Der Tagebau ist längst weitergezogen, das renommierte Sternerestaurant „Zur Traube“, Jahrzehnte ein Aushängeschild der Stadt, mangels Nachfolger verwaist. Doch Bodewitz ist geblieben, mittlerweile selbst ein Aushängeschild und Leuchtturm für die Branche und EP. Das hat vor allem mit Gerlinde und Jürgen Müller zu tun. Gegründet wurde EP: Bodewitz vor 61 Jahren durch die Eltern der heutigen Inhaberin Gerlinde Müller, die das Geschäft am Rande der Innenstadt gemeinsam mit ihrem Mann führt.
Die Fahrt nach Grevenbroich lohnt allemal: Weil es hier ein Ladenlokal zu sehen gibt, das Beispiel gebend und Richtung weisend aufgestellt ist. Weil das Ehepaar Müller vor gut zwei Jahren als bis dahin lupenreiner Braune Ware-Händler im Zuge einer Komplett-Renovierung auch ein stattliches Weiße Ware-Sortiment eingeführt hat. Und nicht zuletzt auch, weil Jürgen Müller klare Worte nicht scheut.
Gar nicht gut zu sprechen ist Müller derzeit auf Miele, planen die Gütersloher doch, ab November das Gerätesortiment über einen eigenen Online-Shop zu verkaufen. Zwar wird der klassische Fachhandel in dieses Konzept bei der Auslieferung und Installation der zuvor bei Miele bestelten Geräte eingebunden und erhält für diese Leistungen eine Serviceprovision, die den entstandenen Aufwand abdeckt und eine am Gerätepreis orientierte Marge beinhalten soll. Die Kernkompetenz des Händlers jedoch – eben der Handel – ist hierbei nicht länger gefragt. Kommt es dann aber zu Reklamationen bei den Geräten, sieht Müller den schwarzen Peter dennoch beim Handel: „Wenn es da Probleme gibt, sind wir Händler für den Kunden der Dumme. Wir werden von Miele zum reinen Servicepartner degradiert.“ Dazu muss man wissen, dass Müller bereits vor vier Jahren bei der Braunen Ware denkbar schlechte Erfahrungen mit dem Online-Shop eines Unternehmens gemacht hat.
Wer das rund 330 Quadratmeter große Ladenlokal von Gerlinde und Jürger Müller in der Königstraße besucht, betritt ein klar strukturiertes, freundlich-helles Geschäft, das die Kriterien der aktuellen EP:-Qualitätsoffensive bereits vor zwei Jahren umgesetzt hat. Immer noch mit reichlich brauner Ware (Grundig und Loewe vor allem, aber auch Samsung, Metz und Panasonic), augenscheinlich gut 50%.
Volltreffer! Rund 55% der Ausstellungsfläche ist der Unterhaltungselektronik vorbehalten, der Anteil der Hausgeräte liegt bei rund 40% – hier vor allem Miele, Bosch, Grundig und AEG bei den Großgeräten, Philips und (wieder) Grundig bei den Kleingeräten sowie Jura in der Kaffeeversorgung und Miele wie Sebo (Müller: „Eine echte Entdeckung!“) bei der Bodenpflege, Dyson indes weniger („kein sicherer Preis“). Der Rest verteilt sich auf Telekommunikation und Netzwerktechnik.
Gut die Hälfte der Fläche ist Unterhaltungselektronik, das spiegelt in etwa auch den Umsatz wider. Nanu, keine Krise mit TV & Co.? Jedenfalls nicht bei den Müllers, beide übrigens ausgebildete Fernsehtechnikermeister. Sicher, die braune Ware sei in Sachen Wertevernichtung nicht einfach. „Bei Samsung, LG und Philips können wir beim Preis nur zwölfter Sieger sein.“ Daraus folgt: „Wir verkaufen und beraten bei Produkten, bei denen man Geld verdienen kann.“ Eben mit Loewe und den Geräten der Cityline von Grundig.
Und trotzdem haben sich Gerlinde und Jürgen Müller vor gut zwei Jahren dazu entschieden, die Weiße Ware mit ins Sortiment zu nehmen. Weil es bei der Unterhaltungselektronik kein Wachstum gab. Und weil Kollegen, die beides haben, schlichtweg erfolgreicher am Markt agieren. Jürgen Müller: „Wir haben diesen Schritt nie bereut, sind jetzt mit wesentlich breiteren Schultern aufgestellt.“
Und: „Das hätten wir eigentlich schon vor fünf Jahren machen sollen.“ Dabei wird Müller nicht müde zu betonen, das er seitens der Düsseldorfer ElectronicPartner-Zentrale reichlich Zuspruch und maßgeschneiderte Unterstützung erhielt. Eben gesagt, geplant, gemacht. Oder wie Müller es formuliert und die EP-Unternehmensstrategie klar mit einbezieht: „Was angesagt wird, wird auch umgesetzt!“ Für Händler seiner Größe oder überhaupt für Händler bis 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sei EP: „die absolut richtige Ansage.“
Nicht vergessen will der 60-jährige EP:-Beirat aber auch die wertvollen Tipps und Hinweise der Händlerkollegen bei der Umgestaltung des Ladenlokals wie der Neuausrichtung des Unternehmens. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall: „Kunden, die
bei uns früher Braune Ware-Geräte gekauft haben, erwerben jetzt auch ihre Hausgeräte hier“, so Müller. Mehr noch: „Es kommen Kunden ins Geschäft, die wir früher nicht erreichen konnten. Die Weiße Ware ist zu einem klaren Frequenzbringer geworden, mit dem wir auch neue Zielgruppen erschließen.“
Wenn die Verbundgruppe im Claim propagiert, dass der Service den Unterschied macht, ist es nur folgerichtig, dass der Servicebereich auch für die Eheleute Müller ein wichtiger Baustein für den Geschäftserfolg ist. „Das Service-Versprechen ist eminent wichtig. Ruft ein Kunde an, sind wir in der Regel noch am gleichen Tag bei ihm“, erklärt Müller. Repariert wird vom TV-Gerät bis zur Waschmaschine praktisch alles, was einen Stecker hat.
Müller profitiert davon, dass die Reparatur-Angebote für bestimmte Warengruppen immer seltener werden. Neben Stamm- und Wertgarantie-Kunden („Hier haben wir noch Luft nach oben.“) macht EP: Bodewitz gute Erfahrungen mit dem Suchportal meinmacher.de, das bei einem kaputten Elektrogerät mittels Suchmaske den Reparatur-Spezialisten in der Nähe findet. Da ist Müller in Grevenbroich und um Grevenbroich herum praktisch alternativlos. Müller: „Jeder Kunde ist eine Chance, das versuchen wir täglich zu leben.“
Zur neuen Optik bei EP:Bodewitz gehört auch ein Virtual Shelf, quasi die verlängerte Ladentheke. Denn: Auch wenn die Ladenfläche noch so gut genutzt ist, bleibt die Ausstellungsfläche begrenzt, so dass sich längst nicht alle Produkte zeigen lassen. Natürlich gibt es auch einen Internet-Shop. „Wir sind im Netz sichtbar, das ist entscheidend“, sagt Müller. Den Web-Auftritt nutzen die Bodewitz-Kunden aber vor allem, um sich über die Geräte vorab zu informieren. Multichannel à la Grevenbroich heißt dann anschließend mit dem Ausdruck in das stationäre Geschäft zu kommen, um das Gerät live und in Funktion in Augenschein zu nehmen. „Viele sind den Foren mit ihren mitunter zweifelhaften Erfahrungsberichten mittlerweile überdrüssig“, hat Müller beobachtet.
Gut drei Wochen vor Messebeginn, wirft auch bei den Eheleuten Müller die IFA ihre Schatten voraus. Von Freitag bis Sonntag steht Jürgen Müller bei Grundig Cityline auf dem Stand, Montag und Dienstag ist er dann in Sachen Weiße Ware komplett durchgetaktet. Dazu muss man wissen, dass Müller durch seine Tätigkeit als Vorsitzender der Grundig Fachhandels Initiative GFI für viele Händler ein kompetenter wie bevorzugter Ansprechpartner zu Grundig allgemein und zur „Cityline“ speziell ist.
Auch wenn das Unternehmen zuletzt mit der Demission des Vertriebs-Geschäftsführers Horst Nikolaus und dem geplanten Umzug vom Traditionsstandort Nürnberg ins Umfeld des Frankfurter Flughafens (Müller:“Ich hatte mit einer größeren Welle der Empörung gerechnet.“) Schlagzeilen machte, sieht Müller die Arçelik-Tochter auf einem sehr guten Weg: „Dem Kunden ist es Wurst, ob Grundig in Nürnberg oder Frankfurt angesiedelt ist – die Produkte müssen stimmen und funktionieren!“ Für den Fachhandel sei es wichtig, dass der Service und der technische Support auch in Frankfurt wie gewohnt erhalten bleibe. Müller: „Schließlich waren sie eines der Markenzeichen von Grundig. Diese Aufgabe muss sicher am neuen Standort noch gelöst werden.“
Was erwartet sich Müller von der bevorstehenden IFA für die Weiße Ware? „Die Vernetzung wird das Top-Thema, konkret die Suche nach wirklich praktikablen Lösungen und einfacher Bedienung.“ Noch sei die Einfachheit der Bedienung nicht gegeben, viele parallel laufende Lösungen nicht hilfreich. „Die TV-Branche hat die Einfacheit der Bedienung hinbekommen, bei der Weißen Ware besteht da noch Nacholbedarf“, konstatiert Mülller und fügt hinzu: Das muss man hinbekommen, sonst funktioniert die Vernetzung nicht!“
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