Die CES, die seit 1967 jährlich vier Tage im Januar stattfindet, gilt als eine der wichtigsten Leitmessen für Unterhaltungselektronik. Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen dieser Art zeigen die Hersteller in Las Vegas aber nicht nur handfeste Produkte, sondern vor allem auch Technologien, die erst in einigen Jahren marktreif sein werden. Das sichert der CES auch in Deutschland in den nachrichtenarmen ersten Januar-Tagen reichlich Schlagzeilen. Aber wie sieht sie aus, die Zukunft der Elektro- und Hausgeräte?
Eine Entwicklung ließ sich auf der CES 2017 durch alle Produktkategorien hinweg beobachten: Die Zukunft gehört der intelligenten Sprachsteuerung. Was viele von uns schon vom Smartphone kennen, wird in wenigen Jahren im gesamten Haushalt zum Standard gehören. Dabei geht es gar nicht darum, dass einzelne Geräte die Fähigkeit besitzen, Sprachbefehle zu verstehen. Nein, die Sprachsteuerungs-Technologien, die auf der CES im Mittelpunkt standen, sind allumfassend und omnipräsent.
Die Küche der Zukunft begrüßt ihre Gäste und erkennt anhand der Stimmen, mit welchen Familienmitgliedern sie es zu tun hat. Daraus kann sie ableiten, ob sie auf dem Display im Side-by-Side-Kühlschrank den Börsen-, Sport- oder Kinderkanal einschaltet oder andere vordefinierte Automationen ausführt. Danach ist sie bereit, Befehle entgegenzunehmen: „Heize den Backofen auf 200 Grad vor, aktiviere den Dunstabzug und suche mir bitte das Rezept für einen Heidelbeerkuchen heraus!“ – im Backofen geht das Licht an, der Lüfter im Dunstabzug beginnt sich zu drehen und zwei Sekunden später erscheint auch schon das Kuchenrezept auf dem Bildschirm an der Wand. „Haben wir noch acht Eier und einen Liter Milch?“ – „Eier sind genug da, aber die Milch ist abgelaufen. Soll ich welche nachbestellen?“, erkundigt sich der Kühlschrank freundlich.
Was zunächst klingt, wie aus einem Science-Fiction-Film, ist schon heute möglich. Siemens Home hat es schon auf der IFA 2016 mit dem Küchen-Assistenten Mykie vorgemacht. Im Prinzip ist für die Smart Kitchen lediglich die Vernetzung der einzelnen Haushaltsgeräte sowie ein zentrales Bedienelement erforderlich. Letzteres ist im Regelfall ein kleiner Roboter, der die Sprachbefehle aufnimmt, verarbeitet und umsetzt. Bei Siemens heißt dieser „My kitchen elf“ (Mykie), bei LG Electronics nennt er sich Hub Robot. In beiden Fällen finden die kleinen Helfer auf der Arbeitsplatte in der Küche Platz. Andere Unternehmen, etwa digitalSTROM aus der Schweiz, arbeiten an mobilen Robotern, die den Menschen durch das gesamte Haus folgen können.
Eine besondere Bedeutung kommt in der Smart Kitchen dem Kühlschrank zu. Sowohl Samsung als auch LG Electronics haben auf der CES 2017 neue Side-by-Side-Kühlschränke vorgestellt, die zum Teil mit bis zu 29 Zoll (circa 74 Zentimeter) großen Full-HD-Touchscreen-Monitoren ausgestattet sind. Samsungs Modell liefert zudem über drei hochauflösende Kameras Bilder aus dem Inneren des Kühlschranks aufs Smartphone, so dass man im Supermarkt stets weiß, was man einkaufen muss. Bei LGs InstaView Door-in-Door-Kühlschrank muss man erst gar nicht mehr in den Supermarkt gehen, da dieser dank Amazons digitalem Sprachassistenten Alexa selbstständig Bestellungen aufgeben kann.
Der Side-by-Side-Kühlschrank ist innerhalb der Smart Kitchen deshalb so wichtig, da er am meisten Platz für Technik bietet – vor allem aber weil er den Bildschirm beherbergt. Auf diesem Entertainment-Hub werden sämtliche Informationen aggregiert: Wetter, Aktienkurse, Anrufe, eingehende E-Mails, Nachrichten, Social Networks, Live-Stream der Überwachungskameras und vieles mehr. Zudem lässt sich das Touch-Display zum Fernseher oder Computer umfunktionieren. Zusammen mit der Sprachsteuerung bildet der Kühlschrank somit das Herzstück der intelligenten Küche.
Bei den Pressegesprächen auf der CES kam von den Journalisten aus aller Welt immer zuerst diese Frage: Wann kommt das Produkt auf den Markt und wie viel wird es kosten?“. Einzig die deutschen Medienvertreter bildeten eine Ausnahme. Sie begannen die Fragerunde stets mit „Und was ist mit dem Datenschutz und der Privatsphäre der Nutzer?“. Aus der Sicht vieler Unternehmen ist das eine typisch deutsche Frage, denn in kaum einer anderen Nation stoßen Smart Home-Lösungen auf so viel Skepsis und Zurückhaltung wie hierzulande.
Ganz unberechtigt ist die Frage nach der Privatsphäre in diesem Zusammenhang freilich nicht, denn eine intelligente Küche wird erst dadurch intelligent, dass sie unsere Gewohnheiten kennt. Dazu werden rund um die Uhr Daten von den einzelnen Geräten zu den Servern der Unternehmen geschickt und dort in der Cloud analysiert und ausgewertet. Zwar geschieht das anonymisiert, aber es gibt keine hundertprozentige Garantie dafür, dass die Daten nicht doch in falsche Hände gelangen können – beispielsweise bei einem Hacker-Angriff.
Diese Problematik wird dadurch verstärkt, dass einige smarte Haushaltsgeräte mit Mikrofonen und Kameras ausgestattet sind, da sie ansonsten ihr Potential nicht voll ausschöpfen könnten. Die Sprachsteuerung in der Küche wäre beispielsweise sinnlos, wenn man sie jedes Mal mit einem Tastendruck aktivieren müsste. Im Umkehrschluss heißt das, dass die Mikrofone rund um die Uhr aktiv sein müssen – und somit auch jedes Gespräch „belauschen“. Das ist der Preis, den wir für ein komfortableres, smartes Leben bezahlen müssen. Die Frage ist, ob wir bereit dazu sind.
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