Und so kam es dann gestern Abend auch: In einer außerordentlichen Sitzung haben der Ceconomy-Aufsichtsrat und CEO Jörn Werner in gegenseitigem Einvernehmen beschlossen, sich mit sofortiger Wirkung zu trennen. Gleichzeitig hat der Aufsichtsrat Dr. Bernhard Düttmann, Mitglied des Aufsichtsrats, für die Dauer von zwölf Monaten zum Vorsitzenden des Vorstands (CEO) bestellt. Düttmann wird zudem Arbeitsdirektor und verantwortet neben Personal die Strategie des Konzerns.
Die Zusammenarbeit, insbesondere bei der Implementierung der Strategie, wird unter Leitung von Düttmann durch ein „Transformation Committee“ sichergestellt, dem der Vorstand der Ceconomy und die Geschäftsführung von MediaMarktSaturn angehören. Seit gestern Abend besteht der Vorstand der Ceconomy nunmehr aus Dr. Bernhard Düttmann (CEO) und Karin Sonnenmoser (CFO).
„Wir danken Herrn Werner für sein Engagement und die geleistete Arbeit. Er hat die strategische Weiterentwicklung von Ceconomy aktiv mitgestaltet. Mit Blick auf die Führung des Unternehmens gibt es jedoch unterschiedliche Auffassungen zwischen ihm und dem Aufsichtsrat, so dass die Trennung ein konsequenter Schritt ist“, sagt Jürgen Fitschen, Vorsitzender des Aufsichtsrats. Als Arbeitszeugnis würden Sätze wie diese wohl nicht mal eine Drei ergeben. „Aktiv mitgestaltet“ klingt nach „er hat sich bemüht“.
Ihren laufenden Strategieprozess wird die Ceconomy AG nun unter der Führung von Dr. Düttmann fortführen und das Ergebnis wie geplant rund um den Jahreswechsel vorstellen. Nach Abschluss des letzten Geschäftsmonats im Geschäftsjahr 2018/19 gibt es zudem keinerlei Anhaltspunkte, dass Ceconomy ihre Prognose nicht erreicht.
Dr. Düttmann war bereits von Januar bis März 2019 interimistisch als Mitglied des Vorstands der Ceconomy tätig. „In dieser Zeit hat er umfangreich mit den Einheiten des Konzerns gearbeitet und das Vertrauen der Mitarbeiter bei Ceconomy und MediaMarktSaturn gewonnen. Gemeinsam mit dem Managementteam von MediaMarktSaturn hat er die Weichen für das erfolgreich laufende Kosten- und Effizienzprogramm gestellt. Während seiner Zeit hat er auch die Detaillierung der ersten Initiativen zur Neuaufstellung unterstützt“, so Fitschen. Klingt so, als hätte Dr. Düttmann in drei Monaten mehr bewirkt als Werner in deren sieben …
So weit, so dürftig. Denn dass ein Vorstandsvorsitzender eines börsennotierten Unternehmens nach nur gut einem halben Jahr seinen Hut nehmen muss, ist erst einmal ein recht ungewöhnlicher Vorgang. Dass in der Presse zudem immer wieder kolportierte „zerrüttete Verhältnis“ mit MediaSaturn-Lenker Ferran Reverter dürfte dabei in einem professionell agierenden, international tätigen Unternehmen eigentlich genauso wenig die Hauptursache gewesen sein wie die Tatsache, dass der in Telefonkonferenzen eher spröde wirkende Werner mehr ein Sanierer denn ein Visionär war, der das Unternehmen mit dem festen Willen zum Aufbruch und Neuanfang in eine tragfähige Zukunft führt. Stattdessen wurde verschlankt, gekürzt und gespart. Kein neuer Spirit, keine Leidenschaft, keine Visionen und auch kein Zukunftsprogramm, dass Werner eigentlich Ende des Jahres vorstellen wollte.
Beim Blick auf die aktuelle Geschäftslage gibt es zudem kaum Hinweise auf einen echten Turnaround. Nach dem letzten Zwischenbericht von Ceconomy trat der Umsatz im dritten Geschäftsquartal 2018/19 (April bis Juni) mit 4,6 Milliarden Euro praktisch auf der Stelle. Und selbst online gab es mit einem mauen Plus von 1,7 Prozent eine herbe Enttäuschung.
„Sein strategischer Weitblick, der feste Wille, Dinge voranzutreiben und seine konsequente Teamorientierung sind für Ceconomy ein großer Gewinn“, erklärte Jürgen Fitschen, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Gesellschaft, Anfang Februar dieses Jahres bei der Inthronisierung von Werner. Wertschätzende Worte, denen die Taten wohl nicht standhielten. Jetzt hat der Aufsichtsrat kurz vor dem Weihnachtsgeschäft und der Cyber Week den Notausgang gewählt – mit einem vernichtenden Presse-Echo in den Top-Tageszeitungen von FAZ bis „Welt“.
Für infoboard.de sind die erneuten Chaostage bei Ceconomy Anlass genug, im regulären Newsletter am kommenden Donnerstag auf die Gemengelage in Düsseldorf (Ceconomy) und Ingolstadt (Media-Saturn-Holding) noch einmal genauer zu schauen. Man ahnt: Das Problem liegt zwar auch in den handelnden Personen. Entscheidender jedoch dürfte die gesamte Konzernarchitektur sein. Zur Erinnerung: Der im Oktober 2018 abgesetzte Pieter Haas hatte sowohl als MSH-Chef wie auch als Ceconomy-Vorstandsvorsitzender agiert.
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