Strategie-Update am 26. März ^
Indes: Wie man in Düsseldorf und Ingolstadt den Internet-Giganten von Amazon & Co. künftig Paroli bieten will, bleibt weiter im Ungewissen und wird wohl erst am 26. März ab 9 Uhr bei einem „Strategie-Update“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Aktionäre nutzten die Hauptversammlung des Unternehmens daher vor allem für harsche Kritik am Kurs des Unternehmens in der jüngeren Vergangenheit.
Noch viele Baustellen ^
Mächtig Bambule also im Congress Center der Messe Düsseldorf: Angesichts des vor sich hin dümpelnden, praktisch halbierten Aktienkurses, ausgefallener Dividende und Vertröstung auf eine Besserung in der Zukunft machten nicht wenige Anteilseigner ihrem Unmut lauthals Luft: „Die Geduld der Aktionäre ist reichlich strapaziert“, befand Jella Benner-Heinacher von der Aktionärsvereinigung DSW. Alexander Elsmann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK wird mit dem Satz „Es gibt noch viele Baustellen, und es ist unbefriedigend, das die endgültige Strategie noch nicht präsentiert wurde“, zitiert. Drei Jahre Tristesse zehren an den Nerven der Anleger, die u.a. von einem „Berg des Versagens“, der mit „verbalem Zuckerwerk garniert“ wurde, sprachen.
Konzernstruktur wenig sinnhaft ^
Neben dem bislang noch unklaren Zukunftskurs wurde erneut über die Sinnhaftigkeit der Konzernstruktur gestritten, denn MediaMarkt-Saturn ist mit 79 % der Anteile nicht nur die größte Beteiligung der Ceconomy AG, sondern macht faktisch auch beinahe das komplette Konzerngeschäft aus. Doppelstrukturen machen da wenig Sinn, vor allem dann, wenn, wie zuletzt beim vom Hof gejagten Ex-Vorstand Jörn Werner, Ingolstadt und Düsseldorf nicht eine Sprache sprechen.
Im Geschäftsjahr 2018/19 wurden laut Bericht des Ceconomy-Vorstands zahlreiche Projekte rund um die Themen digitales Wachstum, Dienstleistungen, Category Management & Supply Chain sowie die Organisation und Kostenstruktur vorangetrieben. Entscheidende Wegmarke: das am 29. April 2019 angekündigte Kosten- und Effizienzprogramm mit dem Ziel, Prozesse, Strukturen und Geschäftsaktivitäten des Konzerns zu straffen und Kosten zu senken. 600 Stellen in der Verwaltung wurden bereits „rasiert“, zudem sollen die Filialen, die in bester Innenstadtlage oftmals wie finanzielle Mühlsteine um den Hals liegen, verkleinert werden.
Kurs Zentralisierung ^
Darüber hinaus schreitet Ceconomy auch bei der Zentralisierung und Standardisierung von Prozessen in den Bereichen Supply Chain und Category Management voran. Und man sieht sich beim Ausbau der Omnichannel-Kompetenzen wie bei den Services & Solutions-Angeboten auf einem guten Weg. Letzteres ist für die Mutter von MediaMarkt und Saturn so wichtig, weil es auskömmliche Margen verspricht.
Neben der weiteren Umsetzung besagter Initiativen steht ab sofort auch die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens und die Definition entsprechender Meilensteine im Fokus. Das mit Spannung erwartete Strategie-Update am 26. März 2020 wird zeigen, wohin die Reise geht.
Weiterhin keine Dividende ^
Eine Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr 2018/19 können sich die Aktionäre jedenfalls von der Backe putzen. „Wir möchten das Ergebnis zur Stärkung des Eigenkapitals nutzen. Denn wir müssen das Unternehmen fit machen für den intensiven Wettbewerb, die Umbrüche im Markt und die Herausforderungen der kommenden Jahre“, so Dr. Bernhard Düttmann. Grundsätzlich strebe Ceconomy jedoch an, in Zukunft wieder eine Dividende zu zahlen.
Erstes Quartal: Tagesgeschäft mau, Sparprogramm greift ^
Wenige Tage vor der Hauptversammlung hatte Ceconomy seine Zahlen für das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres vorgelegt, das das Weihnachtsgeschäft inkludiert. Auf einen kurzen Nenner gebracht verläuft das Tagesgeschäft weiterhin eher mau mit einem um 0,8 % auf 6,8 Mrd. EUR gesunkenen Umsatz. Bereinigt um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe nahmen die Erlöse um 0,5 % ab. Das Licht am Ende des Tunnels: Der Heimatmarkt Deutschland lief besser als das Business in West- und Südeuropa.
Black Friday-Boom & Vorzieheffekte ^
Auch das kommt bekannt vor: Man profitierte von den Aktionstagen rund um den „Black Friday“, doch wegen dieser Vorzieheffekte fiel das Weihnachtsgeschäft erneut schwächer aus. Indes: Das Sparprogramm greift, der Nettogewinn stieg um fast 60 % auf 170 Mio. Dazu Ceconomy-CEO Düttmann: „Wir haben den Black Friday erfolgreich und profitabel abgeschlossen. Dazu kamen höhere Erträge aus Services & Solutions sowie rückläufige Personal- und Sachkosten in Deutschland. So konnten wir unser Ergebnis im ersten Quartal spürbar verbessern.“ Und weiter: „Wir sind auf einem guten Weg, unser Versprechen einzulösen und das Unternehmen zu transformieren. Das heißt: Wir fokussieren uns auf unser Kerngeschäft und richten unser Geschäftsmodell an den Bedürfnissen unserer Kunden aus.“
Ein Geschäftsmodell das sich an den Bedürfnissen der Kunden ausrichtet? Sollte eigentlich selbstredend sein – aber was war vorher? Jedenfalls bestätigt Ceconomy mit Blick auf diese Entwicklung im ersten Quartal auch seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr.
Online „solide“ ^
Das Wachstum im Online-Geschäft lag im ersten Quartal bei soliden 4,3 %. Damit überschritt der Online-Umsatz mit 1.043 Mio. EUR wie bereits im Vorjahr die Milliarden-Euro-Marke (Umsatzanteil: 15,4 %). Zu dieser Entwicklung hat vor allem der starke Black Friday beigetragen. Und auch die Pick-up-Option wird weiterhin gut angenommen: Im ersten Quartal wurde annähernd die Hälfte (47 %) aller Online-Bestellungen im Markt abgeholt.
Besonders erfreulich entwickelte sich das Geschäft mit Services & Solutions. Es verbesserte sich um 10 % auf jetzt 373 Mio. EUR. Der Services & Solutions-Anteil am Gesamtumsatz beträgt 5,5 %. Vor allem die Performance der Smartbar-Services – wie etwa Display-Schutz oder Vor-Ort-Reparaturen -, aber auch die Vermittlung von Garantieverlängerungen haben diese Entwicklung unterstützt. „Dank der guten Entwicklung von Services & Solutions haben wir eine leichte Trendverbesserung der Bruttomarge im Vergleich zu den Vorquartalen verzeichnet“, erläuterte CFO Karin Sonnenmoser.
Ergebnisanstieg in Deutschland ^
Wie beim Umsatz entwickelte sich auch das EBIT in den einzelnen Regionen unterschiedlich. In der DACH-Region erzielte insbesondere Deutschland einen deutlichen Ergebnisanstieg, in den übrigen Ländern der Region war das Ergebnis stabil. In West- und Südeuropa wirkten unter anderem das wettbewerbsintensive Umfeld und ein schwaches Konsumklima negativ. Osteuropa verzeichnete einen Ergebnisrückgang aufgrund der anhaltenden Ertragsschwäche in Polen. Sonnenmoser: „Insgesamt haben wir in einem schwächeren Marktumfeld eine solide Grundlage für ein erfolgreiches Gesamtjahr geschaffen.
Für das Geschäftsjahr 2019/20 erwartet Ceconomy gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Wachstum des währungsbereinigten Gesamtumsatzes und ohne Berücksichtigung von Ergebniseffekten aus nach der Equity-Methode bewerteten Unternehmen ein EBIT zwischen 445 Mio. Euro und 475 Mio. Euro.
Ein bisschen Frieden ^
„Ein bisschen Frieden“ ist derweil in die Dauer-Fehde mit dem MediaMarkt-Saturn Minderheitsgesellschafter Convergenta eingekehrt. Jürgen Kellerhals, Sohn des MediaMarkt-Gründers Erich Kellerhals, wollte statt des Freenet-Chefs Christoph Villanek ins Ceconomy-Kontrollgremium, den Aufsichtsrat, einziehen. Einen Tag vor der Sitzung zog er seine Kandidatur zurück.
Aber Ceconomy wäre nicht Ceconomy, wenn nicht ein weiteres Gerücht die Runde machen würde. Laut der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post (13. Februar) soll Ex-CEO Jörn Werner für den Finanzinvestor Apax tätig sein, dem nach einem (bislang unbestätigtem Gerücht) Interesse an Ceconomy nachgesagt wird. Irgendwie eine „never ending story“…