„Noch ahnte ich nicht, dass dieser Tag schicksalhaft für mein restliches Leben werden sollte“, erzählt uns Klaus-Dieter Müller an einem Novembermorgen in der vergangenen Woche. „Eine einzige Sekunde, die mein Leben in nie geahnter Art und Weise veränderte“, fährt Müller fort. Eine Geschichte, in der es um nichts weniger als um Leben und Tod ging, eine Geschichte, die auch mit zeitlichem Abstand frösteln lässt und dennoch tiefste Zuversicht, Zukunftsperspektive und Dankbarkeit vermittelt.
Fakt ist, die Schutzengel müssen an diesem 5. August 2017 eine Sonderschicht geleistet haben. Klaus-Dieter Müller steht auf einer Leiter, um in sieben Metern Höhe den Birnbaum zu beschneiden. Er zerrte an einem Ast, verlor das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Ungebremst schlug er mit dem Rücken auf die Stahlkante eines Brunnendeckels auf, wurde mit dem Kopf mehrmals gegen den Boden geschleudert. Dann wurde es um ihn herum Nacht.
Was für ein Glück, dass ein Mitarbeiter von EP: Müller und ein Freund der Familie zufällig nur wenige Meter von Müller entfernt ein Servicefahrzeug begutachteten und den Sturz mitbekommen. Was für ein Glück, dass der Freund der Familie bei der Freiwilligen Feuerwehr arbeitet, trotz des Anblicks des blutüberströmten Verunglückten die Ruhe bewahrt und alles richtig macht. Er alarmiert sofort den Notarzt, ordert zudem einen Rettungshubschrauber. So ist professionelle Hilfe rasch vor Ort. Die Diagnose ist niederschmetternd: ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, sämtliche Rippen der linken Körperhälfte gebrochen, zudem ein Arm- und Handbruch und zahlreiche Prellungen. „Vier Tage lang war nicht klar, ob mein Vater überlebt“, erzählt Tobias Müller, der, eigentlich gelernter Mechatroniker, vor drei Jahren in das Geschäft seines Vaters eingestiegen ist.
Fast drei Monate liegt Klaus-Dieter Müller mit seinen polytraumatischen Verletzungen im (künstlichen) Koma. Für Ehefrau Katharina Demeter-Müller und Sohn Tobias (23) vergehen die Wochen wie in Trance – voller Angst und Sorge, wissend, dass nichts mehr so sein wird, wie es vorher war. Nicht für die Familie, nicht für das inhabergeführte Fachgeschäft EP: Müller in der Brölstraße in Ruppichteroth.
Denn eine GmbH ohne den Geschäftsführer ist führungslos. Da nützt es auch nichts, wenn man für die EP-Kooperation ein Vorzeigehändler mit 300 Quadratmetern Verkaufsfläche ist, mit einem Top-Sortiment auf Höhe der Zeit in allen Warengruppen punktet und mit gelebtem Service und Dienstleistung einen beherzten Gegenentwurf zum leidlichen Trend der Wertevernichtung a la „Black Friday“ oder dem Internet-Hype bietet.
Ohne Vollmachten, sei es als Patient oder als Geschäftsführer, werden Entscheidungen „von Amts wegen“ getroffen. Wie gut, dass Müller sich auf ein gut funktionierendes Netzwerk aus Familie und Freunden, Anwalt und Steuerberater sowie die Düsseldorfer Verbundgruppe ElectronicPartner, der er seit über zwei Jahrzehnten angehört, verlassen konnte und kann. Die persönlichen Hilfsangebote kamen von allen Ebenen der Unternehmenszentrale am Mündelheimer Weg.
„Es war eine einzige Sekunde, die mein Leben in nie geahnter Art und Weise veränderte. Wie oft habe ich früher darüber gelächelt, wenn mir jemand dramatisch davon berichtete, wie schnell etwas passieren konnte. Ich fühlte mich stark, hielt mich für besonnen und umsichtig und dachte oft, dass Unfälle aus Leichtfertigkeit oder Unachtsamkeit geschehen“, erzählt Klaus-Dieter Müller im Gespräch mit infoboard.de rund 15 Monate nach seinem schweren Unfall.
Müller hat sich, zur Überraschung aller, auch der Neurologen und Hirnforscher, mit Ausdauer und Zuversicht zurück ins Leben gekämpft. Noch ist er krankgeschrieben, aber in unserem gut zweistündigen Gespräch ist Klaus-Dieter Müller so, wie wir ihn kennen und schätzen: voller Enthusiasmus und Leidenschaft für das Leben und den Handel, voller Dankbarkeit und Wertschätzung für seine Familie, seine Mitarbeiter und seine EP-Verbundgruppe. „Mein Mann hat eine starke Willenskraft.
Er hat es bis hierher geschafft, den Rest werden wir auch schaffen. Nur der Wille zählt und aufgeben ist keine Option“, sagt Ehefrau Katharina Demeter-Müller.
Als echter Glücksfall erweist es sich, dass es Müller vortrefflich gelungen ist, seinen Sohn Tobias binnen zwei Jahren nicht nur „für die Größe und Schönheit der Branche zu begeistern“, sondern ihm auch das nötige Rüstzeug, den Charme und die Kompetenz für den Händler-Alltag mitzugeben. Tobias Müller, der vor dem Unfall seines Vaters für den Ein- und Verkauf im Unternehmen zuständig war und kaum wusste, „wie man Betriebswirtschaft schreibt“, reifte binnen weniger Monate zu einer jungen, fachkompetenten Unternehmerpersönlichkeit heran.
Die Zukunft von EP: Müller liegt im Schulterschluss von Tobias und Klaus-Dieter Müller. „Mit unseren Talenten werden wir eine Menge bewegen. Ich baue meine Fähigkeiten weiter aus und nehme die meines Sohnes an“, sagt Klaus-Dieter Müller. Tobias Müller ergänzt: „Ich hinterlasse meine eigenen Fußstapfen, hinterfrage eingefahrene Gewohnheiten, kümmere mich um die Prozessoptimierung.
Vordenker sind sie jedenfalls beide: So wollen sie das Erlebnis auf der Fläche auch zum Kunden in sein Zuhause tragen. „Personal Shopping kennen wir aus der Mode- und Designerbranche. Das ist ideal für ein inhabergeführtes Fachgeschäft“, sagt Tobias Müller. Und: „Der Handel dreht sich immer schneller. Wir müssen noch mehr tun, uns ausprobieren und neue Erfahrungen sammeln.“ Man sei kein schierer Warenverteiler, sondern müsse den Kunden mit Wertschätzung und Wohlfühl-Atmosphäre begegnen. Tobias Müller: „Ein inhabergeführtes Fachgeschäft kann das. Der Verkäufer der Zukunft ist Fachmann und Entertainer.“ Bei EP: Müller hat die Zukunft, das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte – auch wenn der Auslöser ein schwerer Unfall war – gerade begonnen!
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