Karim Rashid, der in New York lebende Designer ägyptischer Herkunft, ließ sich beim Küchenhersteller Melle, über die „Hässlichkeit von Geräten“ aus, die es möglichst zu verstecken gelte. Einspruch! Er hat doch selber im Jahr 2009 für den slowenischen Gerätehersteller Gorenje eine Einbau-Gerätereihe entworfen – diese allerdings sehr zurückhaltend inszeniert.
Bei der Budgetplanung jedoch spielen die Hausgeräte zunehmend die größere Rolle, werden sie doch immer aufwändiger und dementsprechend teurer. Fürs Holz bleibt da immer weniger übrig. Manche Hersteller der rund 40 Aussteller setzen die Geräte wuchtig in Szene wie La Cornue, Wolf/SubZero oder V-Zug. Aber auch die Ostwestfalen können das, Miele kann sogar beides: Einerseits für den amerikanischen Markt die dicken Brummer auffahren, andererseits für die grifflose Küche mit einer Range der neuen 6000er-Serie aufwarten. Die nimmt sich soweit zurück, dass die Geräte kaum noch als solche wahr genommen werden.
Miele setzte im alternativ-bunt angehauchten Mailänder Stadtviertel Zona Tortona sogar noch eins drauf und ließ in einer Show die „Invisible Kitchen“ als Zukunftsmodell vorführen. Diese für Miele beinahe gewagte Inszenierung – zwei Köche, unterstützt durch einen virtuellen Kochassistenten – wurde in den sozialen Netzwerken verflixt oft besucht und sorgte für entsprechendes Aufsehen. Der virtuelle Assistent stellt Rezepte zusammen, wiegt Zutaten ab, gibt Tipps für die richtige Zubereitung und den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln. Er berücksichtigt dabei die Vorkenntnisse des Benutzers und greift erst ein, wenn etwas schief zu gehen droht. Vorrangig dient er aber der Inspiration: „The Invisible Kitchen bringt eine neue Kreativität ins Spiel, Kochen ist damit spannend und macht viel Spaß“, fasst Dr. Axel Kniehl, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb der Miele Gruppe, zusammen. Unsichtbar ist diese Küche in dem Sinne, dass keine einzelnen Geräte im Vordergrund stehen, sondern die Bedürfnisse des Benutzers in den Fokus gerückt werden. Die Technologie der Invisible Kitchen kommt dabei aus Forschungsszenarien und Projekten des Miele Designcenters. Parallel dazu zeigte Miele neue Produkte auf dem Eurocucina-Messegelände. Die Highlights: grifflose Einbaugeräte aus der Serie ArtLine und die neuen Geschirrspüler G 6000 EcoFlex.
Zugegeben, die breite Masse indes hat andere Zielsetzungen. Und so stellen sich die Hausgeräte-Hersteller auch auf die Generation ein, die von den Grundbegriffen des Kochens weitgehend verschont, dafür aber mit kleinen Programmen, kurz Apps und allem, was sich smart nennt, durchaus vertraut ist. Betreutes Kochen allerorten eben. Vielleicht am weitesten fortgeschritten auf diesem Gebiet des Kochens für Anfänger ist – vielleicht in Anbetracht der dortigen Situation – der US-amerikanische Geräte-Multi Whirlpool. Whirlpool sieht offensichtlich durchaus Potenzial, dass die Koch-Anfänger tatsächlich ein Markt sein könnten. Und so wird der Benutzer bei den Smart Cook-Kochfeldern, die tatsächlich unter „Assisted Cooking“ gezeigt wurden, Schritt für Schritt auf der von Whirlpool ixelium genannten sensiblen Oberfläche angeleitet: das beginnt bei der Auswahl dessen, was zu kochen ist und kommt dann schnell zum „womit“. Das Flaggschiff der Whirlpool-Kochfelder fängt an, im Multiple Choice-Verfahren abzufragen, beispielsweise, mit welchem Öl gebraten werden soll. Olivenöl soll bekanntlich weniger stark erhitzt werden als Rapsöl. Das Gerät stellt sich drauf ein und fragt weiter ab. Auch die Geräte-Schwester Indesit bietet sich für die Richtung der Vorschlags-Küche an.
Die Wirlpool-Edel Tochter KitchenAid hat sich der Individualisierung der Küchenblöcke angenommen und bietet aus Edelstahl die Losgröße 1 – Made-to-Measure – für jeden individuellen Geschmack – oder Geldbeutel. Die interessanteste Komponente darin, die freilich auch in andere Küchen eingebaut werden kann, ist zweifellos das Induktions-Multifunktiongerät unter dem Arbeitstitel „Deep Induction“, das je nach Befüllung als Dampfgarer, Kochtopf oder auch Friteuse genutzt werden kann. Für 2017 ist ein neuer Kühlschrank im typischen Kitchen-Aid-Rot in Planung, ebenso ein Eye-Catcher wie die quietschbunten Smeg-Kühlschränke im Dolce & Gabbana-Outfit.
Bei Electrolux steht derweil der Transfer der Profiküchen-Geräte auf die Ebene der Hausgeräte im Fokus. Als neueste Variante gibt es demnächst den so genannten „Blast Chiller“, ein Schnell-Kühlgerät in Form und Maßen wie bei einem Einbau-Backofen. Damit sollen die Speisen, um diese länger haltbar zu machen, rasch heruntergekühlt werden, damit sie in den Kühlschrank gebracht werden können. Oder Gefriergut kann damit ebenso rascher und schonender aufgetaut werden.
Die kleinen netten quadratischen Plexiglas-Behälter in der Tür der Kühlgeräte wurden weiter entwickelt und finden jetzt auch – lediglich ein Prototyp – eine Zwischenablage an einem um ein Holzbrett geführten Bügel, um von dort direkt verarbeitet zu werden.
Auch bei den Schweden sind jetzt vernetzte Kameras verbaut: Im Kühlschrank, aber auch im Dampfgarer, um so direkt vom Smartphone aus den Braten in der Röhre beobachten zu können. Und während Kameras im Kühlschrank fast schon zum Status Quo gehören, gewährt Electrolux jetzt auch via App einen Einblick auf das Gargut im Backofen. Auch das Bücken gehört der Vergangenheit an: Bei den Geschirrspülern können die Nutzer künftig mittels eines Lifthebels auch den Unterkorb auf der Ebene des Oberkorbs befüllen oder leeren.
Die Koç/Arcelik-Gruppe hatte Grundig mit einem repräsentativen Stand am Start. Schließlich soll – nach Deutschland in 2013 – auch die Markteinführung in China, den USA, Südafrika, Südamerika und Australien vollzogen werden. Und für diese Länder bietet sich die Eurocucina geradezu an. Die Vernetzung steht dabei für Grundig ganz oben auf der Agenda: zu einem mit dem bereits zur vergangenen IFA gezeigten, virtuellen Bedienkonzept VUX, das über Lichtprojektion Herd, Kochfeld, Haube und Geschirrspüler steuern soll. „Homewhiz“ wiederum soll als vernetztes Haushaltskonzept alle smarten Geräte von Grundig mit einem Mobilgerät oder Fernseher über eine App steuern können.
Großer Auftritt in Mailand auch beim „Heimspiel“ für Candy Hoover: Zusammen mit Rosières präsentierten sich die beiden Marken über zwei Ebenen auf rund 1200 Quadratmeter Fläche. Ansehen, Berühren, Kochen! – mit diesen Schlagworten präsentierte Candy zudem eine echte Revolution in der Küche: Den nach Unternehmensangaben weltweit ersten Backofen mit einem integrierten Full-Touch-Display in der Backofentür. Mit einer einfachen Berührung kann man so alle Funktionen des Backofens steuern und sich anzeigen lassen. Das Display in der Türe ist so groß, dass im Speicher des Ofens abgelegte Video-Rezepte darauf betrachtet werden können. Aber es geht auch mit Blick in Ofen: Köche können mit der integrierten Kamera den Kochfortschritt live auf ihrem Smartphone oder Tablet beobachten und so genau überwachen.
Der erste Backofen mit Full-Touch-Display ist ein Modell aus der aktualisierten Serie der Candy Elite-Backöfen. Die neuen Geräte bieten größere Kapazitäten als die Vorgängermodelle – je nach Modell bis zu fünf Einschubebenen. In der höchsten Ausstattungsvariante stehen doppelte Garräumen zur Verfügung. Diese erlauben die gleichzeitige Zubereitung von zwei unterschiedlichen Gerichten. Temperatur, Zeit und Programm werden jeweils getrennt voneinander geregelt – ohne dass sich die Aromen vermischen.
Hoover stellte derweil sein App-gestütztes Bedienkonzept Wizard in den Vordergrund. Wizard ermöglicht die Steuerung von Haushaltsgeräten, die miteinander verbunden sind, leicht bedienbar über mobile Geräte mit einer eigenen App. Dabei punktete (neben dem Design) die Einführung der Near Fieald Communication (NFC). Bei NFC hält man nur noch das SmartPhone vor Waschmaschine, Geschirrspüler oder Kühl-Gefrierkombinaton und dieses erkennt und lädt sofort den Aktivierungscode. Anschließend den Namen eingeben und schon ist die App aktiviert. Die Zeit in der man Geräte- und Seriennummern heraussuchen und eingeben musste ist damit vorbei.
Ein heisses Eisen (und in der Kundenwunschliste ganz oben) sind nach wie vor die durch den Tüftler Willi Bruckbauer bekannt gewordenen Abzugssysteme nach unten die vom Hersteller Bora angeboten werden. Ärgernis feilich deshalb, weil für die anderen Hersteller nicht nur die Hauben als Umsatzbringer wegfallen, sondern die Kochfelder gleich mit. Der Rheinbacher Einkaufsverband Alliance/Küchenring hatte Ende Februar zu einer konzertierten Sonderaktion aufgerufen und Geräte dieses Typs mit Sonderpreisen gesponsort.
Mittlerweile hat diese Ablüfter fast jeder, aber vorwiegend in längsrechteckiger Form: Franke, Miele, die BSH-Marken, Electrolux. Anders Elica. Dort war eine der Bora-Basic nicht unähnliche runde Abluftmulde vorgestellt worden. Möglicherweise könnte es Ärger geben mit Bora, da das Unternehmen dazu jede Menge Patente und Gebrauchsmuster für sich geschützt hat. „Was zu tun ist, werden wir tun“, übt sich der Bora-Marketing-Berater Hansgeorg Derks in Zurückhaltung. Doch Elica war schlau und hat das Teil schlicht Tesla genannt. Nach dem Serben Nikolai Tesla, dem – fast – vergessenen, genialen Tüftler und Gegenspieler von Thomas Alva Edison. Aktuell kommt der Erfinder über das nach ihm benannte Tesla-Auto freilich wieder zu Ehren. Der Name ist nicht geschützt. Und so kann Tesla vielleicht auch bei Elica der Ruhm des verkannten Genies über den Topfrand ziehen.
Der italienische Küchenhersteller Binova hat sich mit dem deutschen Elektronik-Unternehmen Ego aus dem Hause Blanc und Fischer & Co. (Blanco) zusammengetan, um ein quasi unsichtbares Kochfeld zu inszenieren. Sichtbar auf der Platte aus Komposit-Werkstoff sind lediglich die Steuerungeinheite. Wo sich die Spulen für die Induktionskochfelder befinden, war lediglich an leicht gummierten Ringen zu erkennen. „Das sieht gut aus“, kommentiert der Bora-Erfinder Bruckbauer, „funktioniert aber nicht zuverlässig. Irgendwann platzt die Platte.“ Und ein Sicherheits-Zertifikat sei daher nicht zu bekommen, zumindest nicht für den strengen deutschen Markt. Und auch Hansgeorg Derks, einst Geschäftsführer beim Küchenhersteller Bulthaup assistiert: „Damit haben wir schon in meiner Zeit bei Bulthaup diverse Testreihen ausprobiert. Aber es funktioniert leider nicht.“ Selbst Miele hat damit schon mit einer derartigen Idee geliebäugelt, weiss Michael Prempert von der Miele Pressestelle. „Es gibt sogar spezielle Töpfe von WMF, die die Hitze nicht so stark speichern, wie normales Kochgeschirr.“ Aber auch hier seien die Ergebnisse „leider ernüchternd“.
Kochinseln sind nach wie vor ein großer Trend in der Küche. Und so hat auch der italienische Großküchenanbieter Prisma S.p.A., der bereits in München mehrere Großprojekte wie die BMW-Welt, Linde oder die Allianz-Arena mit Profiküchen versorgt hat, den normalen Konsumenten im Visier. Aus Spezial-Edelstahl lässt sich, je nach Bedürfnis, ein individueller Block mit Geräte nach Maß bauen. Billig freilich ist ein solcher Küchenblock nicht: Etwa 50.000 EUR müssen schon ausgegeben werden. Und leicht ist es auch nicht: etwa eine halbe Tonnen bringt er auf die Waage.
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