Gemeinsame Werbeaktionen von Media Markt und Saturn, ein gestrafftes Angebot und schlankere Verwaltungsstrukturen: Ceconomy wird an zahlreichen Schrauben drehen, um mit Blick auf die gedämpfte Konsumlaune der Verbraucher die Kosten zu senken. „Wir werden alles tun, um unsere Profitabilität zu steigern und unsere Effizienz zu erhöhen“, so Ceconomy-Chef Karsten Wildberger. Die Börse überzeugten diese Worte nicht. Mit einem satten Minus von 19,2% ist Ceconomy der Verlierer der Börsen-Woche.
Dabei verlief der Start in das neue Geschäftsjahr 2022/23 trotz des schwierigen Umfelds recht erfreulich. Der Umsatz habe im Oktober und November das Vorjahresniveau übertroffen. Und auch das Geschäft rund um den Black Friday sei besser verlaufen als zunächst erwartet. Für das gesamte Geschäftsjahr 2022/23 geht man bei Ceconomy von einem leichten Umsatzanstieg sowie einer deutlichen Verbesserung beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus.
Und das sagen die Zahlen: Ceconomy hat im Geschäftsjahr 2021/22 Widerstandskraft gezeigt und den oberen Bereich ihrer im Juli aktualisierten Prognose erreicht. Trotz verschärfter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen steigerte das Unternehmen den Umsatz um 3,2% auf 21,8 Mrd. Euro (Vorjahr: 21,4 Mrd. €). Zu diesem Wachstum haben die deutliche Erholung des stationären Geschäfts und die dynamische Entwicklung im Bereich Services & Solutions beigetragen.
Das bereinigte operative Ergebnis betrug 197 Mio. EUR (Vj. 237 Mio. €). Das Unternehmen erzielte in allen Regionen außerhalb der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz, Ungarn) Ergebnisverbesserungen. Im Segment DACH wurde die Ergebnisentwicklung „in einem intensiven Wettbewerbsumfeld“ durch die gestiegene Inflation gebremst. Zudem ist im Vergleich zum Vorjahr der Wegfall der Covid-19-Unterstützungsleistungen zu berücksichtigen.
„Wir haben uns besser behauptet als von vielen erwartet. Die Maßnahmen, die wir umsetzen, um uns in diesen herausfordernden Zeiten zu behaupten, greifen. Wir haben unsere strategische Transformation erfolgreich weiter vorangetrieben und werden als Organisation leistungsfähiger“, erklärte Dr. Karsten Wildberger, CEO von Ceconomy und MediaMarktSaturn.
Bei der Umsetzung seiner Omnichannel-Strategie richtet das Unternehmen alles darauf aus, das Einkaufserlebnis und die Kundenzufriedenheit auf allen Kanälen zu verbessern. Und das mit Erfolg: Im vergangenen Geschäftsjahr hat Ceconomy den Net Promoter Score (NPS) – die Kennzahl, mit der die Kundenzufriedenheit gemessen wird – um 5 Punkte auf 50 Punkte erhöht. Im 4. Quartal ist der NPS sogar auf 52 Punkte gestiegen.
Einen wichtigen Beitrag zur Kundenzufriedenheit leistet das Geschäft mit Services & Solutions. Hier hat Ceconomy den Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr deutlich um 21,6% auf 1,3 Mrd. € (Vj. 1,1 Mrd. €) gesteigert. Dies entspricht einem Anteil am Gesamtumsatz von 6,2% (Vj.: 5,2%). Im 4. Quartal 2021/22 konnte das Unternehmen den Services & Solutions-Anteil auf 7,4% ausbauen – das ist der bisherige Höchstwert.
Getrieben wurde diese Entwicklung durch eine wachsende Nachfrage nach Reparaturdienstleistungen vor Ort an den „SmartBars“ und nach Mobilfunkverträgen sowie nach Garantieverlängerungen. Zudem haben verbesserte Online-Services das Wachstum unterstützt. Ceconomy wird das überdurchschnittlich profitable Geschäft mit Services & Solutions weiter ausbauen.
Mit 5,3 Mrd. EUR ist rund ein Viertel des Gesamtumsatzes des Unternehmens im vergangenen Geschäftsjahr auf das Online-Geschäft entfallen. Damit war der Online-Anteil fast doppelt so hoch wie vor der Covid-19-Pandemie (2018/19: 13,7%). Die wachsende Bedeutung der Webshops von MediaMarkt und Saturn bestätigen auch die jüngsten Analysen des EHI Retail Institutes: mediamarkt.de hat sich auf Platz 3 der größten Online-Shops in Deutschland verbessert, saturn.de liegt derzeit auf Platz 6.
Das stationäre Geschäft hat sich nach dem Wegfall der Covid-19-Restriktionen im Verlauf des Geschäftsjahres 2021/22 deutlich erholt. Die Märkte des Unternehmens ziehen im Vergleich zum Vorjahr wieder rund 25% mehr Kunden an. Um das stationäre Geschäft weiter zu stärken, modernisiert Ceconomy bestehende Märkte, erhöht die Flächenproduktivität und eröffnet auch neue Standorte. Im Kalenderjahr 2022 haben vier neue Lighthouse-Märkte ihren Betrieb aufgenommen.
Ceconomy stellt sich darauf ein, dass die Phase mit gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Unwägbarkeiten noch anhalten wird und passt seine Kosten weiter an die veränderten Rahmenbedingungen an. Das Unternehmen verschlankt Strukturen in seinen Zentral- und Verwaltungsfunktionen und digitalisiert zunehmend administrative Prozesse und Abläufe zur Steuerung seiner Märkte.
Zudem wird man in Deutschland durch gemeinsame Werbekampagnen seiner beiden erfolgreichen Vertriebsmarken MediaMarkt und Saturn Synergien heben. Zur Verbesserung der Profitabilität wird das Unternehmen das ertragsstarke Geschäft mit Services & Solutions weiter ausbauen und das Sortiment entlang der Kundenwünsche weiterentwickeln.
Dabei verfügt Ceconomy über genügend Liquidität, um seine strategische Weiterentwicklung fortzusetzen. „Wir haben in den vergangenen Jahren eine umsichtige Finanzpolitik betrieben und uns im Vorfeld steigender Zinssätze gute Finanzierungskonditionen gesichert“, so Florian Wieser, Noch-CFO von Ceconomy und MediaMarktSaturn. Und weiter: „Wir haben Zugriff auf bisher ungenutzte Kreditlinien in Höhe von mehr als 1 Mrd. EUR, und zwar über das laufende Geschäftsjahr hinaus.“ Um die Liquidität zu stärken, optimiert das Unternehmen fortlaufend seine Lagerbestände und den Warenumschlag.
Um den unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen, plant Ceconomy derzeit mit zwei Szenarien. Das Unternehmen ist darauf eingestellt, dass das gesamtwirtschaftliche Umfeld herausfordernd bleiben wird. „Zugleich blicken wir entschlossen auf die kommenden Monate“, sagte Vorstandschef Wildberger. „Wir kommen weiter voran, und wir sind mit guter Nachfrage ins neue Geschäftsjahr gestartet.“
Ceconomy erwartet für das Gesamtjahr 2022/23 eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses und eine leichte Steigerung des Umsatzes. Dabei gelten die Annahmen, dass sich die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht weiter verschlechtern werden und der Markt für Consumer Electronics allenfalls moderat schrumpfen wird.
Sollte sich jedoch das gesamtwirtschaftliche Umfeld ungünstiger entwickeln als heute abzusehen ist und damit auch die Nachfrage im Markt für Consumer Electronics stärker sinken, würde dies auch die Geschäftsentwicklung von Ceconomy beeinträchtigen. In diesem Szenario, das aus heutiger Sicht weniger wahrscheinlich ist, müsste das Unternehmen deutliche Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis einkalkulieren.
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