Update: Die freenet AG steigt bei Ceconomy ein
Nichts für schwache Nerven: Aktionäre, die zu Jahresbeginn in Ceconomy-Aktien – Muttergesellschaft von MediaMarkt und Saturn – investiert haben, erlebten vergangene Woche ihren schwarzen Dienstag: In der Spitze verlor das Wertpapier an nur einem Börsentag rekordverdächtige 14 Prozent an Wert. Der Grund liegt auf der Hand und wird von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) mit vier Worten auf den Punkt gebracht: „Ceconomy schockiert mit Kapitalerhöhung“.
Denn der Media-Saturn-Eigentümer Ceconomy will sich nach einer Einigung über die Zukunft seines defizitären Russland-Geschäfts frisches Kapital besorgen, ein Bezugsrecht der jetzigen Aktionäre soll ausgeschlossen werden. Eine Übereinkunft für den Verkauf der russischen Media-Markt-Landesgesellschaft an den Safmar-Konzern stehe kurz bevor, bestätigte Ceconomy am Dienstag vergangener Woche in einer Pressemeldung.
Bekanntlich kämpft Europas größter Elektronikhändler im Russland-Geschäft mit Umsatzrückgängen. Das Unternehmen betreibt dort nach der Schließung von fünf Filialen noch 57 Märkte.
Ceconomy begründete die Kapitalpläne verklausuliert damit, sich „genügend Spielraum“ erhalten und die Bilanz stärken zu wollen. Damit sei das Unternehmen zum einen gewappnet für die möglichen Folgen des weitgehenden Rückzugs aus Russland, habe aber zum anderen auch „etwaige weitere strategische Maßnahmen“ im Blick.
Ceconomy hatte sich zuletzt mit 24 Prozent am französisch-britischen Rivalen Fnac Darty beteiligt, um eine strategische (europäische) Allianz gegen die Online-Giganten Amazon und Alibaba zu bilden. In Finanzkreisen wird nun vermutet, dass Ceconomy diesen Anteil noch aufstocken möchte. Der Konzern leidet nach Medien-Berichten aber auch darunter, dass der Minderheitseigentümer seiner wichtigsten Beteiligung MediaMarktSaturn Retail Group, die Familie Kellerhals, eine Gewinnausschüttung der Elektronik-Handelskette und damit eine wichtige Einnahmequelle für Ceconomy blockiert.
Für die Beteiligung am russischen Marktführer PJSC M.video („M.video“) – Verkäufer ist die Mehrheitseigentümerin SAFMAR Group – zahlt MediaMarktSaturn 258 Mio. Euro auf Basis aktueller Wechselkurse. Mehr als eine Fußnote ist die Tatsache, dass M.video zugleich die Mitgliedschaft in der geplanten „European Retail Alliance“ anstrebt und damit das dritte Mitglied nach MediaMarktSaturn und der Fnac Darty S.A. würde. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass MediaMarktSaturn sein gesamtes Russlandgeschäft – gebündelt bei MediaMarkt Russia – an SAFMAR überträgt.
„Durch die Transaktion bleiben wir dauerhaft im großen und schnell wachsenden russischen Markt aktiv und haben eine nachhaltige Lösung für unsere Russland-Aktivitäten gefunden“, sagt Pieter Haas, CEO von MediaMarktSaturn. Und: „Wir werden signifikanter Anteilseigner der Nummer eins im russischen Markt für Unterhaltungselektronik. Darüber hinaus soll M.video drittes Mitglied unserer European Retail Alliance werden. Die Allianz wird dann mit fast 34 Mrd. Euro für das größte CE-Volumen weltweit stehen.“
Fazit: Mit der drohenden Kapitalmaßnahme kommt den Aktionären der Ausstieg aus dem Geschäft in Russland teuer zu stehen. Denn eine Aufstockung des Kapitals um rund 10 Prozent sind keine Peanuts. Eine endgültige Entscheidung über die mögliche Kapitalerhöhung werde aber erst „zu einem späteren Zeitpunkt“ getroffen, so das Unternehmen.
Im Börsensegment M-Dax hat Ceconomy mittlerweile mit Abstand die rote Laterne inne: Wer am letzten Börsentag des vergangenen Jahres (29.12.2017) in Ceconomy investiert hat, schleppte am vergangenen Dienstag einen Verlust von 40,5% (!) mit sich herum.
Ceconomy war im vergangenen Sommer aus der Aufspaltung von Metro in einen Elektronik- und einen Lebensmittel-Konzern hervorgegangen. Dabei hatte das Unternehmen einen Anteil von knapp zehn Prozent an der neuen Metro erhalten. Dieser hat aber inzwischen auch massiv an Wert verloren. Und so folgte vergangene Woche der Vorletzte des M-Dax mit etwas Abstand auf Ceconomy, hat aber ein ebenso stattliches Minus des Aktienkurses von 34,2 % zu verdauen. Der Name ist ein alter Bekanter: Metro.
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