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Ceconomy sieht sich auf Kurs – Stores sind das Herzstück!

Von Matthias M. Machan

Die Ceconomy AG, Mutter von MediaMarkt und Saturn, hat gestern Vormittag in einer Wirtschaftspressekonferenz in Düsseldorf Bilanz zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 gezogen. Wer im Vorfeld auch auf eine Präsentation der ursprünglich zum Jahreswechsel angekündigten neuen Strategie des Unternehmens gehofft hatte, wurde enttäuscht. Das Strategie-Update ist auf den 26. März 2020 verschoben werden. „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“, so der Interims-CEO Dr. Bernhard Düttmann.

Das spricht nicht gegen Ceconomy, sondern für Dr. Düttmann, der bei seiner ersten großen Pressekonferenz auf der Ceconomy-Kommandobrücke eine souveräne, glaubhafte Performance ablieferte. Sein Credo: „Was wir ankündigen, das tun wir auch. Aber wir müssen einen Schritt nach dem anderen tun.“

Das abgelaufene Geschäftsjahr 2018/19 in der Kurzfassung: Ceconomy hat ihr Geschäft erfolgreich konsolidiert und erste operative Fortschritte erzielt. Das Unternehmen hat seine Umsatzziele erreicht und seine Ergebnisprognose sogar leicht übertroffen. Auch das Kosten- und Effizienzprogramm zur Reorganisation der Zentral- und Verwaltungsfunktionen in Deutschland ist voll im Plan. Für das neue Geschäftsjahr erwartet Ceconomy eine Verbesserung der Ertragskraft.

Mitten im Umbruch ^

Das Unternehmen will im neuen Geschäftsjahr 2019/20 gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Wachstum des währungsbereinigten Gesamtumsatzes sowie – ohne Berücksichtigung von Ergebniseffekten aus nach der Equity-Methode bewerteten Unternehmen – ein EBIT zwischen 445 Mio. Euro und 475 Mio. Euro realisieren. Darin wird ein positiver Effekt zwischen 5 Mio. Euro und 15 Mio. Euro durch die Einführung des neuen Bilanzierungsstandards IFRS 16 enthalten sein. Düttmann: „Unsere Prognose ist „cautious“, wir sind mitten im Umbruch – und da geht bekanntlich auch mal was schief“

Einzelne Charts Ergebnispräsentation Ceconomy GJ 2018/19 ^

Weichen für die Zukunft gestellt ^

Das Geschäftsjahr 2018/19 sei ein Jahr der Stabilisierung gewesen. „Wir haben Prozesse vereinfacht, Strukturen vereinheitlicht und erste Weichen für die Zukunft gestellt. Mit der Vereinheitlichung des Serviceportfolios, neuen Dienstleistungs-Angeboten und der Neukonzeption von Garantieleistungen haben wir das Fundament für ein erweitertes Servicekonzept geschaffen. Wir haben zudem ein Trainingskonzept für unsere Mitarbeiter entwickelt und richten unser Geschäftsmodell viel konsequenter als bisher an den Bedürfnissen der Kunden aus“, so Dr. Düttmann, der auch noch einmal kritisch auf die Seuchen-Monate der letzten beiden Geschäftsjahre zurückblickte.

„Im Geschäftsjahr 2017/2018 hatte sich unsere operative Profitabilität, die schon unter dem Wettbewerb war, weiter verschlechtert. Wir waren uns auch nicht wirklich im Klaren darüber, welcher Weg nach vorne der richtige sei.“ Vorbei! „Wir haben den negativen Trend gestoppt und das Ergebnis stabilisiert – einfach, indem wir uns auf unser Kerngeschäft konzentriert haben. Daher haben wir auch unser Portfolio adjustiert“, so Dr. Düttmann weiter.

Mehr Impulse für das Online-Geschäft mit einer neuen, deutlich verbesserten Webshop-Oberfläche.
Mehr Impulse für das Online-Geschäft mit einer neuen, deutlich verbesserten Webshop-Oberfläche.

DACH-Umsatz um +1,1% erhöht ^

Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Ceconomy insgesamt einen Umsatz von 21,5 Mrd. Euro und damit währungs- und portfoliobereinigt ein leichtes Plus von +0,8%. Hintergrund sind vor allem erfolgreiche Aktivitäten rund um den Black Friday 2018 sowie diverse Marketingkampagnen. Wie erwartet haben die Regionen DACH, West- und Südeuropa sowie Osteuropa zum Umsatzanstieg beigetragen. Besonders stark ist dabei der Absatz in der wichtigen Region DACH gewachsen (währungs- und portfoliobereinigt +1,1%).

Der Online-Umsatz ist gegenüber dem Vorjahr um +13,2% auf 2,9 Mrd. Euro, beziehungsweise 13,7% des Gesamtumsatzes gestiegen (nach 12,1% im Vorjahr). Auch die Pick-Up-Quote – also der Anteil der Online-Bestellungen, die im Store abgeholt wurden – lag mit 47% deutlich über Vorjahr (Geschäftsjahr 2017/18: 42%). Dies zeigt erneut die Bedeutung der Stores.

Düttmann: „Die Stores sind für uns wahnsinnig wichtig. Ohne unsere Läden ist die Innenstadt leer, das ist unsere Stärke.“ Erhöht hat sich auch der Umsatz mit Services & Solutions (um +1,3% gegenüber Vorjahr). Der Anteil von Services & Solutions am Gesamtumsatz liegt damit bei 7% (Vorjahr: 6,9%).

Ein verschlanktes Sortiment macht Platz für neue Produktkategorien wie E-Mobilität.
Ein verschlanktes Sortiment macht Platz für neue Produktkategorien wie E-Mobilität.

Zentralisierung ist der Schlüssel ^

Verschlankte Prozesse und vereinheitlichte Strukturen sollen künftig helfen, Kosten zu sparen. In der Verwaltung wurden, wie bereits bekannt, rund 600 Stellen abgebaut. In Summe will Ceconomy jährlich zwischen 110 und 130 Millionen Euro einsparen. Eine entscheidende Säule ist dabei die Zentralisierung des Sortiments- und Flächenmanagements. Neu ist auch eine zentrale Preisstrategie über alle Kanäle hinweg.

Und auch das Einkaufsvolumen soll verstärkt „aus einer Hand“ gesteuert werden. Lag in Deutschland das zentrale Einkaufsvolumen zu Jahresbeginn im einstelligen Prozentbereich, waren es im November bereits 70%. „Die Zentralisierung ist der Schlüssel“, so Ferran Reverter, CEO der Media-Saturn-Holding, gestern Mittag. Sie erlaube eine bessere Kontrolle über Umsätze, Margen und Produktverfügbarkeit.

„Wir haben im vergangenen Geschäftsjahr einiges erreicht, wir sind heute ein anderes, effizienteres Unternehmen als vor einem Jahr. Zugleich haben wir wesentliche Weichenstellungen für die Weiterentwicklung unserer strategischen Initiativen vorgenommen“, so Reverter weiter. So hat das Unternehmen zum Ausbau seines Online-Geschäfts eine neue, deutlich verbesserte Webshop-Oberfläche in Deutschland eingeführt.

Im Zuge der Digitalisierung der Stores werden die Mitarbeiter in den Märkten von MediaMarktSaturn mit Smartphones und einer eigens entwickelten App ausgestattet werden. Sie haben dann alle Informationen zur Verfügung, um Kunden besser und individueller beraten zu können.

Bereinigt um Aufwendungen für das Kosten- und Effizienzprogramm sowie Führungswechsel lag das Ceconomy-Ergebnis auf Vorjahresniveau (EBIT bei 423 Mio. Euro, nach 419 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2017/18; EBITDA bei 650 Mio. Euro, nach 650 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2017/18). Darin enthalten ist auch der Ergebnisbeitrag von Fnac Darty in Höhe von 21 Mio. Euro.

Positiv wirkten vor allem niedrigere Personalkosten, die u.a. auf eine Optimierung des Personaleinsatzes in den Märkten zurückzuführen sind. Hinzu kommen rückläufige Werbe- und Standortkosten, höhere Erträge aus Services & Solutions sowie die verbesserte Planung und Steuerung der Aktionstage rund um den Black Friday 2018.

Kostendisziplin ist das neue Mantra ^

„Im Geschäftsjahr 2018/19 haben wir wichtige Portfoliothemen gelöst. Wir haben unseren rund Neun-Prozent-Anteil an der Metro AG veräußert und mit der Investmentgesellschaft Olympia ein neues Gemeinschaftsunternehmen gegründet, in das wir unsere griechischen Aktivitäten einbringen. Mit der Umsetzung des Kosten- und Effizienzprogramms haben wir zudem das Thema Kostendisziplin wieder im Unternehmen etabliert. In Zukunft werden wir weiterhin konsequent auf wettbewerbsfähige Kosten und effiziente Strukturen achten“, so CFO Karin Sonnenmoser bei der Vorstellung des Zahlenwerkes.

Und weiter: „Unser wichtigster Markt Deutschland hat sich wieder stabil entwickelt und ist eng mit einem soliden Umsatzwachstum verbunden, das vor allem durch das Online-Geschäft getragen wird. Das Kosten- und Effizienzprogramm ist auf einem guten Weg. Auch im kommenden Geschäftsjahr wird Kostendisziplin einer unserer Schwerpunkte sein.“ Im Heimatmarkt Deutschland stieg der Umsatz um 132 Mio. Euro auf 10,47 Mrd. Euro, ein Plus von 1,28%.

Keine Dividende ^

Bittere Pille für Aktionäre: Zur Stärkung des Eigenkapitals und vor dem Hintergrund des Kosten- und Effizienzprogramms sowie mit Blick auf anstehende Investitionen, um das Geschäftsmodell von Ceconomy konsequent an den Kundenbedürfnissen auszurichten, haben Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen, auch auf der nächsten Hauptversammlung keine Dividendenausschüttung vorzunehmen.

Fokussieren & Umsetzen ^

Im neuen Geschäftsjahr geht es laut Dr. Düttmann für Ceconomy um zwei Dinge: Fokussieren und Umsetzen! „Wir werden in den kommenden Monaten damit beginnen, das operative Geschäft in Richtung eines echten kundenorientierten Geschäftsmodells weiterzuentwickeln.“ Aber was ist das Ziel der Ceconomy-Transformation? „Wir wollen die erste Wahl unserer Kunden sein. Dafür müssen wir nicht nur besser sein als die Konkurrenz, sondern auch viel besser, als wir es heute sind.“

So viel Realismus hat man bei Ceconomy schon lange nicht mehr vernommen, man könnte glatt von einem neuen Spirit reden, zu dem viele kleine und einige große Bausteine beitragen: die Wieder-Entdeckung der Innenstadt-Stores etwa mit deutlich verschlanktem Sortiment (5.000 anstatt 8.000 Artikel; das schafft Platz für Neues wie Health Care, E-Mobiltät und Services) oder kleinere Storeflächen (idealerweise 1.800 anstatt 3.000 Quadratmeter).

Genauso wichtig: ein gedeihliches Miteinander mit dem Minderheitsgesellschafter Convergenta und den Kellerhals-Erben. Erster Eindruck: Das Team um Dr. Düttmann wie Reverter hat das Zeug, den jahrelangen wie lähmenden Streit mittelfristig zu befrieden. Dr. Düttmann: „Wir haben einen konstruktiven Dialog, führen Gespräche auf vielen Ebenen. In die neue Strategie ist Convergenta eingebunden.“

Bleibt Dr. Düttmann? ^

Hört sich alles hoffnungsvoll an. Bleibt Dr. Düttmann gar über das Interimsjahr hinaus? „Wenn man Dinge nach vorne bewegen will, erfordert das Kontinuität. Meine Rolle als CEO ist erst einmal auf ein Jahr befristet. Innerhalb dieser Frist wird der Aufsichtsrat, bei dem die Entscheidung liegt, seine Schlüsse ziehen.“ Klingt bereits heute nach Verlängerung. Keine schlechte Wahl!

Klartext aus Düsseldorf ^

Im „Handelsblatt“ hat Ceconomy-Chef Dr. Bernhard Düttmann vergangene Woche in seinem ersten Interview nach der Amtsübernahme eine deutliche Veränderung in den Läden von MediaMarkt und Saturn angekündigt. Die Umsetzung der neuen Strategie liegt in den Händen von Ferran Reverter, der die operative Gesellschaft Media-Saturn-Holding führt. Seine Botschaft: Das Sortiment muss verändert, die Fläche der Läden verkleinert werden. infoboard.de dokumentiert die Kernaussagen des „Handelsblatt“-Interviews:

Reverter: „Die Läden sind unser größter Trumpf. Aber sie müssen die richtige Größe haben. Wir wissen, dass wir als optimale Größe in der Regel zwischen 1.700 und 1.800 Quadratmeter benötigen. In Deutschland liegen wir im Schnitt bei rund 3.000 Quadratmetern. Das wird sicher nicht so bleiben.“

Reverter: „Zukünftig wird jeder Mitarbeiter in unseren Märkten ein Smartphone mit einer eigens entwickelten App haben. Damit haben sie alle Informationen parat, um unsere Kunden viel besser und individueller beraten zu können.“

Düttmann: „Die Märkte müssen einladender werden. Die Leute wollen etwas erleben, sie wollen Spaß haben beim Einkaufen. Heute ist die Atmosphäre in manchen unserer Märkte noch zu kühl.“

Reverter: „Man muss nicht unbedingt 200 verschiedene TV-Geräte im Angebot haben. Wenn es die richtigen sind, reichen auch 100. Dadurch schaffen wir Raum für neue Warengruppen und für mehr Dienstleistungsangebote, etwa in der E-Mobilität, im Gesundheitssektor und im Bereich Smart Home.“

Reverter: „Zu Jahresbeginn lag unser zentral verhandeltes Einkaufsvolumen in Deutschland bei fünf Prozent, jetzt sind es immerhin schon 70 Prozent.“

Düttmann: „Als ich in den Aufsichtsrat einzog, zeigte man uns viele Schaubilder über die Transformation des Unternehmens. Die sahen erstmal toll aus. Im Laufe der Zeit wurde aber immer klarer, dass wenig davon verwirklicht wurde.“

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