Auf einer Skala von minus 10 (sehr hohe Ablehnung) bis plus 10 (sehr hohe Offenheit) kommt Deutschland auf einen Wert von 1,6 und liegt damit vor Japan (0,9), den Vereinigten Staaten (0,7) und Frankreich (0,1). In den vier Ländern wurden im Vorfeld der IFA rund 4.200 Personen online befragt – etwa 1.000 davon in Deutschland.
Die Offenheit für solche Technologien ist in Deutschland etwa bei vorgeburtlichen Untersuchungen besonders hoch. Ebenfalls überdurchschnittlich ist die Zustimmung bei der tagtäglichen Unterstützung von Patienten zum Beispiel im Krankenhaus sowie bei der Diagnose seltener Erkrankungen. Hingegen lehnt eine große Mehrheit hierzulande die Anwendung neuartiger Technologien im Bereich der Kinderbetreuung ab.
Besonders offen für Gesundheits- und Pflege-Technologien zeigen sich in allen befragten Ländern Personen, die im Gesundheits- oder Pflegebereich arbeiten – etwa Apotheker, Ärzte, Notfallmediziner oder Physiotherapeuten. Ebenfalls eine überdurchschnittliche Offenheit gibt es bei Menschen, die an einer chronischen Krankheit leiden oder die eine Behinderung haben, sowie deren Angehörigen. Insgesamt ist die Technologie-Befürwortung bei jüngeren Menschen deutlich höher und nimmt mit zunehmendem Alter stetig ab.
Die Umfrage zeigt eine starke Polarisierung auf. 13% der Befragten in Deutschland lehnen moderne Gesundheits- und Pflege-Technologien vollständig ab. In den USA sind es sogar 21% der Befragten, die eine unbedingte Ablehnung äußern. Im Gegenzug ist dort die Zahl der Befragten, die sich als maximal offen einstufen, mit ebenfalls 21% auch am höchsten. In Deutschland beträgt der Anteil der größten Enthusiasten 18%.
Kritiker führen als stärkstes Argument ins Feld, dass „Pflege in die Hände von Menschen mit echten Emotionen und Empathie gelegt werden sollte“. Dieser Aussage stimmen international 47% der Befragten zu, in Deutschland sind es 52%. Zudem wird häufig die Sorge geäußert, dass „Algorithmen die Patientin bzw. den Patienten nicht als Individuum“ ansehen (international: 39%/ Deutschland: 35%). Andererseits wird international (43%) und auch in Deutschland (44%) als größte Chance angesehen, dass Technologien und KI „24/7“ – also tagtäglich rund um die Uhr – verfügbar sind.
Ebenfalls viel Zustimmung erhält die Aussage, dass es „einen Mangel an Information und ein Risiko für Missverständnisse geben könnte, die zu Behandlungsfehlern führen (international: 40%/ Deutschland: 38%). Zugleich aber sehen viele (je 40% international und in Deutschland) einen Vorteil darin, dass es mithilfe von Technologien gelingen kann, Erkrankungen früh zu erkennen – und so die Behandlungsqualität zu erhöhen.
Vor allem in Deutschland (38%) äußern die Befragten die Hoffnung, dass KI im überlasteten Gesundheitssektor den Druck senken kann (international: 30%). Auch die Erwartung von Kosteneinsparungen ist beträchtlich (Deutschland: 30%, international: 29%). Dem gegenüber äußert eine beträchtliche Zahl von Befragten die Sorge, dass Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegesektor ihren Job verlieren könnten (international 34%, Deutschland: 30%) und dass der Technologieeinsatz zu teuer sein könnte (Deutschland: 30%, international 32%).
„Die Studie offenbart, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mit Blick auf den Einsatz von Technologien wie Robotik und KI im Pflege- und Gesundheitssektor gespalten sind. Die Menschen in Deutschland zeigen sich im internationalen Vergleich überdurchschnittlich offen – Ursachen dafür dürften der ausgeprägte Fachkräftemangel und hohe Kostendruck im Pflege- und Gesundheitssektor sein. Doch auch hierzulande finden sich mit Blick auf Technologie widersprüchliche Ansprüche und Sorgen. So erwarten die Befragten einerseits menschliche Kontakte mit gleichzeitiger Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit, die nur Hightech-Lösungen bieten können. Zudem sorgt die Furcht vor Datenrisiken für Ablehnung, während die Fähigkeit von KI für die Datenanalyse etwa in der Diagnostik viel Zustimmung erhält“, fasst gfu Geschäftsführerin Dr. Sara Warneke zusammen.
„Der Gesundheitsbereich eröffnet Consumer-Electronics-Marken mit Technologie-Lösungen einen attraktiven und wachstumsstarken Markt. Besonders vielversprechend sind hier personalisierte Gesundheitsdienstleistungen. Der Erfolg der Anbieter hängt allerdings davon ab, dass sie die Zweifel und Widerstände der Verbraucherinnen und Verbraucher aufgreifen und ausräumen können – und dass sie bei ihren Lösungen die richtige Mischung zwischen Technik und menschlichem Touch finden“, kommentiert Dr. Martin Schulte, Partner Retail and Consumer Goods bei Oliver Wyman.
Die Studie als PDF zum Herunterladen finden Sie hier.
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