange nicht vorbei: Auf seiner Homepage polterte und foulte der Milliardär Anfang letzter Woche mit schönen Grüßen aus Salzburg wie seit Jahr und Tag gegen den Vorstandsvorsitzenden Olaf Koch: „Der angerichtete Schaden durch eine Kapitalvernichtung bei Media-Saturn wird sicher noch längere Jahre Gerichte beschäftigen. Der Quartalsbericht 2016 beweist wieder einmal, dass kein Zukunftskonzept bei der Metro AG vorhanden ist.“
Und weiter: „Olaf Koch darf heute walten wie er will. Seit mehr als 5 Jahren dauert das Desaster mit Olaf Koch nun an. Auch wenn eine Aufspaltung umgesetzt wird, spielt Olaf Koch noch eine entscheidende Rolle.“ Einmal in Fahrt gekommen, teilt Kellerhals weiter aus: „Operativ kopiert das Unternehmen mit Verzögerung die Wettbewerber und bleibt dabei immer Verlierer.“
Das klingt genauso wenig nach Friedenspfeife wie diese Passage: „Das einzige was Olaf Koch mit seinen Vorständen einfällt, ist Sparen, Unternehmensanteile verkaufen, Märkte oder Länder schließen, den Personalabbau vorantreiben sowie Gehälter senken.“
Kellerhals gehören 21,6 % an Media-Saturn. Er hätte aber nur dann ein Mitspracherecht, wenn sich MediaMarkt und Saturn komplett aus dem Metro-Konglomerat verabschieden sollten. Die Metro-Führungsetage umgeht das ein wenig „tricky“, indem nicht die MSH, sondern der große Rest des Geschäfts ausgliedert wird. Nach einem Bericht des Handelsblatt vom 5. September 2016 halten Analysten eine Fusion von Media-Saturn mit der britischen Dixon Carphone für möglich. Aber auch von Kellerhals selbst wird immer wieder kolportiert, dass er damit liebäugele, Media-Saturn zusammen mit einem Finanzinvestor zu übernehmen. Allerdings wirft er Metro-Chef Koch vor, „unrealistisch hohe Preise“ zu verlangen.
Technisch soll die Aufteilung des Konzerns dadurch erreicht werden, dass das Großhandels- und Lebensmittelgeschäft (Metro Cash & Carry und Real) sowie weitere, dazugehörige Gesellschaften und Geschäftsaktivitäten wie Logistik, IT und Immobilien ausgegliedert und abgespalten werden. Der verbleibende Konzernteil fokussiert sich dann auf den Unterhaltungselektronik-Sektor.
Wesentlicher Eckpfeiler der neuen Gruppe ist die rund 78%ige Mehrheitsbeteiligung an Media-Saturn sowie an weiteren verbundenen Unternehmen. Zugleich sind vergangene Woche auch die entscheidenden Top-Personalien bekannt geworden. Ex-Deutsche Bank Co-Vorsitzender Jürgen Fitschen, seit 2008 Mitglied im Aufsichtsrat der Metro AG, soll den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden der künftigen Unterhaltungselektronikgruppe übernehmen.
Für die Metro-Unterhaltungselektronikgruppe ist folgende Vorstandsbesetzung vorgeschlagen worden: Pieter Haas, für Kellerhals wohl vom Paulus zum Saulus gewandelt, wird Chief Executive Officer (CEO). Chief Financial Officer (CFO) wird Mark Frese, aktuell Vorstandsmitglied und CFO der Metro AG. Und Chief Legal and Compliance Officer (CLCO) wird Dieter Haag Molkenteller, derzeit Group Director Legal Affairs & Compliance bei der Metro AG. Natürlich müssen den Vorstandspersonalien die zuständigen Aufsichtsräte noch zustimmen und die Personalien des Aufsichtsrats stehen unter dem Vorbehalt der Wahl durch die Hauptversammlung.
Parallel zu den jetzt konkret gewordenen Aufspaltungsplänen hat die Metro Group auch die Strategien der beiden künftigen Unternehmen definiert und dazu klare Kapital- und Steuerstrukturen entwickelt. Es wird weiterhin für beide Unternehmen ein Rating im Bereich “Investment Grade” erwartet, das die Finanzierung vergünstigt. Bei den Ratingagenturen Moody’s und Fitch schafft Metro den Status derzeit nur knapp. Den Forderungen von Kellerhals nach einer Kapitalerhöhung bei der „neuen“ Metro – „Die Metro AG müsste schon eine Kapitalerhöhung durchführen, um die Tochterunternehmen stärker auszustatten.“ – erteilte das Düsseldorfer Unternehmen – wie könnte es auch anders sein – postwendend eine klare Absage.
Um aber die Kapitalbasis des Unterhaltungselektronik-Geschäfts zu stärken, ist eine 10%-ige Beteiligung der „neuen Metro“ am Großhandels- und Lebensmittelgeschäft geplant. Und: Nahezu alle bestehenden Finanzverbindlichkeiten der Gruppe werden von der Großhandels- und Lebensmitteleinheit übernommen. „Die neue Kapitalstruktur verschafft beiden Einheiten Stabilität und Raum für weiteres Wachstum. Beide Unternehmen sind für die Zukunft gut aufgestellt“, so Olaf Koch. Heißt: Die Elektronik-Gruppe soll verstärkt vom Multichannel-Absatz profitieren, auch Zukäufe sind nicht ausgeschlossen. Die Aufspaltung soll bis Mitte 2017 vollzogen sein.
Für Börsianer indes ist die Faktenlage, die Metro-Chef Olaf Koch und Finanzvorstand Mark Frese erläuterten, noch viel zu dünn: Mit einem Tagesminus von 4% wurde die Metro-Aktie im M-Dax am vergangenen Dienstag regelrecht abgestraft. Mehr Klarheit wird es erst im November geben.
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