Vielleicht hätte uns schon auf der Anreise nach Berlin die IFA-Anzeige im Hochglanz-Magazin der Bahn stutzig machen sollen: „Lassen Sie sich von den führenden Köpfen der Branche inspirieren – auf dem IFA Leaders Summit 2023 kommen die international bedeutendsten Redner zusammen.“ Kein Wort über Produkte und Geräte-Highlights, die normalerweise das Salz in der Suppe und der Gesprächsstoff jeder IFA sind.
Vor Ort, im Berliner Congress Centrum am Alexanderplatz, rieben wir uns ungläubig die Augen: Erstmals keine Messestände, die immer ein wunderbarer Marktplatz für den persönlichen Austausch mit den Unternehmen waren sowie eine Gelegenheit, das „Look & Feel“ der Neuheiten, mitunter Weltpremieren, unter die Lupe bzw. in die Hände zu nehmen. Auch keine Unterhaltungselektronik und vergleichsweise wenige Pressekollegen vor Ort. Selbst wenn das Drumherum – vom Catering bis zum Veranstaltungs-Management – perfekt orchestriert war, es fehlte doch das Allerwichtigste: Echte Neuheiten und echter IFA-Spirit!
Die IFA-IMB mangels teilnehmender Brands ausfallen zu lassen, war für die Macher von gfu und IFA-Management offenbar keine Option. Besser wäre es wohl gewesen. Denn das, was die Presse als Ouvertüre für das Hochamt der Hausgeräte und Unterhaltungselektronik präsentiert bekam, war, mit Verlaub, eine Frechheit: ganze fünf Marken – neben Beurer und Jura auch Kärcher, Miele und die BSH; SharkNinja hatte kurzfristig abgesagt – präsentierten sich im BCC in 20-minütigen Slots. Netto-„Spielzeit“ keine zwei Stunden. Braucht es dafür zwei Tage, zumal die BSH, Miele und Kärcher PowerPoint-Präsentationen vorzogen?
Dementsprechend verärgerte Gesichter bei der Presse, der Industrie wie bei den Veranstaltungsmachern. Die Schuldfrage zu stellen gestaltet sich indes schwierig: Natürlich glänzte die Industrie durch Abwesenheit. Und die, die von den (internationalen) Marken als „Beobachter“ vor Ort waren (nicht wenige!), dürften sich in ihren Zweifeln am Veranstaltungsformat bestätigt fühlen – self-fulfilling prophecy eben. Und dennoch, auch wenn die Mammutaufgabe „IFA reloaded“ von rund 30 Leuten binnen weniger Monate schwierig zu stemmen ist: Es gab und gibt ja immer noch genügend gestandene (und vor Ort anwesende) IFA-Macher im Umfeld der IFA-Management GmbH, der gfu und bei Clarion, bei denen eigentlich die Alarmglocken hätten schrillen müssen.
Da wirkte Leif-Erik Lindner, der ab Oktober die Geschäftsführung der IFA-Management übernimmt und beide Tage in Berlin vor Ort war, wie ein Versprechen auf eine erfolgreiche IFA im Jahr 2024. „Entscheidend ist 2023. Für 2024 kann ich mir noch nichts kaufen“, ist gleich von mehreren, vornehmlich inhabergeführten Kleingeräteherstellern zu hören, bei denen sich in den vergangenen Wochen ob des Procederes für die IFA 2023 mächtig Frust aufgestaut hat.
Schauen wir nach vorne: In Power-Briefings präsentierten fünf IFA-Aussteller ihre neuesten Produkte und Trends. Parallel bot ein umfangreiches Begleitprogramm zu Themen wie Künstliche Intelligenz (KI), Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Geschäftslösungen Informationen für die Teilnehmenden.
Beurer hat in Berlin das Notfallarmband EC 70 präsentiert. Der kleine, smarte Helfer am Handgelenk erkennt einen Sturz automatisch und alarmiert im Notfall per App entweder vorher definierte Angehörige oder einen Notfallservice. Dies soll insbesondre älteren Menschen mehr Sicherheit im Alltag geben. Ein Produkt, das in Berlin auf großes Interesse und viele nachfragen stieß.
Der große Vorteil des Notfallarmband EC 70 inklusive App „caera“: Anders als der klassische Hausnotruf kann das mobile Armband inklusive der App dank Mobilfunktechnologie und eingebauter SIM-Karte sowohl zuhause als auch unterwegs genutzt und im Notfall geortet und angerufen werden. Für die Präsentation der ersten nachhaltigen Wärmeprodukt-Range „Green Planet“, bei der für die Produkt- und Verpackungsfertigung recycelte Materialien verwendet werden, blieb indes keine Zeit mehr.
Zuvor stellte Jura eine neue Generation seines Kaffee-Vollautomaten-Bestsellers E8 vor. Der Genuss-Verstärker gehört dank seiner umfangreichen Ausstattung, höchstem Bedienkomfort und erstklassigen Kaffeeresultaten zu den erfolgreichsten und beliebtesten Modellen auf dem Markt. Die neueste Entwicklung der Schweizer Premium-Marke punktet u.a. mit einem überarbeiteten Mahlwerk (P.A.G.2), und verspricht Premium-Flair in der Vollautomaten-Mittelklasse. Horst Nikolaus, Geschäftsführer Jura Deutschland: „Die Premium-Features treiben den Markt.“
Für infoboard.de-Follower nicht neu: Kärcher wird seine Indoor-Produkte ab Januar 2024 einheitlich in der Farbe Weiß anbieten. Mit der Farbumstellung möchte man das Angebot im Indoor-Bereich noch attraktiver und kundenfreundlicher gestalten. Damit verbunden ist die Einführung einer besonderen Produktlinie, die Kärcher “Signature Line”, die sich durch ein weiterentwickeltes Vertriebskonzept, eine Garantieverlängerung und ein besonderes Produktdesign auszeichnet. Zudem erweitert Kärcher seine Produktfamilie autonomer Putzgeräte um einen Wischroboter für Hartböden.
Digitale Anwendungen für mehr Nachhaltigkeit und Komfort sind die Top-Themen zur IFA bei Miele. Was dies konkret bedeutet, erklärte Bernhard Hörsch, Commercial Director Sales der Miele Vertriebsgesellschaft Deutschland. Zugleich gab er einen ersten Überblick über die Neuheiten, die der Familienkonzern Anfang September unter dem Funkturm enthüllt. Motto: „A Miele Open House“, für hochwertiges, komfortables und nachhaltiges Wohnen.
So unterstützt künstliche Intelligenz beim Kochen und gibt Anleitungen zur Selbsthilfe, wenn ein Gerät eine Störung hat. Ein „Consumption Dashboard“ in der App zeigt, wie Waschmaschine und Geschirrspüler beste Ergebnisse bei minimalen Geräteverbräuchen liefern. Fokus Hardware: Miele kündigt zudem eine neue Modellreihe bei den Akku-Handsticks sowie verbesserte Kochfelder im All-Black-Design an. Unser Highlight: Unter dem Stichwort „MealSync“ lassen sich alle Geräte auf das jeweilige Ende der Garzeit synchronisieren.
Einzig die BSH briefte am zweiten Veranstaltungstag die Presse. Die Küche der Zukunft ist natürlich vernetzt, davon ist man ja bei der BSH schon lange überzeugt. Eine repräsentative Umfrage in zwölf europäischen Ländern zeigt jetzt: Smarte Hausgeräte spielen in der Tat eine immer wichtigere Rolle im Alltag der Konsumenten. Für 34% der über 12.000 Teilnehmenden in zwölf europäischen Ländern ist es wichtig, dass ihr nächstes großes Hausgerät vernetzungsfähig ist. Und rund vier von zehn (44%) Befragten sind bereit, einen Aufpreis für ein smartes Hausgerät zu bezahlen.
In bewährter Weise wurde das IFA IMB auch 2023 von zwei Veranstaltungen der gfu begleitet: gfu Insights & Trends und eine Abendveranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum der gfu. gfu Insights & Trends stand 2023 unter dem Titel: „Von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft.“ Dabei wurden Aspekte wie Reparatur, Recycling und nachhaltige (Wieder-)Verwendung von Rohstoffen in den Mittelpunkt gestellt. Die gfu-Jubiläumsveranstaltung in der „hafenKantine“ ermöglichte entspanntes Netzwerken anlässlich des 50-jährigen Jubiläum der Branchenorganisation.
Die IFA vom 1. bis 5. September in Berlin ist die bedeutendste globale Messe für die Home Electronics-Branche. Sie bringt die weltweit führenden Marken aus den Bereichen Unterhaltungselektronik, Elektro-Hausgeräte, Informationstechnologie und Telekommunikation mit dem Handel, den Medien und Verbrauchern zusammen.
Aktuell hat die IFA 2023 den Buchungsstand der IFA 2022 übertroffen und ist ausgebucht. Dies macht deutlich, dass die IFA ihrem Anspruch, die global bedeutendste Messe für Consumer Electronics und Home Appliances zu sein, wieder gerecht werden wird.
Mit Updates und einer Reihe neuer Formate soll die IFA zudem in aktuellen Themenbereichen an Bedeutung gewinnen. Ein Beispiel dafür ist der Bereich „IFA Next“, der Innovation Hub der IFA, der zur IFA 2023 deutlich ausgebaut wird. Zudem neu im Portfolio der IFA sind das „Sustainability Village“, der „IFA Leaders Summit“, das „House of Robots“ und die „Gaming & eSports Arena“.
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