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BSH zieht Bilanz: Rekordzahlen & ein „Sorry“ für instabile Lieferketten

Es ist das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte der BSH Hausgeräte, einzelne Länder (beispielsweise USA/Kanada mit +23%) wie auch Produktgruppen (Kühlen + 20,2%) glänzen mit herausragender Performance. Dennoch trübte sich auch bei der BSH die Bilanz im 2. Halbjahr2021 ein. Die andauernden, kaum zu prognostizierenden Unwägbarkeiten in den instabilen Lieferketten zogen sich denn auch vorgestern wie ein roter Faden durch die internationale Bilanzpressekonferenz der Münchener.


Die BSH Hausgeräte erzielte im Geschäftsjahr 2021 einen Rekordumsatz in ihrer 55-jährigen Unternehmensgeschichte: 15,6 Mrd. EUR Umsatz im Jahr 2021 bedeuten ein Wachstum von 12% gegenüber Vorjahr (wechselkursbereinigt um 14%). „Wir sind stolz auf das hervorragende Ergebnis. Ich freue mich, dass es uns 2021 trotz zahlreicher Herausforderungen gelungen ist, erneut ein Rekordergebnis zu erzielen“, so Dr. Carla Kriwet, CEO und Vorsitzende der Geschäftsführung der BSH.

Man wisse aber auch, dass die globalen Ereignisse das Geschäft der BSH im laufenden Jahr weiterhin beeinflussen werde. Kriwet: „Neben der dramatischen Situation in der Ukraine sind diese die noch nicht überwundene Corona-Pandemie, instabile Lieferketten sowie die Halbleiter-Knappheit.“ Es werde zunehmend schwieriger, die Lieferketten aufrechtzuerhalten.

Die daraus resultierenden Materialengpässe treffen mehrere BSH-Fabriken in Europa und auch das Werk in der Türkei, wo der Hausgerätehersteller einen großen Teil seiner Produktionstätigkeit vorübergehend aussetzen muss. Die damit verbundenen weiteren Engpässe bei der Lieferung von fertigen Produkten werden weltweit spürbar sein.

Halbleiter-Krise: Größte Unsicherheit

Matthias Ginthum, Chief Markets Officer (CMO) der BSH, entschuldigte sich bei Handel wie Verbrauchern für die langen Wartezeiten: „Wir konnten eine beträchtliche Menge an Geräten nicht produzieren und ausliefern.“ Zuvor hatte Dr. Kriwitt davon berichtet, dass die globalen Lieferketten angespannt bleiben: „Insbesondere der Halbleitermangel hat die Lieferfähigkeit beeinträchtigt.“ Gerhard Dambach, Chief Finance Officer (CFO) der BSH, ergänzte: „Wir konnten die Nachfrage der Konsumenten nicht im erforderlichen Umfang abdecken.“ Besserung ist wohl vorerst nicht in Sicht: „Bei den Halbleitern gibt es weiterhin erhebliche Probleme und größte Unsicherheit. Prognosen sind schwierig möglich.“

Große Besorgnis bereitet der Geschäftsführung der BSH die aktuelle Situation in der Ukraine. Die Sicherheit der Kolleginnen und Kollegen in allen Ländern habe oberste Priorität. So helfen die BSH-Krisenteams Mitarbeitenden aus der Ukraine und deren Familien, das Land sicher zu verlassen und organisieren Transportmöglichkeiten und Unterkünfte. Darüber hinaus hilft die BSH den Menschen in der Region, die in persönliche Not geraten sind, und unterstützt finanziell die humanitäre Hilfe vor Ort. Dr. Kriwet: „Die Tragödie in der Ukraine erschüttert mich.“

Das Unternehmen hat derweil die Lieferung von Teilen für die Produktion sowie die Lieferung von Hausgeräten aus der Europäischen Union nach Russland unterbrochen und darüber hinaus die Produktion in den beiden Werken in St. Petersburg ausgesetzt. Für eine etwaige Zwangsverwaltung in Russland gebe es bislang keine Anzeichen.

Stabiles Wachstum in allen Regionen

Und dennoch: Die BSH ist gut ins Jahr 2022 gestartet, der Umsatz erreicht in etwa das Niveau des Vorjahres. CMO Matthias Ginthum: „Wir stellen uns noch breiter auf, um unser langfristiges Wachstum zu sichern. Daher werden wir auch weiterhin stärker als der Gesamtmarkt wachsen.“

Im Geschäftsjahr 2021 konnte die BSH ihre Umsätze in allen Regionen deutlich steigern. Europas führender Hausgerätehersteller profitierte von der weltweit unverändert hohen Nachfrage nach hochwertigen Hausgeräten, seinem starken, globalen Markenportfolio sowie digitalen Services für Konsumentinnen und Konsumenten.

In der Region Europa bleibe man unangefochtener Marktführer. Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz hier um 9%. Speziell die großen westeuropäischen Märkte wie Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien sowie Nordeuropa und die Türkei erzielten ein gutes Wachstum. In der Region Amerika (USA, Kanada) konnte die BSH mit 23% stark zulegen. Auf dem chinesischen Markt konnte die BSH den Umsatz um 17% im Vorjahresvergleich steigern und bleibt damit der führende, nicht-chinesische Hersteller von Hausgeräten.

„Um langfristig erfolgreich zu sein, stellen wir unser Geschäft breit auf und wollen unseren Umsatz auch in kleineren Märkten steigern, in denen wir eine hohe Zunahme der Nachfrage erwarten“, so CMO Matthias Ginthum. Und weiter: „In Europa möchten wir unsere Marktführerschaft weiter ausbauen. In Amerika ist unser Wachstumskurs darauf ausgerichtet, vor allem für Konsumentinnen und Konsumenten im Luxus- und Premiumsegment die erste Wahl zu sein. Auch in China wollen wir als Innovationsführer im Premium- und mittleren Preissegment unsere starke Marktposition weiter ausbauen.“

Wachstum in allen Produktkategorien

Stärkster Umsatztreiber im Geschäftsjahr 2021 war die Produktkategorie Kälte mit einem Zuwachs von 20% im Vergleich zum Vorjahr, gefolgt von der Produktkategorie Kochen (Backöfen +14%, Kochfelder und Ventilation +13%). Bei der Wäschepflege wuchs der Umsatz um 9%, die Kategorie Spülen konnte um 7% zulegen. Positiv entwickelten sich auch die Kleingeräte wie Kaffeevollautomaten, Küchenmaschinen und Staubsauger mit 9% Wachstum.

Mit dem Ausbau lokaler Entwicklungszentren in den Regionen und erweiterten bzw. neuen Produktionsanlagen in China, Ägypten und Mexiko möchte die BSH den eigenen Anspruch unterstreichen, noch stärker auf spezifische Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten in unterschiedlichen Märkten einzugehen. Gleichzeitig werden durch eine regionale Produktion Transportwege und Lieferketten verkürzt, was einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen ermöglicht.

Laut einer globalen BSH-Studie von 2021 legen die Konsumenten verstärkt Wert darauf, einen nachhaltigeren Lebensstil zu führen, ohne dabei auf Komfort verzichten zu müssen. Bei der Auswahl von Hausgeräten stehen eine lange Lebensdauer, niedriger Energie- und Wasserverbrauch und die Verwendung nachhaltiger Materialien im Vordergrund. Hygiene und Frische von Lebensmitteln sowie das Thema Vermeidung von Lebensmittelverschwendung haben ebenfalls an Relevanz gewonnen.

Als Antwort darauf bietet die BSH zahlreiche Geräte- und Service-Lösungen: So schlagen die neuen, selbstlernenden Geschirrspüler aktiv energieeffiziente Spülprogramme vor und informieren über den jeweiligen Wasser- und Energieverbrauch. Auch das Indoor-Gardening-System steht im Zeichen der Nachhaltigkeit: Mit dem SmartGrow Life können Konsumentinnen und Konsumenten gesunde Kräuter und Salate züchten, vermeiden lange Transportwege und unterstützen die Kreislaufwirtschaft: Alle weißen Kunststoffe des Geräts sind zu 100% recycelt und wiederverwertbar.

Bei der Produktion neuer Geräte setzt die BSH zunehmend auf recycelte Materialien. Bis 2025 sollen die Hausgeräte der BSH zu mindestens 25% aus Rezyklaten bestehen. Bis zum Jahr 2030 soll dieser Anteil auf 50% mindestens verdoppelt werden. Gleichzeitig hat die BSH sich das Ziel gesetzt, den Anteil wiederverwertbarer Materialien in den Geräten bis 2025 auf mindestens 80% und bis 2030 auf mindestens 95% zu erhöhen.

Nachhaltigkeit als Teil der DNA

„Nachhaltigkeit ist keine Frage des Lifestyles, und Nachhaltigkeit und Profitabilität sind für mich kein Widerspruch. Ganz im Gegenteil. Unsere Investitionen in nachhaltige Prozesse und Produkte zeigen nicht nur eine unternehmerische Verantwortung, sondern zahlen sich auch aus“, bekräftigte Dr. Kriwet.

Die BSH investiert darüber hinaus in neue Geschäftsmodelle wie das kürzlich in Österreich gestartete „Refurbished“-Pilotprojekt, bei dem erstmals professionell wiederaufbereitete Waschmaschinen der Marke Bosch mit Herstellergarantie zum Verkauf angeboten werden. Darüber hinaus können Konsumenten seit 2021 über das Abo-Modell BlueMovement Hausgeräte in Deutschland und den Niederlanden mieten. Ein eigener Marken-Store, so wie es ihn in Österreich oder Belgien gibt, ist indes auf Nachfrage von infoboard.de „momentan nicht geplant“.

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