Mitunter sind es Kleinigkeiten, die den (wieder) gestiegenen Stellenwert der Ambiente für Elektroküchengeräte ausmachen: Auf dem Messestand des Topf- und Pfannen-Spezialisten „Elo“ werden am Morgen des ersten Messetages die besten Food Blogger ausgezeichnet, und Severin ist einer der Haupt-Initiatoren. Gleicher Ort, zum Ausklang des Messe-Tages: MediaMarkt ist da und veranstaltet ein „Chat Cooking“, angekündigt nicht weniger als die „interaktive Kochshow mit Geschmacksexplosion“, übrigens mit respektabler Community im Netz. MediaMarkt mal wieder als Vorreiter, der die Zeichen der Zeit erkennt und die „vermeintliche Nische Ambiente“ als Bühne für sich offensiv nutzt.
Wenn es aber eines handfesten Beweises bedurft hätte, welchen Stellenwert die Elektrokleingeräte wieder in Frankfurt haben, dann hat diesen die lichtdurchflutete, großzügige Messehalle 3 mit respektabler Steilvorlage geliefert. Ob Caso oder WMF, Severin, Ritter, Petra, Beem, Gastroback, Unold, Solis oder Rommelsbacher, jede Menge prominente Namen hatten ihre Zelte am Main aufgeschlagen, oftmals auf deutlich vergrößerter Standfläche. Also, nichts wie rein in die Halle 3.1, links abbiegen und dann in den vorletzten Gang: Hier hat Heinz-Werner Ochs mit seinem Team von Pro Business ganze Arbeit geleistet und einen Boulevard der Kleingeräte auf die Beine gestellt. Das erinnerte doch sehr an die Glanzzeiten der Kleingeräte vor einigen Jahren in Halle 9. Chapeau!
Ochs gab die Marschrichtung vor: „Die Ambiente bietet den teilnehmenden Pro Business Mitgliedern die ideale Möglichkeit, internationale Kontakte neu zu knüpfen, beziehungsweise bereits bestehende für den Verkauf ihrer hochwertigen Markengeräte weiter auszubauen. Dies ist eine der großen Stärken der Ambiente.“ Recht hat er. Die Internationalität war überall greifbar: in der U-Bahn, vor den Eingangszonen, in den Gängen, auf den Ständen. Ein internationales Sprachgewirr wie man es, sorry Berlin, auf der IFA so (noch) nicht hört, das einfach dem extrem breiten, steckerlosen Konsumgüterangebot geschuldet ist.
Unser subjektiver Eindruck wird durch die Statements der Aussteller untermauert: Ob Caso oder Ritter, Rommelsbacher oder Nemox, Severin oder Unold: Alle loben die Internationalität der Ambiente. Tenor: Man findet in Frankfurt eine (Housewares-) Klientel, die man so auf der IFA eben nicht erreicht. Die offizielle Bilanz der Messe Frankfurt unterstreicht dies: In diesem Jahr kamen erstmals 53 % der Fachbesucher aus dem Ausland – so viel wie noch nie. Insgesamt haben 135.000 Einkäufer aus 152 Ländern die Leitmesse der Konsumgüterbranche besucht.
Die, die aus der Hausgeräte-Branche hier ausstellen, tun das ganz bewusst. Weil ihr Angebot passgenau hierhin gehört oder weil sie überwiegend hier ihre internationalen Kunden treffen. Und nicht zuletzt passen ja die Küchen-Kleingeräte auch wunderbar ins Themenumfeld der Ambiente rund um den gedeckten Tisch. So sahen wir in Frankfurt lauter sinnenfrohe Inszenierungen voller Genuss und Lifestyle. Frankfurt oder Berlin, das ist für die meisten indes keine Frage, die sich stellt: Man tut das eine – ohne das andere zu lassen.
Zwei Trends sprangen die Ambiente-Besucher bei den Elektrokleingeräten geradezu an: Die „Slow Juicer“ unter den Entsaftern sowie die Multifunktions-Küchengeräte à la Thermomix. Der Erfolg des Thermomix adelt das Multitalent unter den Küchenmaschinen immer öfter zum Gattungsbegriff – und spornt nicht wenige Mitbewerber zum Nacheifern an. Aber die Geräte, die in den vergangenen Wochen auf den Markt gekommen sind, reichen nur selten an die Benchmark heran, die die Wuppertaler geschaffen haben, zumal sich die meisten Geräte vor allem über den (deutlich günstigeren) Preis definieren. Ein Thermomix kostet rund stolze 1.100 Euro. Für das, was wir in Frankfurt gesehen haben, muss man gerade die Hälfte hinblättern oder weniger.
Was aber einige verkennen: Das Erfolgsrezept des Thermomix beruht nicht nur auf der Tatsache, dass er bis zu vier Töpfe ersetzt und auch Koch-Muffel mit Geling-Garantie überrascht. Es ist vor allem der exklusive Direktvertrieb, der die Begehrlichkeiten beim Kunden weckt. Ein Produkt zu hohen Preisen in einem geschlossenen System am klassischen Einzelhandel vorbei zu verkaufen, das ist eine Rechnung, die bei Vorwerk schon bei der Bodenpflege aufging und die auch für Nespresso über Jahre zu traumhaften Gewinnmargen führte. Nicht unterschätzen darf man vor allem die Thermomix-Community, die sich mit Leidenschaft im Netz austauscht. Da dürften die meisten „me too“-Anbieter das Nachsehen haben. Severin indes hat das erkannt und versucht das auf seinen in Frankfurt jetzt offiziell vorgestellten „James“ mit Blogger-Events und Netz-Community zu übertragen.
Ob „Slow Juicer“ das Obst und Gemüse wirklich gesünder ins Glas bringen, steht noch dahin. Auf jeden Fall ist die Saftausbeute größer als bei herkömmlichen Zitruspressen und Entsaftern. Durch das schonende Entsaften sollen Vitamine, Antioxidantien, Geschmack und Farbe optimal erhalten bleiben. Das liegt im Trend. So sehr, dass kaum ein Kleingeräte-Anbieter auf die Slow Juicer in Frankfurt verzichten mochte. Zwei Dinge fielen uns auf: Die Einfüllstutzen sind im Vergleich zu den herkömmlichen Entsafern kleiner, bedeutet also ein wenig mehr an Vorbereitung. Und: Offenbar scheinen einige Anbieter auf den gleichen (asiatischen) Hersteller zu setzen. Denn auf den ersten, schnellen Messeblick unterschieden sich manche „Slow Juicer“ weder beim Design noch in den technischen Features. Doch es gibt eine echte Ausnahme: Der „vita juicer“ von Novissa aus der Schweiz.
Rommelsbacher zeigte auf der Ambiente neben einem neuen Espresso-Kocher ein erstes Muster des voraussichtlich ab Juli verfügbaren Slow Juicers ES 240. Die Platzierung der Dinkelsbühler an einer Gänge-Kreuzung in Halle 3.1 war geradezu ideal. „Die Qualität der Gespräche war hoch, das erfreuliche Feedback zu den Produkten stimmt uns für die Zukunft sehr positiv“, fasst Rommelsbacher Geschäftsführerin Sigrid Klenk die Messetage zusammen.
Auf der anderen Seite der Halle hat Caso seinen Stammplatz, übrigens auch mit einem Entsafter (mit schonender Slow-Juice- und Zentrifugal-Technologie) am Start. Für Caso ist die Ambiente von jeher gesetzt, lange bevor andere Kleingeräte-Hersteller an den Main zurückkehrten. „Wir gehen gerne zur Ambiente als bewusste Eränzung zur IFA“, formuliert es der geschäftsführende Gesellschafter, Peter Braukmann, der allerdings ein wenig unglücklich darüber war, mit den beengten Platzverhälnissen seines Standes leben zu müssen.
Mehr als 20 Neuheiten zeigten die Arnsberger auf dem Messestand. „Die Ausweitung unserer Sortimente ist die konsequente Fortsetzung unserer erfolgreichen Marken- und Produktpolitik der letzten Jahre und sichert das nachhaltige Wachstum unserer Marke. Die gewachsene Akzeptanz der Marke Caso weckt Interesse und Bedarf in den ergänzenden Produktgruppen“, erklärt Peter Braukmann. Dafür wird der aktuelle Standplatz einfach zu klein. Die „neue Elektrohalle“ 3 weckt Begehrlichkeiten.
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