Branche traf sich am Kamin: Was war 2015, was kommt 2016?

Anfang Dezember eines jeden Jahres gibt es einen lieb gewonnenen Brauch: Das IFA-Kamingespräch. Hier trifft sich ein kleiner Kreis an Fachjournalisten mit führenden Köpfen der Messe IFA, der gfu (Gesellschaft für Consumer und Home Electronics) sowie der einschlägigen ZVEI-Fachverbände. Man zog eine erste Bilanz zum Jahr 2015 und gab eine Vorschau auf das, was die Branche in Kürze erwartet.

Naheliegend mit dem Namensgeber des Kamingesprächs, d.h. mit Aussagen zur IFA, zu starten. „Eine erfolgreiche IFA ist gar nicht so selbstverständlich, alles andere als einfach“, konstatierte Christian Göke, CEO der Messe Berlin. Nach den Worten des Messechefs kann die IFA auf ihre „innere Stärke“ bauen. Ein Pfund, auf dem unter anderem auch der großartige Erfolg der diesjährigen Branchenveranstaltung basiert.

Mit handfesten Daten untermauerte Jens Heithecker, IFA-Direktor der Messe Berlin, die positiven Aussagen Gökes. So verbuchte die IFA 2015 insgesamt 241.990 Besucher – darunter 142.300 Fachbesucher – und verzeichnete somit ein kleines Plus von 0,2 Prozent. Dank einer 30prozentigen Steigerung bei Besuchern aus dem Ausland, konnte der Rückgang an inländischen Fachleuten deutlich überkompensiert werden. Mit über 63.360 ausländischen Gästen „sei die IFA so international wie noch nie gewesen“, so der IFA-Direktor.

Heithecker gab auch einen ersten Überblick zur Messe CE China, die bekanntermaßen durch das Berliner IFA Team organisiert wird. 30.000qm Ausstellungsareal stehen auf dem Messegelände in Shenzhen/China für die Sortimente Consumer Electronics und Home Appliances zur Verfügung. Bereits zu Anfang Dezember sei 25 Prozent der Fläche vermarktet, so Heithecker. Er machte nochmals deutlich, dass die CE China als „Markenmesse“ für den asiatischen Handel konzipiert sei und die volle Unterstützung von großen chinesischen Handelsgruppierungen wie auch von dem Onlineriesen Alibaba genieße.

Mehr Licht als Schatten bei Hausgeräten

Zurück zum Geschehen hierzulande. Nach Einschätzung von Volker Klodwig, stellvertretender Vorsitzender des ZVEI-Fachverbandes Elektro-Haushaltsgeräte, hat die IFA in den letzten Jahren zu dem kontinuierlichen Wachstum der Elektrohausgeräte maßgeblich beigetragen. Zum Start der Hausgeräte auf der IFA in 2008 betrug der Herstellerumsatz 5,6 Milliarden Euro, aktuell rechnen die Anbieter von Groß- und Kleingeräten mit einem Umsatz um die 8 Milliarden Euro. (weitere ZVEI-Marktinfos hier).

Erfreulich in diesem Jahr: Aufgelaufen von Januar bis Ende Oktober verbuchte die Branche ein Plus von 4,8 Prozent, in erster Linie getrieben durch Onlineumsätze, die zweistellig anstiegen. Immerhin, der stationäre Handel konnte seine Umsätze um 2,9 Prozent steigern.

Neben so viel Positivem, hatte Klodwig auch eine eher nachdenklich stimmende Botschaft zu verkünden. Erstmalig, so der BSH-Top-Manager, musste die Branche einen Preisabrieb von 0,6 Prozent hinnehmen. Daher sehe er die Entwicklung wie beispielsweise „Sondertage“ à la Black Friday oder Cyber Monday mit Sorge. Zum Preisabrieb haben seiner Ansicht nach aber auch Newcomer im deutschen Markt beigetragen, die mit niedrigeren Preisen um Marktanteile buhlen.

Das IFA-Kamingespräch nutzte Klodwig für eine Botschaft, quasi für einen Weihnachtswunsch an den Handel. „Zu glauben, Hausgeräte heute, morgen oder übermorgen im Off-Modus verkaufen zu können, der irrt. So kann man moderne Display-Technologie, Halogenbeleuchtung oder auch Home Connect definitiv nicht vermarkten.“ Diesem Appell ist nichts hinzuzufügen.

Consumer Electronics goes Datenschutz

Angeschlossene TV-Geräte sind dagegen im Handel gang und gäbe. Hier sind die Probleme anderer Natur. So musste Hans-Joachim Kamp, Vorsitzender des gfu-Aufsichtsrats, einen Rückgang von 14 Prozent auf etwa 7 Millionen verkauften Fernsehern vermelden. Doch es gibt einen kleinen Trost: Dank größerer Bildschirmgrößen zog der Wertumsatz leicht an.

Kamp nahm auch zum Thema Datenschutz Stellung. „Im Detail fordert die gfu: Die Grundeinstellung jedes Smart TV muss anonymen Fernsehgenuss ermöglichen, ohne dass der Nutzer dazu Änderungen an den Einstellungen vornehmen muss. (Fachbegriff: Privacy by default). Jede Anwendung, die auf eingebaute Sensoren zugreift oder nutzerbezogene Informationen weitergibt muss dazu in unmissverständlichen, klaren Bildschirmdialogen die Erlaubnis einholen.“

Darüber hinaus macht die gfu deutlich: „Um größtmögliche Transparenz zu gewährleisten, sollten die Bildschirm-Menüs der Gerätespezielle Screens anbieten, in denen auf einen Blick ersichtlich ist, welche Rechte den installierten Apps erteilt wurden. Kameras und Mikrofone sollten sich mit einfachen Bedienschritten komplett abschalten lassen. Cookies, die das Nutzerverhalten lokal speichern, sollten sich so unkompliziert verwalten und löschen lassen, wie man es von den Browsern in der PC-Welt kennt. Und HbbTV, die Technik, mit denen Sender ihre Programme um Online-Angebote ergänzen, sollte erst dann eine Internet-Verbindung zu einem Server des Senders aufbauen, wenn der Zuschauer dies mit einem Druck auf die rote Taste initiiert.“

Für das kommende Jahr ist die Consumer Electronics, die Hausgeräteszene wie auch die IFA optimistisch gestimmt. Viele Optimierungen, wie beispielsweise eine Erweiterung der IFA-Fläche durch eine zusätzliche Ausstellungsfläche in der Berliner Innenstadt mit Shuttle-Bus-Anbindung, oder durch weitere Intensivierung des bereits sehr erfolgreichen Web-Auftritts der gfu mit Blogs und Social Media-Aktivitäten, werden dazu beitragen, dass die IFA auch 2016 ein großer Erfolg werden wird.

infoboard.de

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