Ein Klassentreffen? Oder ein Konvent der Craft-Brauer?Jedenfalls jede Menge Charakterköpfe und Freaks tief in der Lüneburger Heide, dort wo sich Fuchs und Hase sprichwörtlich „gute Nacht“ sagen. Wer hier etwas auf sich hält, trägt Bart und ein zumeist kariertes, offenes Hemd, nirgends Schlips- und Anzugträger. Und die Damen sind ohne Pumps angereist. Denn die würden durch das Kopfsteinpflaster ringsum schichtweg ruiniert. Wir sind auf der Messe „Wofuha“ – das Kürzel steht tatsächlich für „Wo Fuchs und Hase“ – und die ist binnen weniger Jahre zu dem angesagtesten Kaffee-Event in Norddeutschland avanciert.
Nix Bremen oder Hamburg also mit ihren Großröstern und uralter Kaffeetradition. Veranstaltungsort der „Wofuha“ ist eine große Eventscheune im herrschaftlichen „Gut Thansen“ unweit von Lüneburg. Wer es bis hierhin geschafft hat, bleibt, weil es draußen wie aus Kübeln schüttet. Vor allem aber, weil die „Wofuha“ keine Mainstream-Messe ist. Hier gibt es zweieinhalb Tage 100% Kaffee pur: edle Siebträger aus Italien und Spanien in der Königsdisziplin der Kaffeezubereitung, Hightech-Vollautomaten von Jura, Bosch, Melitta und Siemens für Bequeme, beste braune Bohnen aus den Top-Anbaugebieten und stilvolle Accessoires für alle. Nicht zu vergessen ein Dutzend lehrreiche Workshops und Seminare über die Vorzüge einer Kaffeemühle, die Wasserqualität für den perfekten Espresso, Espresso-Extraktion oder Tassensensorik. Da bleibt keine, wirklich keine braune Bohne unverkostet, kein Mahlwerk und kein Siebträger unangetastet.
Hier wird Kaffee geliebt, hier wird Kaffee gelebt. Ganz ohne Hektik, dafür mit viel Zeit zum Fachsimpeln und Netzwerken unter Baristi und Sommeliers, kleinen Kaffeeröstern und Gastronomen, Maschinenherstellern, Kaffee-Junkies und Konsumenten, für die Kaffee viel mehr ist als der Muntermacher am Morgen. Für die, die Ende Mai in die Heide gereist sind, ist Kaffee und die Kaffeezubereitung Existenzgrundlage und/oder Lebensinhalt, immer aber ein vielschichtiges Genusserlebnis. „Es macht einfach Spass hier und ist eine schöne Abwechslung zur Grossstadt und den anderen Kaffeeveranstaltungen, die alle einer gewissen Hektik unterliegen“, sagt Benjamin Wiemer, Head Barista von Woyton in Köln. Wiemer, der immer die ganze Familie mit vom Rhein in die Lüneburger Heide nimmt, schätzt vor allem die familiäre Atmosphäre dieser einzigartigen Kaffee-Veranstaltung.
Die „Wofuha“ – veranstaltet von der Hamburger Firma Espressopool – hat sich seit ihrem ersten Event 2012 enorm entwickelt, den Teilnehmer- wie Besucherkreis so substanziell erweitert, dass man getrost von einer echten wie etablierten Messe sprechen kann. So werden neuerdings von Hamburg aus gar Fahrgemeinschaften in die Lüneburger Heide gebildet, via Facebook Mitfahrgelegenheiten in das Land von Fuchs und Hase gesucht. Denn: Hier schlägt das Herz des Kaffees. Bestes Beispiel war in diesem Jahr die Präsentation des so genannten KVA Labs, eine Plattform, auf der sich „Speciality Coffee“ mit der Maschinengattung der Vollautomaten befasste. Junge Mikro-Röster optimierten ihre Kaffees hin auf die Zubereitung im Vollautomaten, mittlerweile ein „must have“ in deutschen Küchen. Kaffee für jeden Anlass, für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. Mehr Kaffee geht nicht! Auf den Geschmack gekommen? Dann unbedingt die nächste „Wofuha“ vormerken: 13. und 14. Mai 2017.
Die häufigsten Fehler sind in der Auswahl des Kaffees und im Kauf von bereits gemahlenen Kaffees zu finden. Man sollte Kaffee immer frisch vor der Zubereitung mahlen. Bei der Kaffeeauswahl ist mein Tipp: Statt Supermarktkaffee eine lokale Rösterei aufsuchen. Wir haben in Deutschland einen Boom von kleinen Röstereien, die handwerklich oft auf hohem Niveau arbeiten.
Für den Start ist es ganz gut, sich auf den eigenen Geschmack zu verlassen. Wenn ich in der Rösterei meines Vertrauens bin, zeigt mir mein eigenes Sensorium den Weg durch die vielen Kaffees und Röstgrade. In Punkto Zubereitung sollte ich darauf achten, dass die Wassertemperatur zwischen 89 und 95°C liegt und der Kaffee frisch gemahlen wird. Nach dem Mahlen sollte ich schnell zubereiten, da Aromen flüchtig sind und in unserer Tasse, nicht in der Luft landen sollten.
Die Maschinenauswahl ist ein ganz eigenes Thema: Vollautomaten mahlen immer frisch und liefern gleich bleibende Ergebnisse. Im Bereich espressobasierter Getränke würde ich zum Handwerk raten. Hier sollte man Budget für eine vernünftige Mühle einplanen, dann kann man mit Freude Espresso, Cappuccino & Co. genießen.
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