Markt & Branche

„Eine Nische, die wir erobern wollen!“

Anlässlich der KOOP in Berlin präsentierte expert den Gesellschaftern mit Blick auf die Fokussierung zusätzlicher Ertragsbausteine erstmals auch eine eigene Küchenzeile. Über die Hintergründe sprachen wir mit Jan Hillebrand, Abteilungsleiter Weiße Ware bei expert.


Für welche Betriebe ist die neue Küchenzeile von expert gedacht?

Wir haben während unserer Frühjahrstagung im Rahmen der KOOP nicht nur eine Küchenzeile präsentiert, sondern thematisch den Hauswirtschaftsraum sowie eine Pantry- und Küchenzeile in einem Blockmodul vorgestellt. Das Konzept ist aus einem Arbeitskreis mit expert-Gesellschaftern entstanden und soll für alle interessierten expert-Standorte zugänglich gemacht werden.

Fokus-Zielgruppe ist dabei nicht der Käufer der sogenannten Erstküche, sondern vielmehr der Käufer der Küchenzeile für den Hauswirtschaftsraum, der ersten Küche für ausziehende Kinder, von Teeküchen für Firmen oder Vereine oder auch von modularen Küchen für den Wohnungsbau, wo viele expert-Gesellschafter auch heute schon als Technik-Ausstatter fungieren.

Fokus-Zielgruppe der expert-Küchenzeile ist nicht der Käufer der Erstküche, sondern der Käufer der Küchenzeile für den Hauswirtschaftsraum oder der ersten Küche für ausziehende Kinder.

Zu welchem Preis soll die Küche inkl. Einbaugeräte vermarktet werden?

Hier sind wir noch in der Erarbeitung einer finalen Strategie, die darauf basieren soll dem expert-Gesellschafter verschiedene Lösungen anzubieten. Zum einen kann die Küchenzeile ohne Geräte vermarktet werden – da werden wir uns unter 2.000 Euro bewegen – zum anderen wird die Küchenzeile nicht mit „dem einen“ Einbaupartner, sondern individuell mit Geräten aus dem vielfältigen Hausgeräte-Sortiment von expert angeboten werden können.

Für die Fronten und Griffe stehen verschiedene Farben und Formen zur Verfügung. Jede Küche wird individuell produziert. Die Idee ist dabei jedoch nicht, eine Küchenplanung im Stile eines Küchenstudios vorzunehmen, sondern in der 60er-Modularität mit fertigen Elementen zu arbeiten.

Ihr Küchen-Partner ist die Baumann Group. Was waren die Kriterien für den Zuschlag?

Die Baumann Group mit den Marken Burger, Bauformat und badea ist ja ein mittelständisches, familiäres Unternehmen in der Küchenbranche. Die Flexibilität und „Hands-On“-Mentalität für neue Ideen und Projekte hat uns sehr schnell auf einen gemeinsamen Nenner gebracht.

Ein Workshop in Löhne konnte am Ende die teilnehmenden expert-Gesellschafter überzeugen. Einen weiteren entscheidenden Impuls haben die Flexibilität und Schnelligkeit in der individuellen Fertigung sowie die Möglichkeit, die Küchen auch palettiert zu versenden, gegeben. Parallel finden aber auch noch Gespräche mit weiteren Herstellern statt.

Auch das Thema Hauswirtschaftsraum wird von expert „bespielt“.

„Wir werden kein Wettbewerber der Küchenstudios sein“

Wer kümmert sich um die Beratung zu dieser Küche in den Märkten, wer ist für Aufbau und Installation zuständig?

Das expert-Küchenkonzept wird keine Beratungs- und Planungsleistung wie in einem Küchenstudio enthalten. Wir möchten und werden auch kein Wettbewerber der Küchenstudios sein. Im Gegenteil: Wir überlegen sogar, ergänzend und kooperierend zu agieren. Grundsätzlich soll unser modulares Konzept von den Mitarbeitenden der expert-Standorte beraten und verkauft werden.

Aufbau und Installation wird unterschiedlich angeboten werden. Viele expert-Gesellschafter möchten es selbst machen. Wir bereiten dafür regionale Schulungskonzepte in Abstimmung mit der AMK und dem TÜV Rheinland LGA Products vor. Für Gesellschafter, die es selbst nicht umsetzen können oder möchten, sind wir auf der Suche nach Dienstleistern.

Sie arbeiten direkt mit dem Küchenhersteller zusammen, gehen also nicht den Weg über einen Einkaufsverbund. Was sind die Gründe?

Der Hauptgrund dafür ist, dass wir einen relevanten Teil der Küchen – die Geräte – heute bereits selbst und wettbewerbsfähig einkaufen können. Viele Dienstleistungen und Vorteile der Einkaufsverbünde würden durch expert gar nicht genutzt werden – wie z. B. auch der Einsatz von Planungssoftware.

Die Zusammenarbeit mit einem Küchenhersteller und Anbietern von erforderlichem Zubehör lässt sich für expert bewerkstelligen. Nichtsdestotrotz sind wir auch mit relevanten Verbünden und Organisationen im Austausch.

Welche Rolle spielt das Thema Küche bei expert derzeit und welche Rolle könnte es perspektivisch spielen?

Wenn mit der Frage das Thema Küche in Verbindung mit einer Ausstellung gemeint ist, ändert sich nichts an der bisherigen zentralen Ausrichtung. Vollumfängliche Küchenausstellungen können und werden durch die expert-Gesellschafter ausschließlich bei regionalem und unternehmerischem Interesse betrieben werden.

Potentiale sehen wir für expert mit dem vorgestellten Projekt der Modulküche in Verbindung mit einem Möbelkonzept für den Hauswirtschaftsraum sowie die Forcierung des Ersatzbedarfs.

Die Umsetzung eines Küchenangebots bei expert wird derzeit individuell von den einzelnen Gesellschaftern an ihren Standorten umgesetzt. Eine Zusammenarbeit mit entsprechenden Kooperations- und Vertriebspartnern sowie Küchenherstellermarken liegt dabei in der jeweiligen individuellen unternehmerischen Entscheidung. Die Burger Küche indes wird zentralseitig vertrieben?

Alles kann, nichts muss – der Gesellschafter entscheidet

Das mit Burger Küchen entwickelte Konzept wird zentralseitig angeboten und im geplanten Roll-Out, der für den Spätsommer 2024 vorgesehen ist, gemeinsam mit dem expert-Flächenmanagement umgesetzt. Das zentrale Konzept ändert jedoch nichts an der expert-Philosophie der Dezentralität.

Alles kann, nichts muss – der Gesellschafter entscheidet, ob er an dem Konzept teilnimmt oder nicht. Unser Anspruch ist es ein Konzept zu entwickeln, das jeder experte mit der unterstützenden Dienstleistung der Zentrale umsetzten kann.

expert setzt künftig auf zusätzliche Ertragsbausteine wie Garantieversicherungen. Zahlt darauf auch das Thema Küche ein, um neue Umsätze zu generieren? Das Thema Küchen hat ja für expert „großes Potenzial“, dies jedoch vor allem mit Blick auf die Kernkompetenzen: das Angebot eines sorgfältig ausgewählten Produktportfolios an Küchen-Elektrogeräten, verbunden mit qualifizierter Beratung sowie optimalen Services und Dienstleistungen.

Richtig, auch hier haben wir mit unseren Partnern erste Gespräche geführt, um das neue Geschäftsfeld gleich zu Beginn in den Dienstleistungssektor zu integrieren. Die expert-Gesellschafter sollen in der Lage sein, ein vollumfängliches Paket nach den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden anbieten zu können.

Wie viele Ihrer Händler in Deutschland verkaufen auch Küchen?

Aktuell betrieben ca. 20 expert- Gesellschafter ein aktives Küchengeschäft.

Wie viele Händler möchte man in den kommenden Jahren für das neue Küchen-Konzept gewinnen?

Unser Ziel ist es, das neue expert-Konzept im ersten Jahr auf ca. 100 Standorte auszurollen. Konkrete Ziele von Mengen und Anzahl der verkauften Küchen gibt es nicht. Wir wollen anfangen, Erfahrungen sammeln und von Quartal zu Quartal besser werden.

Welche Vorteile bestehen darin, mit dem Thema Küche auch das Thema Einbaugeräte offensiv zu vermarkten bzw. ganzheitliche Lösungen für Küche und Hausgeräte anzubieten?

Gerade hier sehen wir viele Potentiale. Neben der Küchenthematik setzten wir auch auf den qualifizierten Ersatzbedarf. Das, was für viele Küchenhändler nicht im Fokus steht, können expert-Gesellschafter schon sehr gut: einzelne Geräte beraten, liefern, einbauen und das Altgerät fachgerecht entsorgen. Ein sichtbares Küchenangebot im Markt, auch als modulares Konzept, steigert die Sichtbarkeit und Kompetenz in diesem Bereich. 

Was sind für Ihre Gesellschafter etwaige Beweggründe, dass Angebot um eine Küchenwelt zu bereichern?

Die Integration einer Küchenwelt ist nicht die Intention des Projekts, da wir nicht in die vollumfängliche Planung und 3D-Simulation einsteigen möchten. Ziel ist es, ein neues Geschäftsfeld mit einem klar abgesteckten Handlungsraum anzubieten und gemeinsam Erfahrungen zu sammeln.

Eine Küchenwelt kann nicht einfach so betrieben werden. Dafür braucht es mehr – daher soll auch nicht der Eindruck entstehen, dem Küchenhandel Konkurrenz zu machen. Wir sehen in unserem Konzept eine Nische, die wir erobern möchten.

Wie groß sollte die Fläche für die Küchenpräsentation mindestens sein?

Am Ende werden das die expert-Gesellschafter selbst entscheiden. Aktuell planen wir ein Modul, das mit zwei Küchenzeilen oder auch mit dem Thema Hauswirtschaftsraum oder Pantry-Küche bestückt werden kann. Dafür reichen mit umlaufender Fläche 20 Quadratmeter aus.

Die Planung wie der Verkauf von Küchen verlangt ja eine ganz andere Kundenansprache als bei Hausgeräten. Hier steht bisweilen noch mehr die Beratung im Vordergrund, auch weil ein Küchenstudio als Generalunternehmer gesehen wird. Wie stellen Sie diese Beratungsqualität sicher?

Unsere Motivation besteht nicht in einem Konzept, welches die Hauptküche für einen Haushalt hervorbringen soll und wofür genau diese intensiven Beratungen und Simulationen erforderlich sind, um am Ende die Kunden zu begeistern. Wichtig wird sein, unsere Fachberaterinnen und Fachberater so zu schulen, dass die modularen Küchen mit Anpassungen in moderatem Umfang – z. B. in der Ausstattung mit Auszügen statt Drehtüren oder bei verschiedenen Einbaugrößen für Kühlschränke – sicher funktionieren.

Unsere Stärke – die Auswahl der passenden Geräte im Sinne der Kunden – brauchen wir nicht mehr zu schulen. Ebenso gilt es Schulungskonzepte für die Montage zu erstellen, damit auch die modularen Elemente fachgerecht installiert werden können. Hier erarbeiten wir mit den expert-Gesellschaftern, die heute schon Küchen verkaufen sowie mit den Fachleuten der Baumann-Group die relevanten Maßnahmen und Prozesse.

Wie verändern sich generell Ihre Sortimente, um für die Kunden relevant zu bleiben?

Unsere Sortimente haben sich in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten immer wieder verändert und das werden sie auch zukünftig tun. Die künstliche Intelligenz hält mehr und mehr Einzug in die Haushalte und zwangsläufig auch in die Geräte. Die Berufswelt verändert sich und der Kunde sucht zunehmend vollumfängliche Lösungen.

Zu den Stärken unserer Kooperation zählen die kompetente Beratung, der Verkauf und die Installation von Hausgeräten – warum also nicht auch passende Möbellösungen für den wohnlichen Hauswirtschaftsraum mitanbieten? Ebenso können wir auch im modularen Küchensegment Lösungen anbieten, bei denen in Verbindung mit einem energiesparenden, freistehenden Kühlgerät trendige kleine Küchenzeilen entstehen, die besonders bei der nachrückenden Generation Z für den ersten eigenen Haushalt auf Interesse stoßen.

Hier gilt der altbekannte Spruch „Handel ist Wandel“ – expert wird mit diesem Projekt dazu beitragen, dies zu bestätigen.

Matthias M. Machan

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