Brömmelhaupt hat seine Geschäftstätigkeit Ende Juni eingestellt. Denn trotz großer Anstrengungen aller Beteiligter sei keine positive Fortführungsoption mehr in Sicht. „Vieles versucht, stark gekämpft und doch kein Happy End. Die letzten Wochen und Monate waren für die Verantwortlichen und Mitarbeiter der Brömmelhaupt Großhandels-GmbH ein Wechselbad der Gefühle“, heißt es in einer Pressemitteilung des Großhändlers am 29. Juni.
Und weiter: „Die schwierigen Rahmenbedingungen wie Fachhandelssterben, Konkurrenz durch Online-Handel, Marktmacht einzelner Großanbieter, Direktvertriebsaktivitäten der Lieferanten, Corona-Krise, Hochinflation, sinkende
Kaufkraft usw. setzten dem Unternehmen schwer zu. Eine externe und ganzheitliche Prüfung des Geschäftsmodells und der Wirtschaftskraft der Gesellschaft brachte am Ende ein klares Ergebnis: die Geschäftstätigkeit der Gesellschaft kann aufgrund der Besonderheiten des Marktes und der aktuellen Rahmenbedingungen mittel- und langfristig nicht erfolgreich fortgeführt werden.“
Aufgrund dieser klaren wie eindeutigen negativen Durchführungsprognose wurde die Gesellschaft zum 30. Juni 2023 als werbende Gesellschaft aufgelöst und als
Liquidationsgesellschaft in ein geregeltes Abwicklungsstadium über die nächsten Monate überführt. Übersetzt: Keine Insolvenz also, da schlägt eben das Herz des ehrbaren Kaufmannes durch.
Nichtsdestotrotz fehlte trotz aller beschriebenen negativen wie gleichzeitigen Markteinflüsse am Ende wohl auch ein wenig die unternehmerische Fortune – und eben ein aus den veränderten Märkten abgeleitetes konsequentes Handeln. „Es ist die schwerste Krise in der Branche in den vergangenen Jahrzehnten“, so Brömmelhaupt-Geschäftsführer Robert Drosdek anlässlich eines Strategie-Gesprächs mit mir zum Thema Kaffee bereits Ende März. Gedanklich schrillten spätestens da meine Alarmglocken.
Drosdek sprühte zwar im Gespräch vor neuen, durchaus erfolgsversprechenden Strategien, am Ende lief ihm aber wohl die Zeit davon. Auch ein bereits 2022 angedachtes Interview zu just diesen neuen Pfeilern im Unternehmen Brömmelhaupt wurde immer wieder auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Dazu passte dann auch die generelle Stille in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Wurden wir mit Unternehmensnachrichten, insbesondere zu „Wir lieben Technik“, in den Jahren 2018 und 2019 geradezu überschüttet, war es zuletzt verdächtig still geworden.
Mehr noch: Pressemeldungen wie die zur Optimierung der Fachhändlerbetreuung und Kompetenzfokussierung aus dem März sorgen eher für Stirnrunzeln, denn für Klarheit in der Branche. Apropos „Wir lieben Technik“. Damit wurde Brömmelhaupt im Frühsommer 2019 erstmals selber zum Systemgeber. „Wir glauben an die Renaissance des beratungsstarken und regional erfolgreichen Fachhandels. Nur mit Nähe, Persönlichkeit, Beratungsqualität und Service kann der Fachhandel bestehen“, so Robert Drosdek damals zu infoboard.de.
Für das Jahr 2021 kalkulierte man bei Brömmelhaupt mit 50 „Wir lieben Technik“-Fachgeschäften, sowohl inhabergeführt als auch als Regiebetrieb. Daraus, nicht nur der Corona-Pandemie geschuldet, ist nichts geworden. Branchen-Insider kolportierten, dass sich die Anzahl der Geschäfte (unter 20) zuletzt nochmals halbiert habe. Auch hier war eine Neuaufstellung (mit dem Fokus auf noch mehr Service) angedacht.
Während bei den Regiebetrieben (wie u.a. in Mönchengladbach) das Licht ausgeht, machen die wenigen Einzelkämpfer erst einmal weiter. Branchen-Leuchtturm Jürgen Müller, „Wir lieben Technik Bodewitz“ in Grevenbroich: „Die letzten Monate waren für uns die erfolgreichsten in den vergangenen fünf Jahren. Wir beobachten den Markt entspannt und entscheiden mit ruhiger Hand, mit welchem Partner es künftig weiter geht.“ Natürlich haben die üblich Verdächtigen der Branche längst Kontakt mit Müller aufgenommen.
Zurück nach Frechen: Das neue Brömmelhaupt-Logistikzentrum im „LogPlaza“, eröffnet zu Jahresbeginn 2021, war wohl in jeder Hinsicht eine Nummer zu groß. Händeringend wurde, auch mit neuen Ideen und Modellen, nach einer profitablen Auslastung gesucht.
Ein Einkauf von Ware findet seitens Brömmelhaupt nicht mehr statt. Es wird – wie schon in den letzten Wochen – nur noch im Unternehmen vorhandene Ware vertrieben und veräußert. Bedeutet: Kunden der Firma Brömmelhaupt können weiterhin zu attraktiven Konditionen einkaufen. Aktuell werden alle Vorbereitungen getroffen, um alle Geschäftsbeziehungen und Vertragsverhältnisse ordnungsgemäß abzuwickeln.
Mit der Beendigung endet eine 62-jährige Firmenhistorie, in der das Unternehmen auf zahlreiche erfolgreiche und partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen zurückblicken kann. Aus einem kleinen, regionalen Großhandelshaus entwickelte sich über die Jahrzehnte eine der marktführenden Fachgroßhandlungen für Consumer Electronics mit dem Fokus auf den servicestarken Fachhandel.
Als konzernunabhängiges und inhabergeführtes Familienunternehmen konnte sich Brömmelhaupt über viele Jahre als zuverlässiger Fachhandelspartner etablieren. Robert Drosdek zieht Bilanz: „Brömmelhaupt war es vergönnt, zu den 8% der Unternehmen in Deutschland zu gehören, die in die 3. Unternehmer-Generation
überführt werden konnten. Aufgrund des hohen Engagements vieler langjähriger Mitarbeiter konnte Brömmelhaupt den massiven Strukturwandel innerhalb der Branche über viele Jahre unbeschadet überstehen.“
Drosdek weiter: „Langfristige und partnerschaftliche Beziehungen zu Mitarbeitern,
Kunden, Lieferanten und Dienstleistern waren stets unsere oberste Prämisse. Für die partnerschaftlichen und erfolgreichen Geschäftsbeziehungen möchten wir uns bei allen Mitarbeitern und Geschäftspartnern von ganzem Herzen bedanken.“
Auch bei der Mainzer Weltfunk stehen große Veränderungen ins Haus: Zum Jahresbeginn 2024 werden sich die Gesellschafter neu formieren, da neben Brömmelhaupt überraschenderweise auch Sonepar (und, wie man vernimmt, nicht ohne Misstöne) aus dem Kreis der Gesellschafter ausscheidet.
Die Veränderung der Gesellschafterstruktur soll zu einer Dynamisierung und höherer Schlagkraft der Weltfunk führen, ist sich deren Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Röder sicher: „Dem derzeit schwachen Marktumfeld für Konsumgüter begegnen wir mit antizyklischen hohen Investitionen in unseren Telering-Verbund, um so den Ausbau der Digitalisierung und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Telering-Mitglieder voranzutreiben.“
„Die Telering-Mitglieder als freie Unternehmer und regionale Nahversorger im Bereich Technik können das uneingeschränkte Vertrauen ihrer Kunden beanspruchen.“ so Röder. Und weiter: „Der Anspruch der Weltfunk ist nach wie vor etablierter, verlässlicher und strategischer Partner im Elektrogroßhandel für unsere Markenhersteller zu sein.“
Die enge Zusammenarbeit in der Verbundgruppe kombiniert mit einer innovativen Vermarktungsstrategie und jahrzehntelang erprobten Erfolgskonzepten für den Fachhandel, sorge für Wertschöpfung auf allen Seiten und somit eine Win-Win-Situation für alle Partner, ergänzt Udo Knauf, Geschäftsführer der Weltfunk und Telering.
Die Weltfunk Elektrotechnische Handelsgesellschaft m.b.H. & Co. KG wurde 1966 von zehn regional tätigen Großhandelsunternehmen der Branchen Unterhaltungselektronik und Elektrohausgeräte gegründet. Ihr Ziel ist neben der Sicherung der eigenen Position die flächendeckende Versorgung des Fachhandels mit Waren und Dienstleistungen zu ermöglichen. Seither fungiert die Weltfunk als zuverlässiges Bindeglied zwischen Herstellern und Fachhändlern.
Ab Januar 2024 bilden vier überregional tätige Elektrogroßhändler nun den Kern als Gesellschafter der Weltfunk. Sie sind jahrzehntelang als Vollsortimenter am Markt erfolgreich und repräsentieren einen Außenumsatz über den deutschen Markt hinaus von über 4,5 Milliarden Euro. Als da sind:
Und auch das ist neu: Zur IFA wird Telering mit einer neuen Online-Plattform online gehen, die Verbraucher auf der Suche nach einer Komplettlösung zum Technik-Profi-Fachhändler in seiner Nähe führt. Umgesetzt wird dies mit einer intelligenten Suchfunktion, mit der sowohl nach Produkten als auch den dazugehörigen Dienstleistungen gesucht werden kann.
„So können wir unseren Fachhändlern mehr denn je neue, sinnvolle Werkzeuge an die Hand geben, um das Produkt- und Serviceangebot optimal zu kombinieren und damit unseren Technik-Profis online wie offline neue, serviceorientierte Kundengruppen zuzuführen“, so Udo Knauf zu infoboard.de.
Die Online-Plattform wird als Lead-Generator eingesetzt und soll einen hohen Mehrwert für den Fachhandel wie den Verbraucher bieten: Der Technik-Profi vor Ort kann sich anspruchsvollen Kunden gegenüber als Komplettlösungsanbieter profilieren und ist über alle Medien hinweg gut auffindbar. Der Kunde wiederum profitiert durch eine passgenaue Online-Suche und findet schnell den Technik-Profi in seiner Nähe, der sein Produkt inklusive Full Service bietet.
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