Natürlich hinterließ vor allem der Umzug Narben, natürlich stiegen auf dieser Reise gerade im Sommer 2016 auch prominente Köpfe (Hans Wienands und vor allem Grundig-Urgestein Horst Nikolaus) aus. Doch wenn der langjährige Geschäftsführer Sühel Semerci zum 31. Dezember 2018 dann auch offiziell auf dem Papier als Country Manager Deutschland/Schweiz, Geschäftsführer der Beko Deutschland und der Grundig Intermedia aussteigt, sitzt schon ein halbes Jahr ein anderer Konzernlenker an der Unternehmensspitze.
Bereits Anfang Juli hatte Arçelik, die Muttergesellschaft von Beko und Grundig, Mario Vogl zum Northern Europe Regional Director ernannt. Vogl – „Ich bin ein bayrischer Vogl ohne e“ – ist in dieser Funktion für die Entwicklung der beiden Marken Beko und Grundig in Deutschland, Österreich, Schweiz, den Skandinavischen Ländern und den Beneluxstaaten verantwortlich – und offensichtlich ein Glücksfall. Denn er hat klare Vorstellungen davon, wie sich die Gruppe mittelfristig entwickeln soll. Und er ist ein „Weltbürger“ mit vielen internationalen Karriere-Stationen und dennoch einer unüberhörbaren bayrischen DNA.
Näher am Kunden ^
Wenn er im Branchen-Dialog mit infoboard.de von regionalen Clustern und dem Wunsch, künftig näher am lokalen Kunden zu sein, spricht, nimmt man ihm, der „aus Bayern hinaus in die Welt“ ging, im Alter von 15 Jahren mit Interrail Europa erkundete und dann in den USA studierte, das unbesehen ab. Vogl verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in der europäischen Konsumgüter- sowie Hausgeräte-Branche und bringt umfangreiche Expertise in Vertrieb und Marketing mit.
Vor seiner dreijährigen Tätigkeit als globaler Marketingchef für Gorenje war Vogl fast zwanzig Jahre für die BSH tätig, darunter als Sales Manager, Marketing Director sowie Senior Vice President der Refrigeration Division. Für die BSH war er auch 5 Jahre in Istanbul im Einsatz und dort für 30 Länder zuständig. Die neue Rolle von Mario Vogl wurde von Arçelik geschaffen, um den Ausbau der Gruppe in ganz Nordeuropa zu unterstützen. „Ich bin jetzt vom Nordkap bis zur Südschweiz für elf Länder zuständig“, sagt Vogl, der die Beziehung der beiden Marken mit den europäischen Konsumenten durch einen stärkeren Fokus auf die Endverbraucher deutlich intensivieren will.
„Wir sind Home Electronics“ ^
„Wir sind Home Electronics und da auf allen Feldern unterwegs“, sagt Vogl im Dialog mit infoboard.de. Indes: „Grundig ist eben auch Waschmaschine, Kühlschrank und Einbau-Backofen. Im Bewusstsein der Verbraucher haben wir den Schritt zur Hausgeräte Marke aber noch nicht komplett geschafft.“ Und das bei einer Markenbekanntheit von über 90% möchte man anfügen. Vogl ist angetreten, nicht nur um die Marke zu verjüngen, sondern auch um die Kraft, die die Marke Grundig aus der braunen Ware immer noch mitbringt, in die Weiße Ware zu transportieren. „Ein Stück weit sind wir als Marke, ähnlich wie Samsung auch, vorverkauft.“
SDA-Umsatz verdoppeln ^
Das Ziel dabei ist ambitioniert: Mittel- bis langfristig sieht sich die Gruppe mit den Marken Beko und Grundig auf dem Treppchen der Top-3 auf Gruppenebene (derzeit Rang 5). Möglich machen soll dies das Programm „Ambition 2020+“, das schlummernde Potenziale der Markenstärke heben will, verstärkt in den Ausbau der Vertriebsorganisation und Produkte investiert, sich stärker in der Breite ausrichtet und nicht zuletzt mehr Präsenz im Fachhandel zeigen will. Letzteres soll u.a. mit zusätzlichen Führungskräften und einem Ausbau der lokalen Betreuung durch eine veränderte Zuschneidung der Vertriebsgebiete geschehen. Die „Ambition 2020+“ soll nachhaltig wie werteorientiert umgesetzt werden. Vogl: „Die Menschen in unserem Unternehmen machen den Unterschied. Sie strahlen die Kraft auf die Marke und das Unternehmen aus.“
In puncto Markendifferenzierung steht Beko, so Vogl, für „den jungen Haushalt mit einem fairen, guten Preis-Leistungsangebot“ Global und jugendlich-modern aufgeladen wird die Marke dabei u.a. mit dem Sponsoring für den FC Barcelona. Grundig indes ist die deutsche Qualitätsmarke. „Grundig steht bei den Verbrauchern für Qualität und ein Werteempfinden. Modern – qualitätsbewusst – innovativ“, sagt Vogl. „Alles, was Geld kostet, steckt in den Grundig-Geräten“, ergänzt Christian Struck, Director Brand Management Grundig.
Für 2020/21 kündigt Struck zudem deutlich stärkere Investments für eine nationale Kommunikation an. Dabei seien die Kleingeräte die beste Möglichkeit als Marke in möglichst vielen Haushalten präsent zu sein und als Marke erlebbar zu machen. Vogl: „Wir haben mit SDA viel vor, wollen den Umsatz in den kommenden Jahren verdoppeln.“