Mietmodelle sprechen neue Zielgruppe an
Im Interview mit infoboard.de äußert sich Patrick Hypscher aus der Digital Business Unit der BSH über Logistik-Fragen bei „Blue Movement“ und die Rolle des Fachhandels.
Die Branche grummelt, einige sagen dem neuen Mietmodell von Bosch gar das schnelle Ende voraus, bevor es richtig losgeht: Unter dem Motto „Nutzen statt besitzen“ hat das 2017 in den Niederlanden gegründete Bosch Start-up „BlueMovement powered by Bosch“ jetzt auch in Deutschland ein Hausgeräte-Abo für ein nachhaltigeres Zuhause initiiert. Anders als beim Miele-Miet-Modell bleibt der Fachhandel aber (zunächst) außen vor.
Wer sich auf der Website umsieht, erkennt schnell, an wen der neue Miet-Service adressiert ist: Sprache wie Bildsprache sind jung, schnell, dem Zeitgeist verhaftet, während sich die Marke Bosch dezent im Hintergrund hält. Kostprobe gefällig: „Mach dir keine Gedanken über Wartung oder Reparaturen. Dafür sind wir zuständig.“ Oder: „Warte nicht auf uns. Dafür ist deine Zeit zu schade. Wir rufen dich in einen bis spätestens drei Tagen an, um einen Liefertermin zu vereinbaren, der dir passt. Den Urlaubstag kannst du dir sparen!“
Klar, Hausgeräte wie Waschmaschinen, Spülmaschinen & Co. erleichtern uns allen das Leben und den Alltag. Allerdings sind ihre Anschaffung und mögliche Reparaturen (nicht nur in Lockdown-Zeiten) manchmal langwierig und nicht unbedingt günstig. „BlueMovement powered by Bosch“ ist seit Ende Mai auch in Deutschland mit einer Idee an den Start, die Hausarbeit so flexibel und sorgenfrei machen soll wie nie.
Dahinter steckt ein Abo-Modell für Hausgeräte. Ab einem Abo-Einstiegspreis von monatlich 12,99 EUR dürfen sich alle – Studierende, ältere Menschen oder Familien – auf ein modernes Hausgerät von Bosch freuen. Und wenn mal etwas ist: Reparatur und Ersatz sind im Abo-Preis bereits inklusive. Mehr noch: Ist ein Gerät irgendwann nicht mehr nutzbar, kümmert sich „BlueMovement“ um die nachhaltige Wiederaufbereitung oder das Recycling. Das soll dann in der Gesamtbilanz wertvolle Ressourcen schonen.
Und so einfach geht’s: Online lässt sich unter www.bluemovement.de das BlueMovement-Abonnement zusammenstellen. Man kann eines oder mehrere Bosch Hausgeräte – wie Trockner, Kühlschränke oder Spülmaschinen – und die Abo-Dauer auswählen. Das ausgewählte Gerät soll vor Ort beim Kunden „ruckzuck von den Technikern installiert“ und bei Bedarf repariert oder ersetzt werden. „Dieser Rundum-Service macht ‚BlueMovement‘ zu einer echt entspannten Alternative zum Neukauf eines Gerätes“, frohlockt die BSH.
Vorteile für den Verbraucher gibt es in der Tat einige: Es muss weder lange für eine Anschaffung gespart, noch ein Kredit aufgenommen werden. Mehr noch: Niemand brauche sich vor möglichen Reparaturen fürchten, heißt es bei der BSH. Das dürfte, bei einer erfolgreichen Implementierung des neuen Miet-Services, auch für die Garantieversicherer nicht ohne Auswirkung bleiben (und damit die Händler, die die Provisionen der Garantieversicherer in diesen Zeiten mehr denn je für ihre Bilanz benötigen, zusätzlich verärgern).
Der Service von „BlueMovement“ soll zudem zu einer nachhaltigeren Welt beitragen. Schließlich stehen beim neuen Sharing fabrikneue und wiederaufbereitete Geräte von Bosch zur Auswahl. So werden die energieeffizienten Haushaltshelfer möglichst lange verwendet.
Nach Ablauf eines mindestens dreimonatigen Abos und der Rückgabe des Gerätes wird es gereinigt und gewartet, um danach wieder in neue Hände zu kommen. Und Geräte-Helden, die irreparabel ausgedient haben, werden recycelt – womit sich dann der nachhaltige Kreislauf von „BlueMovement“ schließt.
Alleine ist Bosch nicht mit dem Miet-Modell auf dem Markt. Auch Miele verspricht unter dem Namen „Upgreat“ Lifestyle und Kochvergnügen im Abo: Auch hier lassen sich Premium-Küchengeräte (für einen Zeitraum von ein bis drei Jahren) sorgenfrei mieten und danach zurückgeben. Und auch hier sind Installation und Service inbegriffen. Das „Upgreat“-Programm umfasst eine individuell konfigurierbare Ausstattung mit hochwertigen Küchengeräten. Ein Set aus Geschirrspüler, Kühlgerät, Herd mit Kochfeld, Dunstabzug und Dampfgarer ist beispielsweise ab 197 Euro monatlich zu haben (bei dreijähriger Laufzeit).
Immerhin: Für die Services Installation und Entsorgung bindet Miele die Fachhändler der jeweiligen Region im Rahmen des Dienstleistungspartner-Konzeptes ein. Sollten während der Laufzeit Reparaturen erforderlich sein, so übernimmt diese dann der Miele-Kundendienst.
Kommt da künftig noch mehr? „Das ist erst der Anfang einer richtig großen Sache…“, heißt es bei der BSH. Andere sind da skeptischer. Bereits Mitte Mai sprach ElectronicPartner-Vorstand Karl Trautmann im Gespräch mit infoboard.de-Chefredakteur Matthias M. Machan Klartext: „Meine Prognose zum Mietmodell ist: Diese Versuche werden wieder eingestellt. Oder möchten Sie meinen Rasierer oder meine Waschmaschine als Zweitbesitzer nach Ablauf der Mietzeit nutzen? Ein Blick über die Branchengrenzen zum Thema ‚Zweitverwertung‘ hilft.“
„BlueMovement powered by Bosch“
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