Markt & Branche

Dr. Sara Warneke (gfu) zur IFA 2023: „Ich bitte um Geduld und Nachsicht“

Unsere Berichterstattung über das in unseren Augen wenig gelungene IFA Innovations Media Briefing (IMB) Anfang Juli in Berlin hat in der Branche für Gesprächsstoff gesorgt. Genauso wie eine IFA-Meldung vom Donnerstag vergangener Woche, die unter der Aussteller-Prominenz neben Dyson auch De’Longhi vermeldete. Stimmt beides nicht!


Umso erfreulicher, dass sich gfu-Geschäftsführerin Dr. Sara Warneke – die gfu hat zusammen mit Clarion Events als Joint Venture die IFA Management GmbH gegründet, die nun der Ausrichter der IFA ist – unseren Fragen stellte. Sie ging auf die berechtigte Kritik, auch von zahlreichen Ausstellern, ein, vor allem aber richtete sie – und darum ging es uns als echten IFA-Fans – den Blick nach vorne und weckte Lust auf die IFA: „Die IFA wird wieder der Ort sein, an dem die Welt zusammenkommt, um sich nicht nur einen Überblick zu verschaffen, sondern einen Ausblick auf die Zukunft zu bekommen.“

Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu, zusammen mit Dr. Martin Schulte, Partner der Strategieberatung Oliver Wyman, Anfang Juli anlässlich der IFA-IMB.

Liebe Frau Warneke, in gut einem Monat öffnet die IFA 2023 ihre Tore. Vergessen wir mal all‘ die „Störgeräusche“ rund um die Messe in den vergangenen Monaten: Warum ist es für den Händler einfach ein Muss, Anfang September nach Berlin zur IFA zu kommen?

Dr. Sara Warneke: Die IFA ist und bleibt die weltweit bedeutendste Messe für Consumer Electronics und Home Appliances. Weitestgehend alle namhaften Marktteilnehmer haben ihre IFA-Teilnahme bestätigt. Nirgendwo sonst können Händlerinnen und Händler Markenwelten und Innovationen so eindrucksvoll erleben, sich umfassend informieren und sich direkt mit der gesamten Industrie austauschen. Zudem findet die IFA zum exakt richtigen Zeitpunkt vor der wichtigsten Verkaufssaison des Jahres statt.

„Es ist unabdingbar, dass sich auch ein Erfolgsformat wie die IFA ständig weiterentwickelt und an aktuelle Entwicklungen angepasst wird“, Dr. Sara Warneke.

„Ein unvergleichliches Erlebnis schaffen“

Was hat sich zum IFA-Jahrgang 2022, aber auch zu den Vor-Corona-Jahren, am augenfälligsten am Format der IFA verändert?

Dr. Sara Warneke: Die IFA 2022 war noch von der Pandemiezeit beeinflusst. 2023 können wir diese Zeit hinter uns lassen. So wird die IFA 2023 mit attraktiven Updates und einer Reihe neuer Formate in aktuellen Themenbereichen an Bedeutung gewinnen. Dafür wurde mit viel Engagement am Erscheinungsbild der IFA gearbeitet.

Ein Beispiel dafür ist der Bereich IFA Next, der Innovation Hub und für mich eines der Herzstücke der IFA, der zur IFA 2023 deutlich ausgebaut wird. Wir rechnen mit mehr als doppelt so vielen Ausstellern als letztes Jahr. Zudem neu im Portfolio der IFA sind das „Sustainability Village“, der „IFA Leaders Summit“ und die „Gaming & eSports Arena“.

Insgesamt bauen wir mit der IFA 2023 auf dem Fundament auf, das in den vergangenen 99 Jahren gelegt wurde und werden dies mit einigen Innovationen und Features ergänzen, um so ein unvergleichliches Erlebnis für alle Besucher zu schaffen. Gleichzeitig blicken wir aber auch auf den 100. Geburtstag der IFA im Jahr 2024 und darüber hinaus.

Was wird Ihr ganz persönliches Highlight auf der Messe sein, worauf freuen Sie sich besonders?

Dr. Sara Warneke: Ich freue mich am meisten auf die Gespräche. Der direkte Austausch ist unersetzbar und auf der IFA sehe ich so viele Gesprächspartnerinnen und -partner wie sonst an keinem Ort. Auch freue ich mich auf die Geschäftigkeit und interessanten Neuigkeiten, die mich auch persönlich interessieren und begeistern.

Die IFA wird wieder der Ort sein, an dem die Welt zusammenkommt, um sich nicht nur einen Überblick zu verschaffen, sondern einen Ausblick auf die Zukunft zu bekommen.

Es gibt in diesem Jahr etwas zu feiern: 50 Jahre gfu.

Neue Zielgruppen für die IFA interessieren

Für uns war die IFA bislang vor allem eine Messe der Neuheiten & Innovationen, die fast immer eine Steilvorlage für das Weihnachtsgeschäft im Handel bot. Attraktive Keynotes rundeten das Programm stimmig ab. Jetzt gibt es den „IFA Leaders Summit“. Nicht wenige Aussteller und Händler befürchten da eine „Unwucht“, also, dass das Vortragsprogramm zu prominent in den Vordergrund rückt, der eigentliche Kern der Messe damit ein wenig verblasst… Was sagen Sie den Skeptikern?

Dr. Sara Warneke: Ich kann die Skeptikerinnen und Skeptiker beruhigen, wir werden unsere Wurzeln nicht vernachlässigen. Allerdings ist es unabdingbar, dass sich auch ein Erfolgsformat wie die IFA ständig weiterentwickelt und an aktuelle Entwicklungen angepasst wird.

Wir wollen mit dem Leaders Summit auch neue Zielgruppen für die IFA interessieren. Das Programm ist außerdem so vielfältig gestaltet, dass man sich einzelne Programmpunkte, die interessieren herausgreifen kann. Somit verschiebt sich sicherlich nicht der Fokus, sondern ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern eine größere Vielfalt.  

Apropos Vortragsprogramm: Ihnen wird unsere Kritik am IFA-IMB im letzten Newsletter nicht entgangen sein. Für uns Journalisten war dies über viele Jahre hinweg ein höchst attraktives Format voller Neuheiten & Innovationen, eine Steilvorlage für die IFA-Vor-Berichterstattung, ideal um im Handel wie bei den Verbrauchern das Feuer der Begeisterung zu entfachen. Anno 2023 wurden indes genau zwei (!) Neuheiten auf der Bühne im Look & Feel gezeigt. In Erinnerung bleibt uns vor allem ein ausuferndes Vortragsprogramm mit wenig Zuspruch zu unbestritten wichtigen Themen von morgen und übermorgen. Für den Handel jedoch, der in vielen Branchen um das Überleben kämpft, ist das Heute wichtig. Zufrieden können Sie mit dem Ablauf der IFA-IMB eigentlich nicht sein, oder?

Dr. Sara Warneke: Wir haben Ihren Artikel gelesen und auch mit vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gesprochen und nehmen die Kritik selbstverständlich auf und werden an Verbesserungen arbeiten.

Ich möchte aber an dieser Stelle aber auch um Verständnis werben. Die IFA Management GmbH ist am 18. November mit einem Geschäftsführer und ohne Team gestartet. Seitdem wurde enorm viel geleistet und ein 35-köpfiges Team und Strukturen aufgebaut. Dass im ersten Jahr nicht alles so läuft, wie sich alle wünschen, ist leider nicht vermeidbar. Ich bitte daher alle Beteiligten um Geduld und Nachsicht.

Nur ein Randthema sicherlich, aber für das Gefühl, der „Circus IFA“ schwappt in die Stadt und in das Berliner Umland, eigentlich unverzichtbar, ist der „IFA Sommergarten“. Mit Tausenden nach einem Messetag zwischen den Hallen zu den Songs von Clueso bis ZAZ zu feiern, das hatte nicht nur für mich Esprit, zog die Massen aufs IFA-Gelände. Wie geht es mit dem Format „Sommergarten“ weiter?

Dr. Sara Warneke: Die Konzerte im Sommergarten waren immer attraktiv und haben in der Vergangenheit sicherlich für ein zusätzliches Besucheraufkommen gesorgt. Wir hätten unsere Sommergartenkonzerte daher auch gern in diesem Jahr fortgesetzt, doch die Corona-Pandemie und besonders die Entwicklungen im Konzertbereich nach der Pandemie haben das Konzert-Veranstaltungsgeschäft stark durcheinandergewirbelt, sodass eine Organisation eines ansprechenden Programms für dieses Jahr eine nicht lösbare Herausforderung war. Wir sind aber optimistisch, dass wir zukünftig wieder attraktive Sommergarten-Konzerte erleben werden.

Macherinnen und Macher: Das gfu-Team Anfang Juli in Berlin.

„Noch nicht alle Abläufe optimal“

Aus dem Kreis nicht weniger Aussteller hörten und hören wir häufiger Verärgerung über die Organisation der diesjährigen IFA: mal geht es um vertragliche Details, mal um Feuerschutz und Fluchtwege, mal um Aussteller-Parkplätze. Was aber alle „Beschwerden“ eint, ist die Verärgerung über mangelnde Kommunikation und Zuständigkeiten. Lässt sich das noch binnen fünf Wochen in den Griff bekommen?

Dr. Sara Warneke: Wie bereits erwähnt sind zugegebenermaßen durch die Neuaufstellung der IFA-Organisation noch nicht alle Abläufe optimal. Wir arbeiten mit vereinten Kräften und unter Hochdruck kontinuierlich daran und versuchen, alle Beschwerden schnellstmöglich und zur Zufriedenheit der Aussteller zu lösen.

Abschließend noch eine Frage zum 50-jährigen gfu Jubiläum in diesem Jahr. Was war Ihrer Meinung nach das Highlight in den 50 Jahren gfu bezüglich der IFA?

Dr. Sara Warneke: Hier kommen mir sofort zwei Entscheidungen in den Sinn. Die erste aus dem Jahr 2006, als die IFA vom zweijährigen Rhythmus auf die Jährlichkeit umgestellt wurde. Und als ab 2008 auch Aussteller aus der Elektrohausgeräte-Industrie ausstellen durften.

Und ich möchte diese beiden Meilensteine noch um einen dritten ergänzen: Unsere Entscheidung im vergangenen Jahr mit der Gründung der IFA Management GmbH neue Wege zu gehen und die IFA fit für die Zukunft zu machen!

(Die Fragen stellte infoboard.de Chefredakteur Matthias M. Machan.)

Matthias M. Machan

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