Steve Jobs war bekannt für seine unerbittliche Haltung zu Details. Selbst die Anzeige der Uhr auf dem Startbildschirm des iPhones musste für die Einführungspräsentation eine bestimmte Uhrzeit aufweisen. Darüber mag man schmunzeln, aber der Erfolg hat Steve Jobs Recht gegeben. Wie kann man diesen „Liebe zum Detail“-Ansatz auf Customer Experience Management übertragen? Der Grundgedanke von Customer Experience Management basiert auf einigen wesentlichen Elementen:
Für jede Persona eines Unternehmens sind die Kundenreisen – Customer Journeys -so zu gestalten, dass an jedem Touchpoint die Kundenerwartungen erfüllt werden, so die etwas vereinfachte und verkürzte Zusammenfassung einer Customer-Experience-Management-Definition.
Eine wesentliche Quelle für das Verstehen der Kundenerwartungen sind demnach die detaillierte Visualisierung und Analyse der Customer Journeys. Abbildung zeigt die Ergebnisse eines Customer Journey Mapping Workshops.
Der Ansatz „Liebe zum Detail“ lässt sich mit dieser Methode am besten verwirklichen. Dazu muss man sich einfach nur die folgenden Fragen stellen:
Der wesentliche Erfolgsfaktor ist es, jeden einzelnen Schritt der Customer Journey in seine Einzelteile zu zerlegen und gegen die nachfolgenden Fragen zu spiegeln:
Diese Atomisierung der Customer Journeys ist eine zeitfressende Tätigkeit, mit der man auf Management-Ebene kaum Lorbeeren verdienen kann. Wohl ein Grund, sich nicht damit zu beschäftigen. Was dann genau zu den unausgereiften Service-Leistungen führt, die den Kunden irritieren und verärgern. Wer ein neues Auto kaufen möchte, wird mit Hochglanzprospekten zugeschüttet. Je nach Wert des Autos gibt es dann auch noch eine kostenfreie Wochenend-Probefahrt mit dem Wunschauto, Sekt und Kaffee beim Verkaufsgespräch und der kostenfreien Zulassung inkl. Wunschkennzeichen.
Die Rechnung für den 1. Service des Wunschautos zeigt dann, wie wenig Sorgfalt der Händler oder die Marke auf eine gute Customer Experience legen und wie wenig Liebe zum Detail verwirklicht ist. Nehmen Sie, liebe Leser, doch einmal die letzte Rechnung Ihres Autohauses zur Hand. Wahlweise die letzte Handwerkerrechnung. Wie gut lesbar ist die IBAN-Nummer für die Überweisung? 6 Punkt, 8 Punkt? Alle Ziffern ohne Leerzeichen hintereinander? Das sind die genau die kleinen Dinge, die Details, die zeigen, ob ein Unternehmen Wertschätzung für mich als Kunden empfindet. Schreiben Sie dem Unternehmen bei der nächsten Rechnung doch einfach zurück, dass Sie die Rechnung erst dann begleichen, wenn sie kostenfrei eine Lupe erhalten oder die IBAN in großer Schrift, in Viererblöcke getrennt mittgeteilt wird.
Alleine die Reaktion auf Ihre Anfrage ist schon erhellend und zeigt, ob das Unternehmen Customer Experience wirklich verstanden hat oder es doch wohl ein Lippenbekenntnis der Marketing Abteilung ist.
Die lesbare IBAN-Nummer ist nur ein winziger Ausschnitt eines einzigen Schritts entlang der Customer Journey. Die Rechnung kann man beliebig weiter analysieren in Bezug auf das Kundenerlebnis. Wer schreibt mir? Gibt es einen konkreten Ansprechpartner für Rückfragen? Sind Telefonnummer und E-Mail Kontaktdaten angegeben? Sind Öffnungszeiten vermerkt? Ist die Rechnung verständlich und nachvollziehbar?
Liebe zum Detail in Service-Prozessen zu verwirklichen ist anstrengend, zeitfressend und wird selten im Unternehmen honoriert. Lohnt sich der Aufwand? Schauen Sie sich einfach die Bilanzen von Unternehmen an, die mit Liebe zum Detail ihre Prozesse und Produkte umsetzen. ALDI, IKEA und Apple treiben einen großen Aufwand und werden reich dafür von ihren Kunden belohnt.
Autor: Harald Henn, Geschäftsführer von Marketing Resultant, Mainz, entwirft und setzt Customer Experience Management Projekte mit über 20-jähriger Erfahrung um. www.marketing-resultant.de
Quelle: E-Mail Marketing Forum vom 4. März 2019, https://www.email-marketing-forum.de/
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