„Die Aktionstage sind wie ein Katalysator für das Weihnachtsgeschäft“, sagt Kai Falk, Pressesprecher des HDE in Berlin. Jeder Deutsche gebe an den Aktionstagen durchschnittlich 54 Euro aus, der Handelsverband rechnet mit einem Umsatz von rund 3,1 Mrd. EUR. Das wäre ein gigantisches Plus von 22 % gegenüber dem Vorjahr, was nicht zuletzt auch damit zu tun hat, dass die eigentliche Schnäppchenjagd anlässlich der Konsumparty Ende November immer mehr abnimmt und Hochwertigeres in den Fokus rückt.
Es ist erst 24 Monate her, da sprachen die Verbundgruppen nahezu unisono von einer Wertevernichtung in einem gigantischen Ausmaß. Natürlich gibt es das Verramschen von Restposten und Auslaufmodelle immer noch. Aber statt geklagt wird immer öfter gefeiert. Bereits im März eines jeden Jahres verhandelt die Industrie mit den Verbundgruppen, welche Produkte gezielt für die Cyberweek Ende November produziert werden.
Und wer sich immer noch über den „Black Friday“ aufregt, schaut den Rest des Jahres weg! Bei Karstadt Galeria Kaufhof beispielsweise waren schon Mitte November einige Waschvollautomaten von Bosch und Gorenje um fast die Hälfte, ein Unterbau-Geschirrspüler von Siemens (für 399,- statt 859,- EUR) gar um mehr als die Hälfte reduziert. Gleiches galt auch für eine MUM-Küchenmaschine von Bosch oder einen Toaster aus der Stelio-Frühstücksserie von WMF.
Aber es geht eben auch anders: Euronics beispielsweise hatte bereits im Vorjahr mit Nachdruck bewiesen, dass es in der Cyber Week nicht nur um Dumping-Preise gehen muss. Vorstandssprecher Benedict Kober: „Der Black Friday ist für uns zunächst einmal ein Türöffner – wir gewinnen die Aufmerksamkeit der Kunden durch attraktive Preise. Wir möchten das hohe Interesse bei denen aufrechterhalten, die nicht direkt das Passende gefunden haben. Diese Kunden entscheiden sich letztlich aufgrund der bedarfsgerechten Beratung und Orientierung, die wir online wie offline bieten, für das passendste Produkt – auch wenn dieses nicht zwangsläufig rabattiert ist.“ Ziel sei es, die Kunden nach der Black Week zum Wiederkauf anzuregen. „Das hohe Kundeninteresse soll im Weihnachtsgeschäft verlängert werden. Wir erwarten uns dadurch einen umsatzstarken Jahresendspurt“, so Kober weiter.
Ob online oder stationär, überall wird von einem bärenstarken Auftakt ins Weihnachtsgeschäft gesprochen. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, verweist der Branchengigant Amazon darauf, das der diesjährige Cyber Monday „der größte Einkaufstag“ weltweit in der Geschichte des Unternehmens gewesen sei.
Aber auch die Stationären bzw. Multichannel-Anbieter frohlocken. So zieht auch Frank Schipper als Vorsitzender des BVT eine positive Bilanz: „Mit der Black Week ist der Technik-Einzelhandel in die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts gestartet. Jeder Händler muss sich mit den Events auseinandersetzen, denn das Marketing-Feuerwerk sorgt für große Aufmerksamkeit bei den Konsumenten. Die Black Week hat jede Menge Kunden in die Geschäfte und Online-Shops gelockt. Viele Händler haben Rekordumsätze erzielt. Das Gute: Nicht Jeder hat nur das Super-Schnäppchen abgestaubt. In vielen Fällen hat die kompetente Beratung der Händler dabei geholfen, dass der Kunde mit dem für ihn perfekten Technikprodukt nach Hause gehen konnte.“
Was der BVT und Euronics andeuten, wird durch die GfK untermauert: Laut GfK Insights geht der Verbraucher-Trend weg von günstigen, hin zu höherwertigen Produkten im Angebot. „Sowohl Black Friday als auch der Singles’ Day im November sind für den Handel weltweit etablierte Promotion-Wochen. Unsere Studien belegen, dass Verbraucher immer für gute Angebote zu haben sind, solange diese auch wirklich einen Mehrwert liefern – also eine ehrliche Preisreduktion darstellen“, so Norbert Herzog, GfK-Experte im Bereich Retail.
Und weiter: „Beide Ereignisse zahlen auf den Wunsch der Verbraucher ein, sich gute Angebote nicht entgehen zu lassen und hochwertigere Markenartikel zum bestmöglichen Preis zu ergattern. Einen echten Mehrwert können Händler bieten, indem sie die Anzahl der Angebote reduzieren und so Verbrauchern helfen, ihre gewünschten Produkte einfacher zu finden und zu kaufen.“
Die GfK verweist ferner darauf, dass die Händler darauf achten müssten, die Gewinnspannen nicht zu verlieren und den für sie wichtigsten Verkaufszeitraum des Jahres, das sogenannte „goldene Quartal“, nicht negativ zu belasten. In Märkten wie Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien oder Polen konkurriert der Black Friday unstrittig mit dem Weihnachtsumsatz – und hat diesen oft bereits übertroffen! Händler wie Hersteller setzen daher verstärkt auch auf Premium-Produkte. Die Verbraucher werden ermutigt, eher gehobenere Modelle zu kaufen, als sich für die günstigsten Produkte zu entscheiden.
Laut GfK Point of Sales Tracking stiegen die durchschnittlichen Verkaufspreise im Jahr 2018 in ganz Europa an, das heißt das Umsatzwachstum übertraf das Volumenwachstum deutlich. Während der Black-Friday-Woche 2018 wurden in Deutschland in den Bereichen Technik und Gebrauchsgüter vor allem Geräte aus höheren Preiskategorien gekauft. Im Vergleich zur Vorwoche entsprach das einem Anstieg des Umsatzvolumens um bis zu 65 %!
GfK Online Behavior Daten zeigen, wie sich Konsumenten in Deutschland von der ersten Produktsuche bis zum Kauf durchs Netz bewegen. Auch hier wird die Black-Friday-Euphorie spürbar: Für Marken mit Top-Angeboten können sich Produktansichten wie zum Beispiel im deutschen Kopfhörer-Markt auf E-Commerce-Seiten gegenüber der Vorwoche mehr als verdreifachen. Doch nicht nur das Interesse steigt, auch die Kaufbereitschaft ist hoch.
Mit den richtigen Angeboten können Premium-Marken sogar mehr Produktinteressierte zu Käufern machen als in anderen Wochen. Das Verlangen nach hochwertigen Produkten zeigt sich auch in der GfK-Studie GfK Consumer Life. 2019 gaben 47 % der Verbraucher an, dass es wichtig sei, sich regelmäßig etwas zu gönnen und sich zu verwöhnen. Zudem möchte ungefähr die Hälfte (49 Prozent) lieber weniger, dafür aber qualitativ hochwertigere Artikel besitzen.
Alle diese Faktoren ergeben ein in sich stimmiges Bild. GfK Retail-Experte Norbert Herzog: „Das Erfolgskonzept ist, die richtigen Premiumprodukte der Verbrauchernachfrage entgegenzustellen. Passiert dies in einem überschaubaren Rahmen von ehrlichen Angeboten, werden die Verbraucher leicht zu einer Kaufentscheidung kommen.“
Alles gut also im vorweihnachtlichen Shopping-Taumel? Bedingt. Denn die Tatsache, dass Black Friday & Co. Umsätze aus dem laufenden Weihnachtsgeschäft abziehen ist nicht von der Hand zu weisen, andererseits werden die Konsumwochen vor dem fest auch ein wenig entzerrt. Und dass nach der Black Friday-Euphorie mit dem umsatzstärksten Tag des Jahres ein heftiger Kater für das Weihnachtsgeschäft folgen kann, weiß niemand besser als MediaMarktSaturn.
Damit es erst gar nicht zum Black Friday Blues kommt, machen beispielsweise die Telering-Händler das, was sie an den übrigen Tagen des Jahres auch machen: „Kunden kompetent und freundlich beraten, maßgeschneiderte Lösungen ausarbeiten und erstklassige Leistungen erbringen“, so Geschäftsführer Franz Schnur.
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