Das zweitägige „IFA Innovations Media Briefing“ mit rund zwei Dutzend Pressekonrerenzen, über 35 Ausstellern und 300 Journalisten befand sich schon fast auf der Zielgeraden, als Bauknecht-Geschäftsführer Jens-Christoph Bidlingmaier die Dinge ein wenig zurecht rückte: „Die App steht bei Hausgräten für Komfort, ist aber nicht der Mittelpunkt des Gerätes.“ Zuvor konnten Beobachter bisweilen durchaus den Eindruck gewinnen, dass sich in der digital-vernetzten Welt der Hausgeräte alles um App & Co dreht und die eigentliche Kernkompetenz der Geräte ein wenig in den Hintergrund rückt.
Clever & smart war das Top-Thema beim IFA Warm-up. Nicht nur bei Siemens sieht man die smarten Technologien auf dem Vormarsch. „Das Thema Vernetzung verlässt sein Nischendasein“, sagt Siemens Geschäftsführer Roland Hagenbucher. Und: “Der Durchbruch zum Massenmarkt wird kommen.“ Dabei darf man aber nicht vergessen, unterwegs den Konsumenten abzuholen. „Es ist immer wieder erstaunlich festzustellen, wie wenig die Verbraucher über Vernetzung wissen“, sagt der Medisana Vorstandsvorsitzende Ralf Linder und fährt fort: „Da ist noch viel zu tun. Wir müssen immer wieder auch mal einen Schritt zurück denken.“ Heißt übersetzt: Die Industrie eilt dem Verbraucher voraus.
Muss sie aber auch. Und es müssen nicht immer die vermeintlichen Top-Innovationen sein, die die Tages- wie Fachpresse zwischen den Zeilen und auf den Gängen des Congres Centrums am Alexanderplatz in Berlin einfordert. Denn erstens haben sich etliche „Seite 1“-Innovationen wie der Kühlschrank mit integriertem Fernseher oder der Espresso-Vollautomat mit Sprach-Erkennung nie am Markt durchgesetzt. Und zweitens ist der Komfort-Gewinn der Neuheiten für den Nutzer im Alltag viel entscheidender. Dabei hat man steht stets das Ziel im Fokus, die digitale Technik für einen einfacheren und erfolgreicheren Umgang mit alltäglichen Arbeiten einzusetzen. Eben „für perfekte Ergebnisse zu jeder Zeit“, wie es das Marketing von Bosch formuliert.
Es muss also nicht immer die schier den Atem beraubende Innovation sein. Durchdachte Produkt-Premieren mit hohem Alltagsnutzwert – und die gibt es auf der IFA so reichhaltig und mannigfaltig wie nirgendwo sonst – sind das Salz in der Suppe. Wie der mit neuer Aufheiztechnologie ausgestattete Wasserkocher und Teebereiter „PureTea“, eine echte Weltpremiere von Petra Electric, beispielsweise, die Schlaf-Sensoren von Beurer und Medisana, der Waschtrockner „Dualsense“ von AEG oder der neue Vollautomat „Z6 Carbon“ von Jura. Allesamt Sinnbilder für die starke Dynamik und Performance der Branche.
Und so wird die kommende IFA in gut sieben Wochen mit ziemlicher Sicherheit die größte, beste und vielleicht auch interessanteste „best ever“. Was sich auch aus vielen Fakten am Rande ergibt, die einen stimmigen Rahmen erkennen lassen: Nach der Premiere von Bauknecht im vergangenen Jahr treten die Stuttgarter jetzt zusammen mit der Konzernmutter Whirlpool und all’ ihren Töchtern wie Indesit oder KitchenAid auf. Und LG wird die Halle 11.2 zu klein. Jetzt zeigen die Koreaner auf über 4.000 Quadratmetern in Halle 18, was sie haben und können.
Jens Heithecker, IFA-Direktor, geht jedenfalls mit „extremer Zuversicht“ in die IFA des Jahrgangs 2015: “Die Innovationsdynamik der Aussteller ist die Basis für weiteres Marktwachstum. Als Spiegelbild der Märkte wirkt sich dies auch weiterhin positiv auf die IFA aus, die für die digitale, vernetzte Welt die wichtigste und erfolgreichste Messe weltweit ist.“ Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender des IFA-Veranstalters gfu, ergänzt: “Die IFA ist und bleibt für Industrie und Handel als Order- und Neuheitenmesse der Treffpunkt und Marktplatz Nummer 1 weltweit. Mit einem erwarteten Ordervolumen von mehr als 4,25 Milliarden Euro wird die IFA 2015 wieder Taktgeber für die Märkte sein.“
Die digitale Entwicklung schreitet weiter voran, die IFA wird einer der Taktgeber, aber immer mit Mehrwert für den Nutzer. Der Lieblingskaffee lässt sich via App ganz einfach konfigurieren, speichern und benennen. Kaffeegenuss ist damit keine Sache des Zufalls mehr, sondern lässt sich mit größter Präzision wiederholen, Tag für Tag. Habe ich den Ofen ausgeschaltet? Oder vergessen, den Garvorgang zu starten? Ein Blick auf die App genügt und ich bin über meinen Gerätestatus informiert. Ob automatische Programmwahl, Kühlschrank-Kameras zur besseren Vorratskontrolle oder Kundenservice 2.0, bei dem Geräte per Ferndiagnose gewartet werden können: Die Industrie bietet immer mehr schlüssige Möglichkeiten, die digitale Welt sinnvoll in den Haushalten zu verankern.
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