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ElectronicPartner: „Wir sind mutig und unbequem!“

Es ist auf den Tag zehn Monate her, dass infoboard.de über ein schwieriges Geschäftsjahr 2019 mit dickem Minus bei ElectronicPartner berichtete. Dann kam Corona! Doch während der neuerliche Teil-Lockdown dem traditionellen Innenstadthandel das Weihnachtsgeschäft verdirbt, Modehandel und Parfümerien unter den eingebrochenen Kundenfrequenzen leiden, schaut man bei den beiden ElectronicPartner-Vorständen Friedrich Sobol und Karl Trautmann in zufriedene Gesichter. „Der Konsument hat uns verblüfft. Das ist ein unfassbarer Boom“, sagt Sobol. Und Trautmann ergänzt: „Wir sehen jetzt sehr deutlich, wie stark der Fachhandel wirklich ist. Das Wort vom ‚local hero‘ gilt mehr denn je.“

Das macht sich auch in den Umsätzen der Düsseldorfer Verbundgruppe bemerkbar: Fünf Wochen vor Jahresabschluss 2020 liegt die strategische Marke EP: – nach einem Plus von 8,3% im Vorjahr – satt zweistellig im Plus. Und da auch bei Medimax die zwischenzeitliche Umsatzdelle überwunden ist und man „auf Vorjahr liegt“, wird ElectronicPartner das Geschäftsjahr 2020 wohl ohne Minus abschließen, auch wenn Sobol im Branchen-Dialog mit infoboard.de am vergangenen Donnerstag mahnt, dass man noch fünf Wochen vor der Brust habe.

„Wir sehen jetzt, wie stark der Fachhandel wirklich ist“, Friedrich Sobol (l.) und Karl Trautmann.
„Wir sehen jetzt, wie stark der Fachhandel wirklich ist“, Friedrich Sobol (l.) und Karl Trautmann.

„Unfassbarer Boom“

Generell profitiert auch ElectronicPartner vom Cocooning-Trend des „stay@home“, von Home-Office (auch in der ElectronicPartner-Zentrale arbeitet aktuell drei Viertel der Belegschaft von zu Hause aus), Home-Schooling und der wiederentdeckten Leidenschaft für Kochen, Backen und Genießen. Geschirrspüler liegen 40% im Plus, die Kaffee-Vollautomaten gehen durch die Decke, die „Hamsterer“ haben sich mit Kühl- und Gefriergeräten eingedeckt und selbst kabellose Stick-Sauger sind gefragt. „Das alles ist kein One-Shot. Wir erleben eine starke Nachfrage über die Breite des Sortiments“, so Trautmann.

Auch wenn die Frequenzsituation momentan sehr verhalten sei, so sei der Umsatz doch zufriedenstellend. „Wer in der Stadt unterwegs ist, kauft auch. Und er kauft hochwertiger, tendiert zu Miele und den BSH-Marken, zu Metz und Loewe“, so Sobol. Das merkte man bei ElectronicPartner auch in der Black Week, in der man bereits nach den ersten zwei Tagen 70% des Vorjahresumsatzes eingefahren hatte. Trautmann: „Die Kunden sind in diesem Jahr deutlich stärker im hochpreisigen Bereich unterwegs. Unser Ansatz in der Black Week ist aber eh nicht preis-, sondern von einer verantwortungsvollen Vermarktung getrieben.“

„Der Konsument hat uns verblüfft. Das ist ein unfassbarer Boom“, Friedrich Sobol.
„Der Konsument hat uns verblüfft. Das ist ein unfassbarer Boom“, Friedrich Sobol.

„Alle Zweifler eines Besseren belehrt“

Für sehr zufriedene Gesichter sorgt bei den beiden Vorständen von ElectronicPartner die Fachhandelsmarke EP: mit ihren aktuell 306 Unternehmern. „Qualität setzt sich durch, das Persönliche vor Ort ist unser absoluter USP. Dabei reicht es jedoch nicht, wenn du nur vor Ort bist, du musst genau das erfüllen, was du versprichst – und zwar immer. Um eine Analogie aus dem Sport zu benutzen: Unsere Händler wollen nicht nur ein Spiel gewinnen. Sie beweisen jeden Tag Endspielmentalität“, spielt Karl Trautmann auf die bereits im Jahr 2013 begonnene Qualitätsoffensive (damals hatte EP: noch rund 700 Händler unter seiner Flagge) an.

Friedrich Sobol ergänzt: „Wir wachsen jetzt im sechsten Jahr hintereinander auf der Fläche und haben damit alle Zweifler eines Besseren belehrt. Wir haben einen langen Atem und uns bei unseren Kunden über sechs Jahre hinweg ein Guthaben erarbeitet. Wenn man so will, haben wir in diesem Jahr jetzt eine Sonderausschüttung.“

„Das ist kein One-Shot. Wir erleben eine starke Nachfrage über die Breite des Sortiments“, Karl Trautmann.
„Das ist kein One-Shot. Wir erleben eine starke Nachfrage über die Breite des Sortiments“, Karl Trautmann.

Medimax auf Kurs

Auf Kurs sieht man sich auch bei der Fachmarktlinie Medimax. Das Ziel: Mit einem Kulturwandel lokales Unternehmertum fördern und eine erfolgreiche Franchise-Organisation schaffen. Seit Beginn der Neuausrichtung im Spätsommer 2019 konnte inzwischen weit über die Hälfte der eigenen 100 Märkte an engagierte Franchisepartner übergeben werden, bis zum März 2021 sollen es 80 an der Zahl sein. Sobol: „Es war kein einfacher Weg, aber Angebot und Servicepaket passen absolut zu den Erwartungen der Unternehmer. So sind wir aktuell voll im Plan.“

Und 2021? „Wir sind mutig und unbequem“, bringt Karl Trautmann die Philosophie der Unternehmensführung von ElectronicPartner auf den Punkt. Trautmann, der sich Mitte September bei der NRW-Kommunalwahl um das Amt des Bürgermeisters von Meerbusch beworben hatte und nun dort im Stadtrat sitzt, bleibt, anders als hinter vorgehaltener Hand kolportiert, ElectronicPartner als Vorstand erhalten. „Ich habe die Ausfahrt verpasst“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Und weiter: „Wir waren, wir sind, und wir bleiben ein verlässlicher Partner für unsere Mitglieder, Hersteller und Kunden.“

„Wer in der Stadt unterwegs ist, kauft auch. Und er kauft hochwertiger“, Friedrich Sobol.
„Wer in der Stadt unterwegs ist, kauft auch. Und er kauft hochwertiger“, Friedrich Sobol.

Jahresveranstaltung im März 2021 digital

Nach der Absage der ElectronicPartner-Jahresveranstaltung im vergangenen März wird die Jahresveranstaltung 2021 vom 19. bis 28. März im Intranet beziehungsweise im B2B-Shop der Verbundgruppe stattfinden. Trautmann: „Wir bauen für die Ordermesse kein Wolkenkuckucksheim, sondern eine Systemumgebung, in der ich mich als Händler auskenne und zu Hause fühle.“ Die Marketing-Botschaften wie die Bilanz sollen in griffigen Podcasts für die Mitgliedsunternehmen aufbereitet werden.

Ob Jahresgespräche, EP-Unternehmerbeirat oder Medimax-Unternehmertagung: Was digital transportiert werden kann, wird bei ElectronicPartner digital aufbereitet und durchgeführt. Trautmann: „Auch, wenn sich das Zwischenmenschliche nicht ersetzen lässt, sind die digitalen Formate keine unüberwindbare Hürde, sondern sehr effizient und produktiv. Mitunter ist das Feedback und der Dialog sogar intensiver als bei Präsenzveranstaltungen.“

„Wir wachsen jetzt im sechsten Jahr hintereinander auf der Fläche und haben damit alle Zweifler eines Besseren belehrt“, Karl Trautmann.
„Wir wachsen jetzt im sechsten Jahr hintereinander auf der Fläche und haben damit alle Zweifler eines Besseren belehrt“, Karl Trautmann.

Bewährt hat sich zum Beispiel das Wissensmanagement unter „EP:Campus“ mit lauter innovativen Formaten wie E-Learning, Videotraining, Best-Practice-Beispielen und Podcasts. Trautmann: „Wir müssen den Handel für das Recruiting insbesondere bei jungen Menschen attraktiv und sexy machen. Es ist ein Beruf, auf den man stolz sein kann.“

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