Markt & Branche

Ceconomy-Bilanz: Bremsspur im Weihnachtsquartal

Hohe Inflationsrate, Corona-Restriktionen, sinkende Kauflust der Verbraucher, Lieferketten-Problematik: Nicht nur für Ceconomy, Konzernmutter von MediaMarkt und Saturn, lief das Weihnachtsgeschäft deutlich mauer als erwartet. Im eminent wichtigen Weihnachts-Quartal (für Ceconomy ist es das Q1 2021/22) gingen der Umsatz und das Ergebnis bei Ceconomy zurück.


Der Ceconomy-Umsatz sackte um satte 8,2% auf rund 6,9 Mrd. EUR (Q1 2020/21: 7,5 Mrd. EUR) ab. Bereinigt um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe lagen die Erlöse um 7,3% unter dem starken Vorjahreszeitraum, der durch hohe Konsumausgaben geprägt war. Und auch die Erlöse im Online-Geschäft gingen zum Start ins Geschäftsjahr 2021/22 zurück: um 16,5% auf 1,9 Mrd. EUR.

Eine dicke Bremsspur gab es auch beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebit), das im Weihnachtsquartal um gut ein Fünftel auf 274 Mio. EUR (Q1 2020/21: 346 Mio. EUR) abnahm. Unter dem Strich verdiente Ceconomy mit 122 Mio. EUR ebenfalls rund 20% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Dennoch sei im Quartal das Niveau von vor der Pandemie übertroffen worden, so Ceconomy am Montagmorgen. Indes: Analysten hatten sich einen geringeren Rückgang erhofft. Dementsprechend lag auch die Ceconomy-Aktie am Montagmorgen zu Handelsbeginn zeitweilig gut 10% im Minus.

Widrige Gemengelage

Wir erinnern uns: Das 1. Quartal 2020/21 war von überproportional hohen Ausgaben in den privaten Konsum nach der Beendigung der pandemiebedingten Restriktionen geprägt. Eine ähnliche Sonderkonjunktur war in den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres eben nicht zu verzeichnen.

Ceconomy CEO Dr. Karsten Wildberger kommentiert das Quartalsergebnis so: „Wir haben erneut gezeigt, dass wir mit Herausforderungen umgehen können. Gemessen an den Umständen sind wir solide in das neue Geschäftsjahr gestartet. Wir haben unsere europaweit gesteuerten Kampagnen in der Black-Friday- und Weihnachtszeit erfolgreich umgesetzt. Seit Mitte Dezember geht der Trend nach oben.“

Eine bessere Einordnung der jüngsten Ceconomy-Ergebnisse bietet der Vergleich mit den Kennzahlen des ersten Quartals 2019/20. Gegenüber diesem Zeitraum, der von einem stabilen konjunkturellen Umfeld vor Beginn der Pandemie gekennzeichnet war, ist der aktuelle Quartalsumsatz währungs- und portfoliobereinigt um 2,9% höher ausgefallen (Q1 2019/20: 6,8 Mrd. €). Beim operativen Ergebnis hatte Ceconomy damals 289 Mio. EUR erreicht.

Mit Blick auf die externen Einflüsse ergänzte Wildberger: „Wir können uns die Rahmenbedingungen nicht aussuchen und müssen das Beste daraus machen. Und genau das tun wir. Wir setzen unseren Weg zu einem durchgängig kundenorientierten Unternehmen unbeirrt fort und werden gestärkt aus den derzeitigen Turbulenzen herauskommen.“

Herausfordernde Rahmenbedingungen

Insgesamt erreichte die Nachfragedynamik im 1. Quartal nicht das außergewöhnlich hohe Niveau des Vorjahres. Die Corona-bedingten 2G-Regelungen in Ländern wie Deutschland und Österreich haben die Kundenfrequenz im stationären Geschäft deutlich gedrückt, in den Niederlanden und in Österreich musste Ceconomy abermals mit temporären Marktschließungen umgehen.

In Erwartung möglicher Engpässe bei den Lieferketten hatte Ceconomy seine Bestände frühzeitig erhöht und konnte nach eigenen Angaben eine vergleichsweise hohe Produktverfügbarkeit sicherstellen. Dennoch konnten die Lieferungen die Nachfrage in einigen Kategorien – beispielsweise bei Smartphones und Tablets –nicht decken.

Nicht zu vergessen: Auch ein Angriff auf die IT-Systeme von MediaMarktSaturn im November hat die Geschäftsentwicklung temporär beeinflusst. Das Unternehmen konnte seine Kunden zwar zu jeder Zeit auf allen Vertriebskanälen bedienen und alle Systeme innerhalb kurzer Zeit wiederherstellen. Allerdings waren bestimmte Service-Leistungen zeitweise eingeschränkt.

Die Omnichannel-Strategie des Unternehmens hat im 1. Quartal „wesentlich zu einem soliden Geschäftsverlauf“ beigetragen. Die Entwicklung im Online-Geschäft habe sich im Berichtszeitraum mit einem Umsatz von knapp 1,9 Mrd. EUR (Q1 2020/21: 2,3 Mrd. EUR) „weiter verfestigt“. Der Anteil am Gesamtumsatz lag bei 27,5% und damit deutlich höher als noch im 4. Quartal des Vorjahres (20,5%). Im Vergleich zum 1. Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 ist der Online-Umsatz gar um gut 80% gewachsen.

Im strategisch wichtigen Geschäft mit Services & Solutions hat Ceconomy im 1. Quartal Stabilität bewiesen. Der Umsatz erreichte 344 Mio. EUR und damit in etwa die Höhe des Vorjahreszeitraums (343 Mio. EUR). Der Anteil von Services & Solutions am Gesamtumsatz ist damit von 4,6% auf 5,0% gestiegen. Dazu haben vor

allem die gute Nachfrage nach Smartbar-Dienstleistungen und ein wachsendes Geschäft bei Online-Services beigetragen.

Volatilität als Teil der neuen Normalität

Und der Blick nach vorne? Für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres bleibt Ceconomy auch unter Berücksichtigung bestehender Unsicherheiten zuversichtlich. „Wir alle sollten uns auf eine gewisse Volatilität einstellen, das ist einfach Teil der neuen Normalität“, so Florian Wieser, CFO von Ceconomy und MediaMarktSaturn. Heißt konkret: „Trotz der nach wie vor widrigen Gemengelage rechnen wir

„Wir alle sollten uns auf eine gewisse Volatilität einstellen, das ist einfach Teil der neuen Normalität“, Florian Wieser, CFO Ceconomy und MediaMarktSaturn.
„Wir alle sollten uns auf eine gewisse Volatilität einstellen, das ist einfach Teil der neuen Normalität“, Florian Wieser, CFO Ceconomy und MediaMarktSaturn.

aus heutiger Sicht für das Gesamtjahr 2021/22 weiterhin mit einem leichten Anstieg des währungs- und portfoliobereinigten Umsatzes und einer sehr deutlichen Verbesserung des bereinigten operativen Ergebnisses.“

Sobald über die Rahmenbedingungen mehr Klarheit herrscht, will Ceconomy seine Prognose präzisieren.

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