Sein Thermomix war der erste Schritt zum digitalen Kochen: Der ehemalige Vorwerk-Chef Dr. Jörg Mittelsten Scheid erkannte die Chancen der digitalen Transformation früher als andere. Dafür bekam er jetzt in Berlin im Rahmen des von Telekom und der WirtschaftsWoche ausgeschriebenen Digital Champions Award 2017 den Sonderpreis „Digitalisierungsmacher“.
Der heutige Ehrenvorsitzende des Unternehmensbeirats von Vorwerk stand bis 2005 fast vier Jahrzehnte lang an der Spitze des Wuppertaler Familienunternehmens. In dieser Zeit entwickelte er den Mittelständler zum international agierenden Konzern, „von einem produktionsorientierten Mittelständler zu einer weltweit tätigen Dienstleistungs- und Handelsgruppe“ wie die FAZ bereits 2003 schrieb.
Laudator Dr. Wladimir Klitschko zeigte sich vom „jugendlichen Geist, der Disziplin und der Erfahrung“ des Preisträgers sehr beeindruckt. Dr. Jörg Mittelsten Scheid habe immer auf den Faktor Mensch gesetzt und sei als Unternehmer mit „Ausdauer, Beweglichkeit, Konzentration und Koordination“ tätig gewesen. „Das Wichtigste aber: Als Familienunternehmer haben Sie erkannt, dass Ihre besten und wichtigsten Weggefährten Ihre Mitarbeiter sind.“
Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden Telekom Deutschland, sagte in seiner Eröffnungsrede: „Der deutsche Mittelstand ist weit digitaler als viele denken. Aber die Transformation fällt den Unternehmen einfach viel leichter, wenn sie anhand positiver Beispiele nachvollziehen können, wie man den Wandel erfolgreich anpackt.“ Mittelsten Scheid folgt hier als „Digitalisierungsmacher“ dem Unternehmer Michael Otto.
Ein Klima der Offenheit
Ein großer Teil der Vorwerk-Produkte verfügt heute über eine digitale Schnittstelle. Besonders deutlich zu erkennen am Thermomix: Das einstmals analoge Gerät bietet heute digitale Services und führt seine Nutzer mit der Guided Cooking-Funktion durch die Rezepte. Das zahlt sich aus: Der Geschäftsbereich Thermomix hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr erneut um 11,0 % auf fast 1,3 Mrd. EUR gesteigert.
Mittelsten Scheid, so die Jury, habe ein Klima der Offenheit gefördert – seine Beschäftigten sehen in der Digitalisierung keine Bedrohung, sondern neue Geschäftsmöglichkeiten. Daher überführten sie ihr bis dato analoges Produkt- und Servicekonzept erfolgreich in das digitale Zeitalter des Internets of Things.
Digitalisierung sei, so Jörg Mittelsten Scheid, nie das Ziel, sondern immer nur der Weg dahin. „Das eigentliche Ziel heißt Innovation.“ Wie wichtig dem Familienunternehmen das Thema Digitalisierung ist, unterstreicht die Vorwerk Stiftungsprofessur an der Universität Wuppertal. Derzeit etabliert sich dort der Lehrstuhl „Technologie und Management der digitalen Transformation”.
Bis heute ist Mittelsten Scheid seinem Unternehmen als Ehrenvorsitzender des Vorwerk-Beirats eng verbunden. In den vergangenen Jahrzehnten kümmerte er sich jedoch nicht nur um die Belange seines Unternehmens. Er war unter anderem Vizepräsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages und Präsident von Eurochambres, dem Dachverband der europäischen Kammerorganisation.