Acht Akkusauger standen für die Februar-Ausgabe des Magazins „test“ der Stiftung-Warentest auf dem Prüfstand. Wirklich empfehlenswert ist keiner, das Ergebnis verheerend: Beim Test von acht kabellosen Handstaubsaugern, so heißen die Akkusauger offiziell, zu Preisen von zwischen 180 und stolzen 375 Euro schneiden zwei mit „ausreichend“ ab, sechs hingegen sind „mangelhaft“. Damit versenken die „test“-Tester unter der Headline „Ohne Saft und Kraft“ gleich eine komplette Gerätekategorie.
Sind die Akkusauger wirklich so schlecht? Muss ich mich, der auf drei Etagen je einen Akku-Sauger im Einsatz hat, nun grähmen? Vermutlich ist alles nur ein Missverständnis! Wenn man die Akkusauger in den Wettstreit mit einem klassischen Bodenstaubsauger ins Rennen schickt, wird er immer nur zweiter Sieger sein. Denn für diesen Wettstreit ist er weder gedacht noch gemacht. Akkusauger eignen sich höchstens als Zweitgerät, einige auch als Kleinsauger zum Reinigen des Autoinnenraums, schreibt die Stiftung Warentest. Ja, genauso ist es. Ein Zweitsauger! Ein Gerät aber, das ich nicht mehr missen mag.
Für mich ist der „car & boat“ (wobei es zum Boot noch nicht gereicht hat) von Dyson ein unverzichtbarer Alltagsbegleiter, der mich zum Impuls-Sauger gemacht hat. Morgens nach dem Frühstück saugt er die Krümel von der Tischplatte, mittags entfernt er die Spinnennetze in der Wohnzimmer-Ecke und abends die Socken-Flusen vom Schlafzimmer-Teppichboden. Mit einem klassichen Bodenstaubsauger würde ich es mir dreimal überlegen, ob die Flusen und das Spinnennetz nicht noch bis morgen warten können. Der Akkusauger erledigt es sofort – schnell, laut (ja, laut, aber es geht ja nur um Sekunden) und vor allem präzise. Und unter uns: Mein Akkusauger ist auch hoch wirksam gegen Mücken und anderes stechendes Ungetier. Politisch vielleicht nicht korrekt, aber so hinterlässt der Mücken-Mord wenigstens keine Spuren an der weißen Wand.
Sicher, es mag objektive Messdaten geben, die dem Akkusauger schlechte Leistungswerte attestieren. Meine subjektiven Erfahrungen schreiben eine ganz andere Geschichte: Unverzichtbar! Denn so richtig schlimm wird es erst, wenn er fehlt. Wenn ich Urlaub auf meiner Lieblingsinsel in meinem Lieblingsferienhaus mache, ist alles da: Kühlschrank mit 0-Grad-Zone, Induktion, Dampfgarer, Kapsel-Kaffeemaschine. Nur der Akkusauger fehlt. So sieht es unter dem Tisch dann auch aus: Brötchenkrümel bis zum Abwinken, die sich mit feinem Sylter Sand vermischen. Mit einem Akkusauger würde es erst gar nicht zur Entstehung dieses Biotops kommen. Und teuer muss er ja auch nicht unbedingt sein, Aldi hatte gerade einen für schlappe 60 Euro im Angebot. Kauft man sich gleich sechs davon, hat man noch immer nicht den Preis des teuersten Akkusauger aus dem Test der Siftung Warentest abbezahlt.
Fakt ist: Für mich ersetzt der Akkusauger den Küchenbesen samt Kehrblech. Okay, er ist teuer ( aber tres chic), er ist laut (für einen im Jahrgang 1965 geborenen definiert sich so eben auch Leistung) und er, beziehungsweise sein Akku, macht nach zehn Minuten schlapp, für mich das einzig wirkliche Manko. Wenn aber im Wohnzimmer immer noch wie von Zauberhand Tannennadeln auftauchen, obwohl der Weihnachtsbaum seit einem Monat raus ist, wenn in den Fugen des Küchenfußbodens vom Tischfeuerwerk der Silvesterparty immer noch Konfetti und gltzernde Herzchen „überlebt“ haben, dann weiß ich den Vorteil des Akkusauger zu schätzen, egal was die Stiftung Warentest schreibt.
Das, was die Stiftung Warentest schreibt, ist allerdings ein Verriss: „Ein Akkusauger hatte im Test auf Teppichboden nur eine Staubaufnahme von etwa 20 Prozent, das ist mehr als dürftig. Aber auch die meisten anderen saugen trotz motorisierter Elektrobürste nur mäßig bis schlecht, vor allem auf Teppich, denn ihre Saugkraft reicht nicht aus. Hinzu kommt: Von dem, was sie vorn aufnehmen, blasen sie hinten wieder zu viel heraus. Das belastet die Raumluft mit Feinstaub. Der Dyson V6 absolute ist der einzige Kabellose, der ordentlich saugen und gleichzeitig den Staub gut zurückhalten kann. Allerdings macht sein Akku viel zu schnell schlapp, im Powermodus endet der Saugspaß schon nach sieben Minuten.“ Selbst der vermeintliche Testsieger – der Dyson „v6 absolute“ war mit einem „ausreichend“ (3,9) der Beste im „test“-Test – bekommt sein Fett weg.
Mir kommt der große deutsche Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki in den Sinn, der mir zu Beginn der 1990er Jahre etwas zumindest damals noch erstaunliches verriet: Sein kluges Buch „Lauter Lobreden“ lag wie Blei in den Regalen des Buchhandels. 15 Jahre zuvor war sein Buch „Lauter Verrisse“ erschienen – ein Bestseller! Als im Sommer vergangenen Jahres die Stiftung Warentest Bodenstaubsauger testete, die dem neuen, verschärften EU-Label entsprachen, gab es „Lauter Lobreden“, und wir nickten ein. Als vergangene Woche „Lauter Verrisse“, also der Test der Akkusauger erschien, waren wir wie elektrisiert. Doch leider war bei näherem Hinschauen das Thema ein wenig verfehlt. Daher: Ich halte meinem Akkusauger die Treue!
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