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Die EP: Müller-Erlebniswelten: „Da musst Du hin!“

Wer einen Blick auf die Zukunft des Elektrohandels im Zeitalter des Multi- und Omnichannel werfen möchte, hatte dazu in diesem Jahr in Berlin, Düsseldorf oder Ingolstadt schon reichlich Gelegenheit. Für den inhabergeführten Fachhandel sind die „Innovationsfilialen“ der Experten, Saturn- und Media-Märkte vielleicht eine Nummer zu groß. Also auf nach Ruppichteroth im Rhein-Sieg-Kreis, eine gute halbe Autostunde südöstlich von Köln entfernt.

Hier hat Inhaber Klaus-Dieter Müller von EP:Müller zusammen mit seinem Sohn Tobias und dem Mitarbeiter-Team binnen weniger Wochen eine komplett neue Erlebniswelt geschaffen, die 300 Quadratmeter Verkaufsfläche praktisch entkernt und auf den Kopf gestellt. Das Ergebnis lässt uns zum 30-jährigen Geburtstag von EP: Müller staunen: Das ist Erlebnishandel pur – und ein beherzter Gegenentwurf zum leidlichen Trend der Wertevernichtung a la „Black Friday“ oder dem Internet-Hype. Wenn der stationäre Elektro-Fachhandel eine Zukunftschance hat, dann ist in Ruppichteroth – mit fachlicher Unterstützung der Düsseldorfer EP-Zentrale – nicht weniger als die Blaupause entstanden.

Dabei liegt mein letzter Besuch bei Klaus-Dieter Müller fast auf den Tag genau erst ein Jahr zurück. Renovierungsbedürftig erschien mir das Elektro-Fachgeschäft nicht. Im Gegenteil: Die Präsentation der Waren und das Virtual Shelf als verlängerte Ladentheke wiesen schon vor Jahresfrist klar in die Zukunft. Zugespitzt formuliert: Nicht wenige Elektro-Fachmärkte sehen nach ihrer Renovierung so aus, wie es bei EP: Müller vor der Renovierung aussah. Chapeau! Denn hier ist Provinz alles andere als provinziell, sondern die Avantgarde des stationären Handels.

Bildgalerie Eröffnung EP:Müller ^

Fotos: A. Druckenmüller, Anna Beils

Jenseits vom Mittelmaß ^

Ein neuer Fußboden, neues Beleuchtungskonzept, abgehängte Decken, neue, niedrige Regale, Raumteiler und Präsentationsmöbel geben dem Geschäft von Klaus-Dieter Müller eine komplett neue Durchgängig- und Luftigkeit, schaffen eine angenehme Einkaufs- und Beratungsatmosphäre. Da spielt die aktuelle EP:Ladenbauoffensive – 150 von 370 Händlern sind laut EP-Vorstand Friedrich Sobol mittlerweile auf den neuesten Stand gebracht – ihre Stärken voll aus.

Doch Klaus-Dieter Müller wollte mehr: „Mein Sohn Tobias und ich gehen neue Wege: Wir schaffen Erlebniswelten jenseits vom Mittelmaß!“ Und: „Wir wollen, dass die Menschen bei uns Technik nicht nur sehen und anfassen, sondern erleben. Damit wir diesem Anspruch künftig noch besser gerecht werden, haben wir unsere Verkaufsräume umgebaut und modernisiert, vom Fußboden bis zu den Deckenleuchten alles erneuert.“

Auf 300 Quadratmetern präsentiert das 15-köpfige Müller-Team jetzt Produkte und Lösungen aus den Bereichen Unterhaltungs- und Haushaltselektronik, IT/Multimedia, Telekommunikation und neuerdings auch Sicherheitstechnik. Über allem stand der Wunsch, die Geräte zu inszenieren, sie erlebbar zu machen, egal ob TV, Telekommunikation, Kühlschrank, Kaffee-Vollautomat oder Zahnbürste. Zahnbürste?

Ja, ganz genau, Zahnbürste. Ein ziemlich stylisher Waschtisch gibt die Möglichkeit, nicht nur elektrische Zahnbürsten, sondern auch Rasierer und Styling-Produkte direkt im Geschäft auszuprobieren. Müller: „Wir haben 15 Erlebnisinseln geschaffen, damit unsere Kunden mit allen Sinnen – also Riechen, Hören, Schmecken, Sehen und Tasten – ausprobieren und einkaufen können.“

Dafür wurde nicht nur ein Waschbecken mit Spiegel installiert, auch eine Kaffee-Bar zählt jetzt zur „Haben“-Seite und bietet obendrein bei einem Espresso oder Latte Macchiato eine charmante Möglichkeit, mit dem Kunden via Coffee-Feeling ins Gespräch (auch über andere Produktkategorien) zu kommen. Vom smarten Vollautomaten (Jura und Nivona vor allem), der per App das Lieblingsgetränk zubereitet, bis hin zur Kapsel- oder Filtermaschine können die Müller-Kunden selbst herausfinden, welches Gerät zu ihren Vorlieben und Budget am besten passt.

Am Puls der Zeit – in allen Warengruppen ^

„Wir sind in allen Warengruppen am Puls der Zeit“, erklärt Klaus-Dieter Müller. So auch bei den TV-Geräten, die jetzt, egal ob 4K-Technologie, OLED-Fernseher oder Curved-Monitore – wie in einer Arena gezeigt werden, so dass die Kunden in der umfangreiche Ausstellung (vor allem Loewe, Panasonic und Samsung) die unterschiedlichen Modelle direkt vergleichen können.

Auf diesem Top-Niveau geht es weiter: Die Rasen-Mähroboter sind – wie alle anderen Geräte auch – im Demo-Modus angeschlossen und kurven auf Wunsch durch den Laden. Gilt auch für die Schnurlostelefone, die die Kunden live testen können, um sich so ein Bild von der Sprachqualität und dem Display zu machen.

Wie Bilder vom Tablet auf den Fernseher gespielt werden, wie sich Soundanlagen oder Kameras per Smartphone steuern lassen, das zeigen die Beraterinnen und Berater (keine Promotoren!) live und ohne doppelten Boden. „Bei uns bleiben keine Fragen offen. Wer sich zum Kauf entscheidet, ist von uns umfassend beraten worden und konnte sich vorab selbst von Qualität und Handhabung überzeugen“, so Müller. Und natürlich geht in einem Einkaufsverbund, bei dem der Service den Unterschied macht, selbiger noch weiter: mit Lieferung und Installation der neuen Geräte, der Altgeräteentsorgung, Wertgarantie-Verlängerung und diversen Finanzierungsangeboten. Müller: „Das ist gelebter Fachhandel!“

Was uns im Vergleich zum Vorjahr auffällt: Das Sortiment, mit dessen Ausgestaltung erstmals Junior-Chef Tobias Müller eine deutliche Duftmarke setzt, ist in puncto Wertigkeit im Rahmen der EP: Qualitätsoffensive noch einmal um eine kleine, aber spürbare Nuance nach oben gedreht worden, insbesondere im TV-Segment mit „spannensicheren Qualitätsprodukten“. Bei der Weißen Ware geben im Großgerätebereich Miele, Liebherr und Siemens den Ton an, beim Kaffee Jura und Nivona sowie bei den Kleingeräten Philips und Procter & Gamble.

Shops bringen Frequenz und Rohertrag ^

Hinzu kommen Markenshops von Vodafone und T-Partner, eine stark nachgefragte Post-Filiale im hinteren Bereich des Geschäftes, ein RWE-Berater, Finanzierungen und Garantie-Dienstleistungen der Wertgarantie. Das sind allesamt Dinge, die das Sortiment abrunden, für reichlich Kundenfrequenz wie Kundenbindung sorgen und Rohertrag bringen.

Mit seiner stationären Qualitätsoffensive setzt Müller ein Ausrufezeichen in Zeiten des Omnichannel, will damit auch seinen Händler-Kollegen Mut machen: „Es geht, der Fachhandel lebt!“ Aber natürlich ist Omnichannel für Müller das Schlüsselthema zur langfristigen wirtschaftlichen Erfolgssicherung seines Fachgeschäftes. Ob POS-TV, e-Banner, das jetzt noch prominenter platzierte Virtuell Shelf, ein Internet-Shop mit Verfügbarkeitsanzeige, der dem Kunden alle Möglichkeiten (Reservieren, Abholen im Geschäft, Zusenden der Ware) offen lässt, ein neues Warenwirtschaftssystem: „Wir setzen Meilensteine in Sachen Kundenkommunikation!“

Trotz digitalem Hype ist die lokale Präsenz in den Printmedien mit Werbebeilagen für Müller unverzichtbar, wobei der Radius in Ruppichteroth und um Ruppichteroth herum noch ausgebaut wird. Hatten Müller-Kunden bislang eine durchschnittliche Anfahrtszeit von 10 Minuten, soll diese künftig auf 20 Minuten erhöht werden. Und auch die Werbebeilagen, die bislang in gut 15.500 Haushalten landeten, wird auf die Zahl von 28.500 beinahe verdoppelt, wobei Müller den Einzugsbereich und seine (potenziellen) Kundenströme mit einem Stern vergleicht.

Qualitätsoffensive: 20% im Plus ^

Die Rechnung scheint aufzugehen: Bei einer Abverkaufsaktion kurz vor dem Totalumbau kam nach Müllers Beobachtung mehr Neu- als Bestandskunden. Was das alles bringt? EP-Vorstand Sobol verwies in Ruppichteroth darauf, dass upgedatete EP: Markenhändler sortimentsübergreifend 12% über den GfK-Werten liegen, bei TV sogar bei 15% darüber.

Klaus-Dieter Müller wird da noch einen Tick konkreter: 20% Umsatzsteigerung bei den im Rahmen der Qualitätsoffensive umgestellten Händlern seien drin. Für EP: Müller glaube ich das sofort, auch weil mit dem 21-jährigen Tobias Müller die nächste Generation zur Seite steht. Nach meinem Eindruck ist es Klaus-Dieter Müller vortrefflich gelungen, seinen Sohn binnen eines Jahres nicht nur „für die Größe und Schönheit der Branche zu begeistern“, sondern ihm auch das nötige Rüstzeug, den Charme und die Kompetenz für den Händler-Alltag mitzugeben. Mein Fazit: Erlebnishandel ist hier keine Marketingphrase, sondern gelebte Realität. Unbedingt anschauen!

Matthias M. Machan

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