Was ist nur mit dem Handel los? Genauer – mit einem (großen) Teil der Händler? Sind viele von ihnen wie störrische Esel, an denen alle Hinweise und Appelle abprallen? Es ist mittlerweile fast ein Jahr her, dass der Handelsverband Deutschland rund 50.000 Händlern den KO in den kommenden Jahren voraussagte. Nicht zukunftsfähig, weil die digitale Transformation an ihnen vorbeiläuft, weil die Innenstädte mehr und mehr veröden. Nichts daraus gelernt? Oder ist der Elektrohandel eine Insel der Glückseligen?
Dabei kommen die echten Herausforderungen erst noch, Stichwort Amazonisierung der Gesellschaft. Wenn sich Sprachassistenten wie „Alexa“ durchsetzen, wird Amazon im Elektrohandel der schärfste Wettbewerber. Die CES in Las Vegas zu Jahresbeginn (Whirlpool, LG, Samsung) oder die LivingKitchen vergangene Woche in Köln mit den Top-Marken der BSH zeigten andeutungsweise, wohin die Reise künftig gehen könnte.
Es kann doch nicht wahr sein, dass auf vielen Veranstaltungen – wie beispielsweise auf dem EK Unternehmertag vergangenen Donnerstag in Bielefeld – noch immer eindringlich darauf hingewiesen werden muss, dass man eine digitale Visitenkarte im Netz benötige. Wer das immer noch nicht registriert und vor allem realisiert hat, dem ist nicht mehr zu helfen! Der ist nicht von gestern, der ist von vorgestern.
„64 Prozent aller Verkäufe im Markt sind digital beeinflusst“, so Christin Kroos von Google auf der EK-Veranstaltung, die unter dem Motto „Local Reloaded“ stand. Und die „Performance Specialist“ für das Preisvergleichsportal Google Shopping weiter: „Man muss präsent sein, wenn der Nutzer sucht.“ Ein Credo, das dem Handel gefühlt seit Jahren ans Herz gelegt wird. Erfreulich bei den heutigen Suchanfragen: Laut Google haben mittlerweile 30 Prozent aller Suchanfragen einen lokalen Bezug.“ Man sucht also nicht nach einem „Elektrohändler“, sondern nach einem „Elektrohändler in Bielefeld.“
Alle, wirklich alle Verbundgruppen unserer Branche haben ausgefeilte Werkzeuge für das Web parat. Dennoch ist der eine oder andere Kooperations-Gewaltige am Ende des Tages froh, wenn er feststellen darf: „Die digitale Allergie neigt sich ihrem Ende zu.“ Digitale Allergie? Wer die hat, dem kann auch keine Verbundgruppe mehr weiterhelfen.
Es ist wohl eine Sisyphusarbeit, seine Schäfchen am stationären wie auch am digitalen Leben zu erhalten. Nicht einfach, die Oberstübchen seiner Lieben zu resetten. Ist man jahrelang erfolgreich analog unterwegs, fällt die digitale Transformation nun mal nicht so leicht. Wobei selbst das Stationäre schon heute ohne das Digitale gar nicht mehr denkbar ist. Das fängt bei der Logistik und einem durchdachten Warenwirtschaftssystem an und hört beim Vitual Shelf, der verlängerten Ladentheke, noch lange nicht auf.
Fazit: Die Basics, d.h. zumindest die digitale Visitenkarte, ein sei es auch noch so bescheidener Webauftritt müsste längst Allgemeingut und der kleinste gemeinsame Nenner sein. Ist es aber nicht. Sonst hätten nicht all‘ die Seminare und Workshops zum eCommerce so einen gewaltigen Zulauf. Das Problem: Meistens kommen die, die eh‘ erfolgreich sind. Die Verzagten, die Ewig-Gestrigen bleiben daheim, „brauche ich nicht“, – und jammern weiter!
Für die fortgeschrittene Klaviatur, das Internet professionell in sein stationäres Geschäft einzubinden, lautet: Google MyBusiness, Google Shopping, Location Extensions, Google Maps oder gar Local Inventory Ads. Google Expertin Kroos macht Lust, diese Instrumente zu spielen, tolle Profi-Bausteine fürs stationäre Business. Und In-Store helfen dann Virtuell Shelf oder digitale Kiosksysteme, damit die Null-Verkäufe endgültig der Vergangenheit angehören.
Das kann niemand, selbst mit digitaler Allergie, bestreiten: Der Online-Handel boomt. Und selbst wenn die Wachstumskurven abflachen, sie wachsen! Ein professioneller Omnichannel-Auftritt, der dazu beiträgt, den Bedürfnissen des Endverbrauchers auf allen Ebenen der Customer Journey gerecht zu werden, ist da unverzichtbar. Sonst führt die digitale Allergie zum wirtschaftlichen Ruin.
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