Das Jahr 2021 wird in die Firmengeschichte von EP:Geuer aus Frechen bei Köln eingehen: Erst der Winter-Lockdown, dann die branchenübergreifenden, massiven Lieferprobleme durch die Rohstoff- und Komponenten-Knappheit, schließlich die Unwetterkatastrophe am 14. Juli, deren zerstörerische Fluten große Teile des Rhein-Erft-Kreises verwüstete. Da lasten eine Menge Herausforderungen auf Niklas Geuer, der vor einigen Jahren die Leitung des elterlichen Fachgeschäftes in Frechen in 5. Generation übernommen hat. Grund zur Freude hat er dennoch: In Kerpen hat er kürzlich einen Euronics-Standort übernommen – und das samt Mitarbeitern.
Die ehemaligen Inhaber, Ruth und Klaus Hellenthal, freuen sich, in Niklas Geuer einen engagierten Nachfolger für ihr Unternehmen gefunden zu haben, der in die Zukunft des Standorts investieren wird. Rund 37 Jahre lang fanden Kunden bei Euronics Hellenthal auf gut 110 Quadratmetern alles vom Mixer über den Kühlschrank bis zum TV-Gerät. Und vor allem einen umfassenden Service! Euronics Hellenthal ist, man kann es so sagen, eine Institution im Kerpener Stadtteil Sindorf.
Dennoch: Für das eigene Lebenswerk einen geeigneten Nachfolger zu finden, ist nicht leicht, auch nicht im Elektronikfachhandel, der die technische Grundausstattung für die Haushalte liefert. Zum Jahreswechsel fasste der 70-jährige Hellenthal dann den Entschluss, seinen Laden für immer zu schließen.
Wie gut, dass ein Vertreter aus der Industrie Niklas Geuer auf die Vakanz im nur zehn Kilometer entfernten Kerpen hinwies. Umso glücklicher war Familie Hellenthal über das große Interesse von Niklas Geuer: „Nach intensiven Gesprächen wurde schnell klar, dass die Chemie zwischen uns stimmt“, erinnert sich Klaus Hellenthal. Für ihn und seine Ehefrau stand vor allem eins im Fokus: Dass die Kunden auch in Zukunft an gewohnter Stelle Elektronikprodukte und Service in bester Qualität erhalten. Und genau das und noch mehr wird Niklas Geuer mit seinem Team umsetzen.
Der 32-jährige Familienvater hat in Maastricht „International Business“ studiert, ist gelernter Betriebswirt und hat bereits vor einigen Jahren die Leitung des elterlichen Betriebes in Frechen übernommen. Dieses führt er nun mit großem Engagement und Weitblick in fünfter Generation. Mehr noch: Vor gut vier Jahren eröffnete Geuer in unmittelbarer Nachbarschaft zum elterlichen Laden in der Hauptstraße als „Spezialist für Kaffee“ zusammen mit Wolfgang Caspari (langjähriger Prokurist bei Eisenjansen) das Geschäft „esperto“.
Unter dem Fachgroßhändler Brömmelhaupt wurde das „esperto“-Konzept zur (erfolgreichen) Serienreife gebracht. Die Keimzelle von „esperto“ gehört aber bis heute Geuer und Caspari zu gleichen Teilen. Und auch in Kerpen wird das Thema Kaffee unter dem Namen „esperto“ gespielt.
In Frechen präsentiert sich der EP:Geuer auf einer Verkaufsfläche von rund 400 Quadratmetern als Vollsortimenter mit Schwerpunkt auf Weißer Ware. Für das über hundertjährige unternehmerische Engagement wurde das Unternehmen 2019 mit dem IFU Wirtschaftspreis ausgezeichnet. „Wir legen großen Wert auf Langlebigkeit und nachhaltigen Umgang mit Elektronik. Deshalb setzen wir auf Qualitätsmarken wie zum Beispiel Miele, deren Produkte wir durch eine Herstellerautorisierung auch in unserer eigenen Werkstatt reparieren dürfen“, erklärt Niklas Geuer. Von Leistungen wie diesen und vielen weiteren Vorteilen profitieren künftig auch die Kunden in Sindorf.
Apropos Miele: Geuer bricht im Gespräch mit infoboard.de eine Lanze für den Premium-Hersteller aus Gütersloh. Am Nimbus der Marke können auch die jüngsten Direct2Consumer-Aktivitäten der Ostwestfalen nichts ändern. Im Gegenteil: „Ich kann die Angst mancher Händler nicht nachvollziehen.“ Für das gehobene Segment sei es in den Fachmärkten immer schwieriger, sich adäquat zu platzieren. Zudem nehme die Zahl der beratenden Fachhändler ab.
Geuer zu infoboard.de: „Wir sind doch als Industrie-Partner der Vorher-Nachher-Händler, haben den letzten, entscheidenden Kontakt zum Kunden.“ Für Geuer geht die Rechnung jedenfalls auf: „Alle Kunden, die direkt über den Online-Kanal von Miele gekommen sind, kannte ich vorher noch nicht, sind also Neukunden.“ Neukunden, die sich an EP:Geuer und seinen Service bei weiteren Neuanschaffungen erinnern werden.
Mit der Übernahme des ehemaligen Euronics Standortes schlägt Niklas Geuer jetzt das nächste Kapitel für sein Familienunternehmen auf. Er freut sich über diese Herausforderung, die neuen Mitarbeiter, noch mehr Kunden und ist überzeugt, dass er die Erfolgsgeschichte fortschreiben wird: „Die Geschäftsphilosophie der beiden Unternehmen ist sich sehr ähnlich. Werte wie Zuverlässigkeit und Qualitätsanspruch haben bei Familie Hellenthal ebenso Tradition wie bei uns. Vorteile ergeben sich für die Kunden vor allem durch noch mehr geballtes Fachwissen und mehr Mitarbeiter im Service.“ So ist beispielsweise durch die Übernahme der Euronics Hellenthal-Mitarbeiter auch die Expertise für die Reparatur von TV-Geräten hinzugekommen.
Insgesamt ist das EP:Geuer Team nun 22 Mann bzw. Frau stark, ein weiterer Techniker für TV wird gesucht. Um den Übergang optimal zu gestalten, unterstützen Ruth und Klaus Hellenthal noch einige Zeit im Geschäft. Dass der (sichtbare) Übergang, die Umflaggung von Euronics zu EP: eher schleichend und sukzessiv erfolgt, hat auch mit den Auswirkungen der globalen Lieferprobleme wie der Flutkatastrophe in unmittelbarer Nachbarschaft zu tun. „Waschen, Trocknen, Gefrieren: Die Nachfrage nach dem klassischen Kellersortiment ist riesig.“ Für seine Kunden in Erftstadt-Blessem, wo ein gewaltiger Erdrutsch eine Häuserzeile verschluckte, hat Geuer die bestellte Ware erst einmal eingelagert. Auslieferung auf Abruf.
Geuer möchte das Fachgeschäft in Kerpen auf 150 Quadratmeter erweitern, EP: und die Top-Marken wie Miele oder Liebherr entsprechend inszenieren. „Wir bekommen momentan alle keine Ware“, beschreibt er seine momentan wohl größte Herausforderung. „Wir haben zwar viel bestellt und gut wie vorausschauend geplant. Aber man kann eben nur das verkaufen, was auch da ist.“ Das gilt dann aber nicht nur für Hausgeräte, sondern vor allem auch für die zum Umbau benötigten Materialien, der jetzt an den Karnevalstagen 2022 stattfinden soll.
„Ich bin Ruth und Klaus Hellenthal wirklich dankbar für diesen weichen und harmonischen Übergang. Das hilft mir sehr, unser Angebot und unseren Service noch stärker am Bedarf der Kunden vor Ort auszurichten“, so Geuer, der auch mit der ElectronicPartner-Unterstützung sehr zufrieden ist: „Sehr gute Logistik, funktionierende Systeme, prima Kommunikation und Information, beispielsweise über die EP:-Campus-Seminare. Das ganze Projekt ist für alle Beteiligten ein echter Gewinn!“
Ist da der Appetit auf weitere Filialen geweckt? „Sofern alle Komponenten passen und es sinnvoll für EP:Geuer erscheint, bin ich an einem weiteren Ausbau durchaus interessiert.“ Hier in Kerpen sei es der Idealfall gewesen. Zwei Teams aus Frechen und Kerpen, die sich prima ergänzt haben. Geuer: „Eine funktionierende Mannschaft ist der Schlüssel zum Erfolg.“
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