Markt & Branche

„Der Fachhandel lebt von gutem Personal“

Dr. Stefan Müller, Vorstandsvorsitzender expert SE, im Gespräch mit infoboard.de-Chefredakteur Matthias M. Machan über die DNA von expert zum 60. Geburtstag, IFA-Pläne sowie den Fachkräftemangel in der Branche.


Jens Heithecker, Executive Vice President Messe Berlin Group & IFA Executive Director, gab vergangene Woche angesichts einer eigentlich komplett ausgebuchten Messehalle zur KOOP einen Einblick in seine Gemütslage: „Zwischen Freude und Frust“. Wie ist das Gefühl aktuell bei Ihnen?

Die Tränen sind getrocknet. Wir waren uns im vergangenen Herbst sicher, dass wir das in Berlin hinbekommen. Aber dann kippte angesichts der Corona-Fallzahlen bei allen Beteiligten die Stimmung. Die Entscheidung war richtig. Und: Angesichts der Orkanlage vergangenes Wochenende hätte es vermutlich eh kaum ein Händler nach Berlin geschafft. Jetzt freue ich mich auf unser Jubiläumsjahr.

Das ist das Stichwort: 60 Jahre expert. Auch wenn mit den Gesellschaftern im kleineren Kreis gefeiert wird: Geht das Jubiläum ein wenig unter?

Ursprünglich wollten wir mit einem Feuerwerk zu Jahresbeginn starten, aber wir haben ein wenig den Dampf aus unserer Werbekampagne genommen. Nicht alles wäre, so wie es geplant war, zeitgemäß gewesen.

Nach 60 Jahren expert: Was ist für Sie ganz persönlich die DNA der Verbundgruppe, wo liegt die besondere Stärke?

Im Fachhandel sind wir die Marke mit der längsten Tradition. Wir treten seit dem ersten Tag mit einer einheitlichen Marke an. Das wiegt stark, bis heute, zeugt von Kontinuität, einem engen Verhältnis zueinander und einem starken Gemeinschaftsgefühl.

„Seit sechs Jahrzehnten ist die expert-Kooperation der zuverlässigste Partner in unserer Branche“, Dr. Stefan Müller.

Nach zwei Jahren Pandemie: Wie ist Ihre Bilanz für expert?

Hätte man mir vor drei Jahren gesagt, dass wir unsere Tagung virtuell durchführen, hätte ich das für völlig undenkbar gehalten. Der Effizienzgewinn ist enorm und alles rund um das „New Work“ finde ich total spannend. Und dennoch: Die persönlichen Kontakte, das menschliche Miteinander ist durch nichts zu ersetzen.

Wie wird sich expert zum „Branchen-Highlight“, der IFA 2022 aufstellen?

Schauen Sie sich die Innovationskraft der Branche, insbesondere auch der Weißen Ware an. Die Branche braucht ein Messe-Highlight wie die IFA. Sie wird 2022 bestimmt ein tolles Event. Wir beginnen in einigen Tagen mit unserer Vorplanung. Natürlich muss man generell damit rechnen, dass Messen ein wenig kleiner werden als 2019, aber das muss ja nicht negativ sein.

Abseits von Corona: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, denen sich expert in den kommenden Monaten stellen muss?

Sicherlich die digitale Transformation, die wir mit unserer Agenda expert 6.0 noch einmal forcieren wollen. Omnichannel bleibt eine große Herausforderung, also wie lässt sich der traditionelle Handel dauerhaft mit online kombinieren?

Eine weitere, große Herausforderung ist der Fachkräftemangel. Wir müssen künftig noch stärker ausbilden, denn der Fachhandel lebt von gutem Personal. Die nachhaltige Bindung, Förderung und Weiterentwicklung der Fachberater, aber auch das Herausstellen der Attraktivität von expert als Arbeitgeber ist eine fundamentale Aufgabe für uns in diesem Jahr.

Einer Ihrer zentralen Sätze im Rahmen der expert-Tagung: „Wir werden unsere gesamte Wertschöpfungskette noch stärker auf die Kunden ausrichten mit der Zielsetzung, sie am Point of Sale noch mehr zu begeistern.“ Wie wird das mit Leben gefüllt?

Unsere Kunden sind dann begeistert, wenn sie mit einem guten Gefühl den Markt verlassen. Dazu gehört Ware, die für ein positives Erlebnis sorgt, genauso wie qualifizierte Mitarbeiter, die mit Blick auf die immer anspruchsvoller werdenden Produkte kompetent beraten.

Ob Ladenbau oder Sortimentsentwicklung: Beides verändert sich, hat eine riesige Dynamik. Die derzeit gehypten Pop-up-Stores sind zwar schön und gut, aber man sollte nicht vergessen: Ladenbau muss effizient sein – und flächentauglich.

In Ihrer Präsentation des Gesamtmarktes haben Sie 414 freie Parzellen ausgemacht. Warum sehen Sie da aber nur ein Online-Potenzial für expert, keinen stationieren Umsatz …

Wenn das so einfach wäre. Wir suchen stets nach geeigneten Standorten, das ist ein Riesenthema. Wir werden auch weiter organisch wachsen. Aber es gibt Parzellen, da suchen wir schon seit 20 Jahren…

Die Zahl der Technical Superstores nimmt ab: Wenn es, wie vom Handelsverband Deutschland prognostiziert, immer weniger Händler gibt, verlieren auch die Verbundgruppen über kurz oder lang Mitglieder. Ist da mittelfristig nicht auch ein Zusammenschluss etablierter Marktpartner unausweichlich?

Bei der Kooperation der Kooperationen bin und bleibe ich skeptisch. Bei allen theoretischen Synergien darf man die so unterschiedlichen Kulturen der Verbundgruppen nicht vergessen. Die KOOP zeigt uns indes, dass man auch gemeinsam etwas bewirken kann.

Matthias M. Machan

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