Nana Holthaus-Vehse war 2009 Deutsche Barista-Meisterin. Als Meister-Barista ist sie in der Welt des Kaffees zu Hause, hält Vorträge, gibt Schulungen und befasst sich mit dem Zusammenspiel von handwerklichen Fähigkeiten, unterschiedlichen Zubereitungsformen und Kaffeemaschinen. (Foto: livingpress)
Für mich gibt es Kaffee nicht nur in einer Zubereitungsmethode, sondern die Vielfalt macht den Unterschied: So beginne ich den Tag meistens mit einem cremigen Cappuccino. Nach dem Mittagessen gönne ich mir dann gerne mal einen einfachen Espresso und am Nachmittag bereite ich mir, wenn es die Zeit zulässt, auch liebend gerne mal einen frisch gebrühten Filterkaffee zu. Gehe ich abends essen, würde ich mich natürlich immer auf einen guten Espresso freuen, nur bestelle ich diesen sehr selten, da er oft nicht schmeckt.
Espresso als Grundlage, auch für Cappuccino und Latte Macchiato, bereite ich in einer professionellen Siebträger-Maschine mit einer hochwertigen Mühle zu. Den Filterkaffee brühe ich mir gerne von Hand mit einem Papierfilter entweder in einer Hario V60 oder auch mal in einer Aeropress.
Das wichtigste ist ein guter Kaffee. Spare ich dort, kann auch die beste Maschine nichts herausholen, was es nicht gibt. Dann sollte der Kaffee frisch gemahlen sein und nicht zu alt, das Wasser sollte nicht zu heiß sein, ca. 88 – 96°C, neutral und weder zu hart noch zu weich. Grundsätzlich muss ich verschiedene Kaffees ausprobieren, um zu wissen, welche Geschmacksrichtung mir eigentlich zusagt, denn die Vielfalt, wie Kaffee schmecken kann, ist unendlich groß.
Wasser spielt eine entscheidende Rolle in der Kaffeezubereitung: Bis zu 98 % der Tasse Kaffee ist Wasser – und Wasser kann sehr unterschiedlich sein, sowohl von seiner Zusammensetzung wie auch von seinem Geschmack. Es verändert möglicherweise den bekannten Kaffeegeschmack fast zur Unkenntlichkeit des Kaffees, den man gewohnt ist. Härtegrad, pH-Wert, Chlor und Sulfate sind nur ein Teil, der sich auf den Geschmack des Kaffees auswirkt, nicht zu vergessen das Verkalken der Maschinen, die ihren Dienst bei Verkalkung ebenfalls nicht mehr richtig verrichten können.
Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Aber um eine gute Tasse Filterkaffee zu produzieren, benötige ich in erster Linie eine gute Mühle, einen Papierfilter, dessen Halter, einen Heißwasserkocher und das Wissen, wie ich alles zusammenbringe. Die hochwertigste Technik hilft mir nicht, wenn ich am Kaffee spare.
Als Barista kommt das für mich nicht in Frage, jedoch verstehe ich Verbraucher, die sich mit Kapseln oder Pads schnell und bequem einen Kaffee zubereiten. Mit jeder Kapsel kaufe ich auch ein Stück Wissen mit, worüber sich Experten Gedanken gemacht haben, welche Kaffees verarbeitet werden, in welcher Qualität, in welcher Menge, mit welchem Mahlgrad. Das ist bequem und ich muss mich nicht damit beschäftigen. Will ich aber etwas Besonderes, etwas nur für mich, etwas mit einer Geschichte, ein exklusives Erlebnis oder die Vielfalt, muss ich mich selber mit der kleinen Wissenschaft Kaffee auseinandersetzen – und es lässt einen dann bestimmt auch nicht mehr los.
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