Mit der fortan vereinfachten Gesellschafterstruktur, die viele Vorteile zu den beiden bestandenen Parallel-Universen, die sich in den vergangenen Jahren oftmals gegenseitig ausbremsten und wichtige Transformationsschritte blockierten, soll auch der Weg für eine erfolgreiche Weiterentwicklung von MediaMarktSaturn wie der Ceconomy AG geebnet werden.
Auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 12. April haben die Aktionäre der Ceconomy AG mit großer Mehrheit den Kapitalmaßnahmen zugestimmt, die mit dem Erwerb der Minderheitsbeteiligung der Convergenta Invest GmbH an MediaMarktSaturn durch Cecomnomy verbunden sind. Im Anschluss an die außerordentliche Hauptversammlung haben zudem die Ceconomy-Vorzugsaktionäre in einer gesonderten Versammlung die Umwandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien mit 98,79% Zustimmung beschlossen.
„Die Vereinfachung der Gesellschafterstruktur ist ein struktureller Befreiungsschlag. Wir schaffen damit auch organisatorisch die Voraussetzungen, um schneller und besser voranzukommen auf unserem Weg zu einer führenden europäischen Omnichannel-Plattform“, so Dr. Karsten Wildberger, CEO von Ceconomy und MediaMarktSaturn. Man sei nach den Beschlüssen vom vergangenen Dienstag sehr zuversichtlich, die Convergenta-Transaktion spätestens bis Ende September 2022 vollziehen zu können.
Mit dem Vollzug der Transaktion wird Ceconomy fortan alleiniger Gesellschafter von MediaMarktSaturn. Im Gegenzug wird Convergenta mit rund 26% Geschäftsanteilen ein „Ankeraktionär“ von Ceconomy. „Der Gesellschafterstreit, der Ceconomy und MediaMarktSaturn fast zehn Jahre lang belastet und eine Menge Geld gekostet hat, ist Geschichte“, sagte Wildberger. Und weiter: „Alle Beteiligten ziehen an einem Strang, alle Aktionäre haben ein gemeinsames Interesse: Sie wollen, dass sich ihr Unternehmen erfolgreich weiterentwickelt.“
Die vereinfachte Gesellschafterstruktur bietet eine Reihe an Vorteilen: „Wir beschleunigen unsere Entscheidungsprozesse und werden insgesamt schneller und schlagkräftiger“, erläuterte Wildberger. Vor allem aber: „Wir werden uns weniger mit uns selbst beschäftigen, sondern unsere Energie dort einsetzen, wo sie hingehört: bei unseren Kunden.“ Die künftige Gesellschafterstruktur ermögliche die Nutzung steuerlicher Verlustvorträge, reduziere die Verwaltungskosten und verbessere die Governance des Unternehmens weiter.
Mit Blick auf die angestrebte Zusammenführung von Ceconomy und MediaMarktSaturn zu einem Unternehmen wurde die Führungsstruktur bereits im vergangenen Jahr vereinheitlicht. Dr. Karsten Wildberger und Florian Wieser fungieren seit Sommer 2021 als CEO beziehungsweise CFO in Personalunion sowohl für Ceconomy wie für MediaMarktSaturn. „Wir gehen jetzt den letzten Schritt auf dem Weg zu unserem Zusammenschluss“, sagte Wildberger. Und: „Die Umsetzung der Transaktion ist der Türöffner für unsere strategische Weiterentwicklung.
Die außerordentliche Hauptversammlung war nötig geworden, nachdem der erste Anlauf zur Vereinfachung der Konzernstruktur im vergangenen Jahr aufgrund von Aktionärsklagen und vor dem Hintergrund einer vorläufigen Rechtsauffassung des Oberlandesgerichts Düsseldorf im Juli 2021 Schiffbruch erlitten hatte, mit der Folge, dass die Ceconomy AG die Transaktion erneut der Hauptversammlung zur Beschlussfassung vorlegen musste. Eigentlich sollte der Minderheitsanteil, den die Familienholding Convergenta des verstorbenen MediaMarkt-Mitbegründers Erich Kellerhals an der MSH hält, bereits bis zum Ende des Sommers 2021 an Ceconomy gehen.
In seiner Rede an die Aktionäre ging Wildberger gleich zu Beginn auf den Krieg in der Ukraine ein: „Angesichts der Not der Menschen relativieren sich die Dinge und Probleme, mit denen wir uns tagtäglich beschäftigen.“ Wie wirkt sich der Krieg auf europäischem Boden auf das Geschäft von Ceconomy aus? „Wir sind in der Ukraine nicht vertreten und seit 2018 auch in Russland nicht mehr operativ tätig“, so Wildberger. Von daher sei das Geschäft von den Geschehnissen nicht unmittelbar betroffen.
Jedoch ist Ceconomy mit 15% an M.video beteiligt, dem führenden Consumer Electronics-Händler in Russland. Wildberger: „Der Zugang zu den Anteilen und die Ausübung unserer Rechte daraus ist erheblich eingeschränkt. Vor allem durch die aktuelle Situation, aber auch durch die schon seit Juni 2021 geltenden Sanktionen. Wir prüfen gerade verschiedene Optionen, um eine Lösung für diese Finanzbeteiligung zu finden.“
Zugleich habe der Krieg in der Ukraine gesamtwirtschaftliche Folgen: „Wir müssen – womöglich für eine längere Phase – mit einer Inflation rechnen, die wir so lange nicht mehr kannten.“ Zudem sorge die Krise in Osteuropa für Verunsicherung bei den Verbrauchern, sie trage nicht gerade zu einem positiven Konsumklima bei. Wildberger: „Wir spüren das auch hier bei uns.“
Auch auf die neuen Store-Formate, die auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse zugeschnitten wurden, ging Wildberger ein. „Die neuen Konzepte kommen sehr gut an, vor allem mit der Nähe zu unseren Kunden können wir punkten. Beispiele hierfür sind die Smart- und Xpress-Formate: Bei diesen kleineren Märkten in Innenstadtlagen oder bei einem Nahversorger um die Ecke zeigen wir Präsenz da, wo unsere Kunden sind.“ Die jüngsten Erfahrungen mit diesen Konzepten seien durchweg positiv: „Wir gewinnen damit Marktanteile und verbuchen steigende Absatzzahlen – im Umfeld der Smart-Märkte überproportional im Online-Geschäft. Eben weil wir präsent und sichtbar sind.“
Dennoch räumte Wildberger ein, dass man beim Roll-out der neuen Formate unternehmensweit noch an Tempo zulegen könne: „Wir wollen insgesamt noch schneller werden. Das gilt auch für die Umgestaltung unserer bestehenden Märkte.“ In den kommenden eineinhalb Jahren wolle man rund die Hälfte der sogenannten Core-Märkte im Sinne der Kunden modernisiert haben: modular aufgebaut, sauber strukturiert, mit klar gekennzeichneten Servicestationen, mit einer Top-Beratung und in einem Ambiente, in dem das Einkaufen noch mehr Spaß mache.
Die Weiterentwicklung entlang der Omnichannel-Strategie sei untrennbar mit einer neuen Sichtweise auf das Geschäft verbunden. Wildberger: „Wir gehen die Dinge heute ganz anders an als noch vor ein paar Jahren. Haben wir früher alles ausgehend vom stationären Geschäft entwickelt, verzahnen wir unsere Vertriebskanäle heute schon viel enger miteinander – online wie offline. Aber auch hier müssen wir noch mehr tun.“
Für die Kunden finde der erste Kontakt zu MediaMarkt und Saturn in aller Regel online statt, häufig per Smartphone. „Es ist nur konsequent, dass wir unsere Prozesse verstärkt auf den ‚Mobile First‘-Ansatz unserer Kunden ausrichten. Hier legen wir jetzt noch mehr Energie rein.“
Das Wichtigste indes: „Wir werden gebraucht. Technik bestimmt immer mehr unser Leben. Wir bringen die Technik zu den Menschen. Wir sind der Vermittler zwischen den Herstellern, den Lieferanten und den Kunden. Und wir sind der ‚Guide‘, der nicht nur Produkte verkauft, sondern auch repariert, berät und erklärt.“ Der Anspruch: „Wir bieten Menschen Orientierung in einer zunehmend unübersichtlichen Welt. Wir machen die Welt etwas einfacher – als Partner unserer Kunden. Das ist unser Selbstverständnis. Das ist unser Anspruch, auf allen Kanälen.“
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