Es fühlte sich an wie eine Premiere: ElectronicPartner zog am 9. März nach ungezählten Jahren wieder Bilanz am Stammsitz in Düsseldorf unweit des Flughafens. Und dafür gab es einen guten Grund: Auf allen Etagen atmet der äußerlich schmucklose Funktionsbau nach (energetischer Sanierung) eine „Go Green“ wie „New Work“ Aufbruchsstimmung. Darauf kann man mit Recht stolz sein.
Lesen Sie das Interview mit Friedrich Sobol:
„Bewerbungsgespräche haben eine 180-Grad-Wendung vollzogen“
Zudem gibt es in diesem Jahr mit zwei Jubiläen mächtig was zu feiern: 50 Jahre Fachhandelsmarke EP: , 35 Jahre Medimax. Der Blick zurück auf das Geschäftsjahr 2022 geriet da eher nüchtern-routiniert, auch wenn es einmal mehr, so Vorstand Friedrich Sobol, „ein Leben am Limit“ war. Fast alle Bilanzen, die infoboard.de in den vergangenen Wochen aus den Verbundgruppen wie der Industrie präsentiert bekam, lassen sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen: „Besser als der Markt“, wobei wir, zumindest offiziell, noch keinen Markt-Teilnehmer erlebt haben, der schlechter als der Markt performt hat.
Und ElectronicPartner? „Wir haben uns respektabel geschlagen. Das zurückliegende Geschäftsjahr 2022 war aufgrund der bekannten und vielfach diskutierten externen Sondereinflüsse für uns und unsere Mitglieder eine echte Herausforderung – die wir aktiv angenommen und gemeistert haben“, erklärte Vorstand Karl Trautmann.
Nach starken Vorjahren, die von Cocooning und zunehmender Digitalisierung geprägt waren, ergibt sich für die gesamte Verbundgruppe in 2022 mit 1,3 Mrd. EUR ein um 3,4% geringerer Umsatz als 2021. Dabei haben die Landesgesellschaften in der Schweiz, in Österreich und in den Niederlanden mit -2% etwas besser performt, als die Unternehmung in Deutschland, die auf einen um -4% verringerten Umsatz im Vergleich zum Vorjahr kommt.
„Diese Entwicklung passt durchaus zum Gesamtbild, das der Elektronikfachhandel aktuell zeichnet, wobei sich unsere Verbundgruppe im Verhältnis durchaus respektabel geschlagen hat“, fasste Trautmann zusammen.
EP:Fachhändler trotz Herausforderungen über Markt
Insbesondere der Kanal Fachhandel konnte laut den Zahlen der GfK sein starkes Ergebnis aus den Jahren 2020 und 2021 nicht halten und musste Umsatzeinbußen von 6,9% hinnehmen. Diesem Trend konnten sich auch die Fachhändler bei ElectronicPartner nicht entziehen.
Dennoch hat sich die Premium-Fachhandelsmarke EP: trotz aller Herausforderungen zum achten Mal besser als der Vergleichsmarkt entwickelt. Hilft aber wenig, denn auch die Marke EP: weist für 2022 ein Minus von 5,8% und somit erstmals seit Jahren ein negatives Umsatzresultat aus.
Medimax mit starkem Umsatzwachstum
Sehr erfreulich hat sich die Großfläche bei ElectronicPartner geschlagen. Während die GfK für diesen Betriebstyp ein Umsatzplus von 3,6% für 2022 angibt, konnten die Medimax Häuser ein Umsatzplus von 9,6% verbuchen. Sobol: „Es ist ein Pflänzchen, was uns viel Freude macht.“
Bei Medimax macht sich die kundenzentrierte, konzeptionelle Neuausrichtung mit einem klaren Trading-Up sowohl im Sortiment als auch beim Ladenbau bemerkbar. Die Investitionen der Franchisepartnerinnen und -partner während der Pandemie in Personal und Ladenbau zahlen sich aus.
„Wir haben eine mutige Entscheidung getroffen, als wir kurz nach dem Beginn der Neuausrichtung von Medimax trotz Corona-Pandemie die Privatisierung fortgesetzt haben. Heute sind alle Märkte in der Hand von engagierten Unternehmerinnen und Unternehmern. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass unsere Entscheidung richtig war und sich der Einsatz aller Beteiligten gelohnt hat“, so Friedrich Sobol, der im ElectronicPartner Vorstand für die Marke Medimax verantwortlich ist. Und weiter: „Nur als Unternehmer Iäuft man die Extra-Meile in Richtung seiner Kunden.“
Sobol ergänzend: „Mit einer umfassenden Kampagne zur Gewinnung neuer Fachkräfte steht das nächste Medimax-Projekt bereits in den Startlöchern. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit bereits überzeugten und neuen Franchisepartnerinnen und -partnern!“
comTeam mit leichtem Rückgang
Nach zwei sehr starken Jahren ist der Umsatz im Bereich IT zurückgegangen. Im Jahr 2022 verzeichnet das Technologie-Netzwerk comTeam ein Minus von 4,3%. „Dieses Ergebnis muss im Gesamtzusammenhang gesehen werden: Nach +4,7% in 2020 und +2,1% in 2021 liegt der Umsatz der Partner des Technologie-Netzwerks immer noch deutlich über Vor-Corona-Niveau“, erläuterte Matthias Assmann, der seit Januar 2023 als ElectronicPartner Vorstand für die Marke comTeam verantwortlich zeichnet.
Großgeräte hoch im Kurs
Die Entwicklung der einzelnen Warenbereiche im Jahr 2022 bei ElectronicPartner weicht teilweise von der Gesamtentwicklung im Elektronikhandel lauf GfK ab. Besonders positiv sind die Umsatzzahlen bei Mobilfunk mit einem Plus von über zwanzig Prozent. Bei der Weißen Ware standen vor allem Großgeräte (+4,9%) hoch im Kurs, was auch an einer gestiegenen Sensibilisierung der Endverbraucher für nachhaltige und energiesparende Elektronik liegt. Hier konnten die Mitgliedsbetriebe deutlich mehr Umsatz erzielen als der Gesamtmarkt.
Auch das Segment der Elektrokleingeräte (+6,2%) hat sich positiv entwickelt. Im Bereich Braune Ware verzeichnet ElectronicPartner ein Minus, jedoch ein signifikant geringeres als die Gesamtbranche. Der Negativtrend spiegelt sich vor allem im klassischen Fachhandel wider, der jedoch von einem sehr hohen Niveau aufgrund des Cocooning-Effekts in 2021 kommt.
Für 2023 geht ElectronicPartner von einer Umsatzentwicklung auf Vorjahresniveau aus. „Neben der Inflation treffen viele Endverbraucher in diesem Jahr die Auswirkungen der gestiegenen Energiepreise mit ganzer Härte. Wir werden trotz insgesamt schrumpfender Endverbraucherbudgets weiterhin den Verkauf von hochwertigen, nachhaltigen und energieeffizienten Sortimenten forcieren“, erklärte Trautmann.
„Wir fokussieren uns auf die Menschen und ihre Bedürfnisse“
Die Verbundgruppe startet in all ihren Geschäftsfeldern mit Zuversicht und neuen Projekten durch. Die vergangenen Jahre hat ElectronicPartner unter anderem genutzt, um in der eigenen Zentrale beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft zu schaffen – mit vollständig sanierten, modernen Geschäftsräumen, flexiblen Arbeitsplätzen und der schrittweisen Weiterentwicklung der eigenen Unternehmenskultur.
Dies spiegelt sich seit Januar 2023 auch in einem neuen Arbeitszeitmodell wider: einer 35-Stunden-Woche, die auf vier oder fünf Tage aufgeteilt werden kann, mit der Möglichkeit, im Büro oder mobil zu arbeiten. „Wir fokussieren uns auf die Menschen und ihre Bedürfnisse – seien es Händler, Kunden oder Mitarbeiter. Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein, um unseren Mitgliedern und Partnern auch in Zukunft die besten Teams zur Seite zu stellen. Denn nur so können wir optimale Unterstützung für unternehmerischen Erfolg bieten“, fasste Trautmann zusammen.
IFA ja, KOOP nein
Ein klares Bekenntnis gab Vorstand Karl Trautmann abschließend zur IFA ab: „Wir sind natürlich mit in Berlin dabei. Die IFA ist die wichtigste Branchenmesse weltweit. Eine Teilnahme gehört zum Selbsterhaltungstrieb der Branche.“ Den Avancen von Euronics und expert zu einer Teilnahme an der KOOP in Berlin erteilte Trautmann indes eine unmissverständliche Absage.