Die Einzelhandelsumsätze in Europa sind trotz Rekordinflation widerstandfähiger als erwartet. Das zeigt eine aktuelle Studie von Allianz Trade.
Ein Jahr nach der russischen Invasion in der Ukraine hat ein höheres Einkommensniveau den Inflationsschock teilweise abgefedert. So haben insbesondere starke Zuwächse bei den Arbeitnehmereinkommen – hauptsächlich durch eine sehr gute Arbeitsplatzentwicklung in Frankreich sowie höhere Löhne in Deutschland, Italien und Spanien – die Kaufkraft der Haushalte gestützt.
Die während der Pandemie angesammelten Ersparnisse haben den Konsum ebenfalls unterstützt, während Kredite nur einen geringen Beitrag in Frankreich und Italien geleistet haben. Die Studienautoren erwarten, dass der Konsum erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 wieder Fahrt aufnimmt.
Die Studie betrachtet auch die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für den Einzelhandel: Die geringere Wachstumsrate, höhere Zinssätze und eine strengere Finanzierung stellen insbesondere Modegeschäfte, Warenhäuser und E-Commerce-Spezialisten vor große Risiken.
Mit dem Rückgang staatlicher Unterstützungsprogramme im Rahmen der Covid-19-Maßnahmen verlangsamt sich der Konsum, Kredite werden knapper. Dies kann laut Studie zu einer Zunahme von Insolvenzen großer Einzelhandelsunternehmen führen. Bereits im 1. Quartal 2023 hat das Tempo bei den Insolvenzen angezogen.
Im Gegensatz zu vergangenen wirtschaftlichen Abschwüngen sind die Ausgaben für nicht dauerhafte Güter (hauptsächlich Lebensmittel, aber auch Strom und Kraftstoff) am stärksten gesunken (von -2% in Italien bis -7% in Deutschland). Hingegen sind größere Anschaffungen wie langlebige Güter (Autos, Unterhaltungselektronik, Möbel, Haushaltsgeräte) oder halblanglebige Güter (Kleidung, Spielzeug, Kulturgüter) trotz der steigenden Lebenshaltungskosten im niedrigen einstelligen Bereich gewachsen.
Berechnungen zeigen, dass der durchschnittliche Haushalt in Deutschland im 1. Halbjahr 2023 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2022 zusätzlich etwa 290 EUR für den gleichen Warenkorb an Gütern und Dienstleistungen ausgegeben hat.
Die komplette Studie (ENG) finden Sie hier.