Kann man etwas – wie beispielsweise das EU-Energielabel – was zumindest hierzulande recht gut funktioniert, besser machen oder ist es eher ein Verschlimmbessern, droht dem deutschen Einzelhandel ab 2017 gar ein bürokratisches Monster? Es geht um einen 51 Seiten starken „Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Festlegung eines Rahmens für die Energieeffizienzkennzeichnung und damit zur Aufhebung der Richtlinie 2010/30/EU.“ Für den Handel würde diese Verordnung, obwohl er mit 80% Erfüllungsquote bereits Europameister bei der Nutzung vom EU-Energielabel ist, jede Menge an Bürokratie und Zusatzkosten bedeuten. Grund genug für Willy Klöcker, Inhaber mehrerer Elektromärkte in NRW, aber besser bekannt als Vorsitzender des Bundesverbandes Technik im Einzelhandel (BVT), einen Appell an Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zu senden, der eine unmissverständliche Botschaft trägt: „Bitte retten Sie das EU-Energielabel“.

Darum geht es: Bei Waschmaschinen werden heute nur noch Modelle der Energielabel-Klassen A+ bis A+++ auf dem Markt gebracht. Bei anderen Produktgruppen gehen die Klassen aber weiterhin bis zum Buchstaben F oder G. Das sorgt, sagt zumindest die EU, für Verwirrung bei den Verbrauchern. Aus diesem Grund ist eine Rückkehr zur einheitlichen A-bis-G-Skala angedacht, die im Mittelpunkt der 2017 in Kraft tretenden Neufassung zur Darstellung der Energieeffizienzklassen steht. Zukünftig soll jedoch jedoch auf die „Plus“-Klassen verzichtet werden. Problematisch ist vor allem die Zeit des Übergangs. Wie lange darf das alte Etikett des EU-Energielabel noch verwendet werden, welche Übergangsfristen werden gelten? Und wer sorgt für den Eitiketten-Nachschub?

Extreme Besorgnis beim neuen EU-Energielabel

Klöcker schreibt seine Sicht der Dinge aus der Rolle des Unternehmers (und nicht als ehrenamtlicher Verbandsvorsitzender) und bringt Gabriel seine „extreme Besorgnis“ zum Ausdruck. Das EU-Energielabel sei seit Jahren eine Erfolgstory. Es helfe, hochwertige und energiesparende Elektrogeräte besser zu vermarkten. „Diese Erfolgsstory steht nach meinem Eindruck vor dem Scheitern“, so Klöcker. Denn: „Wenn der Reformentwurf der EU-Kommisson zu einer neuen EU-Energielabel-Richtlinie ab 2017 umgesetzt wird, entsteht ein neues Bürokratiemonster. Während bisher jedes EU-Energielabel vom Hersteller der Ware beigefügt wurde und unsere Mitarbeiter es nur aufkleben mussten, drohen mir und meinen Händlerkollegen in Deutschland mit der geplanten Regelung Mehrkosten von geschätzten 25 Millionen Euro allein im ersten Jahr.“ Klöckers Sorge: Die geplanten Änderungen würden nicht für mehr Verbrauchernutzen sorgen, sondern zu mehr Fehlern bei der Kennzeichnung führen und damit letztendlich die Verbraucher verunsichern.

Neues EU-Energielabel: Ökologischer Schildbürgerstreich

Klöcker schließt seinen Brief an den Bundeswirtschaftsminister mit zwei zentralen Forderungen:

  • Die Lieferanten legen der neuen Ware einfach – wie bisher – das neue EU-Label bei. Bereits mit dem alten EU-Label gekennzeichnete Ware darf der Handel unbegrenzt abverkaufen.
  • Die Hersteller müssen verpflichtet werden, das Energielabel nicht nur elektronisch, sondern auch in Papierform zu liefern. Denn: Wenn alle Einzelhändler in Deutschland an 23.000 Standorten passende Farbdrucker anschaffen müssten und mühsam selber Etiketten drucken, wäre das ein ökologischer Schildbürgerstreich.

Den Brief an Wirtschaftsminister Gabriel finden Sie hier.

Den „Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Festlegung eines Rahmens für die Energieeffizienzkennzeichnung und damit zur Aufhebung der Richtlinie 2010/30/EU“ finden Sie hier.

Weitere Beiträge zum EU-Engergielabel

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Matthias M. Machan

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