Benedict Kober, Vorstandssprecher Euronics Deutschland, im infoboard.de-Interview über die Herausforderungen 2020, ganzheitliche Shopping Erlebnisse – und ob es in naher Zukunft zum Zusammenschluss der Kooperationen kommt.
Sowohl bei Euronics Deutschland als auch bei der Ceconomy AG endete das Geschäftsjahr am 30. September. Spiegelt sich die durchwachsende Entwicklung bei MediaMarkt und Saturn auch bei Euronics wider?
Auch wir bei Euronics haben den schwierigen Markttrend zu spüren bekommen, jedoch rechtzeitig reagiert. Dass Euronics in diesem herausfordernden Umfeld weitgehend stabile Gesamtzahlen vorweisen kann, ist das Ergebnis einer konsequenten Fokussierung auf den Kunden im Zentrum strategischer Weichenstellungen: Mit ausgezeichneter Beratung, der Präsentation innovativer Produktgruppen in Erlebniswelten, starken Serviceleistungen und verbesserter Infrastruktur konnten wir die Zahlen stabil halten.
Es kann Ihnen ja nicht egal sein, wenn der Marktführer Husten hat …
Gerade wenn es der Branche schlecht geht, ist es wichtig, sich auf sich selbst zu fokussieren und nicht zu sehr auf andere zu schauen. Unser Credo lautet, langfristig zu planen und nicht durch unüberlegte Schnellschüsse auf kurzfristige Linderung zu hoffen. Mit der Strategie „E25 – Die neue Euronics“ verfolgen wir genau diese mittel- und langfristigen Ziele, um die Branchen-Herausforderungen zu meistern, die uns sicher auch die kommenden Jahre noch beschäftigen werden.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, die Euronics in 2020 bewältigen muss?
Die angesprochene Strategie „E25“ hat sich ambitionierte Ziele gesteckt und eine klare Marschroute festgelegt. In über 70 Teilprojekten wollen wir Euronics zu einer noch schlagkräftigeren Verbundgruppe machen. Die Hausaufgaben sind klar definiert.
Wie sieht denn aus Sicht der Zentrale der ideal aufgestellte „Euronicer“ aus?
Der ideale Euronics-Unternehmer sollte in seiner Arbeit folgende Dinge im Blick behalten: Eine Nachfolgeregelung, die gewährleistet, dass der Betrieb in die nächste Generation übergehen kann. Stetige Weiterbildung – wir bieten ein umfassendes Schulungsprogramm, dem man sich unbedingt anschließen sollte. Und natürlich der Fokus auf das Thema Digitalisierung. Um hier spezifischer zu werden: Das Thema Daten und Customer-Relationship-Management sollte für jeden Händler mit oberster Priorität behandelt werden.
MediaSaturn hängen die großen Flächen in bester Innenstadtlage wie Mühlsteine um den Hals. Was bedeutet das für EURONICS XXL. Reicht denn nicht ein „nur XL“ aus und den Rest gibt es über die virtuelle Ladentheke?
Der Marktführer fährt mit seinen Lagen und Flächen ein ganz anderes Konzept als wir, seine Stores sind auch nur bedingt mit unseren XXL Fachmärkten vergleichbar. Ich halte selbstbewusst am „One Reality“-Gedanken fest. Die Verschmelzung von stationärem und online Handel ist wichtiger denn je und mit unserem funktionierenden CCR-Konzept haben wir die Chance, die Zukunft des Handels mitzugestalten. Am Ende geht es um ein ganzheitliches Shopping-Erlebnis, welches ganz unabhängig davon gestaltet werden muss, wo wir auf den Kunden treffen.
Sie plädieren, ein „Euronicer“ muss ein „Point of Emotion” sein. Was verbirgt sich hinter diesem Credo, der Preis, der Inhaber, der Ladenbau, angeschlossene Geräte, E-Scooter zum Ausprobieren, eine einsam herumfliegende Drohne?
Alle Dinge, die Sie genannt haben, sind richtig – wenn auch überspitzt. Der Ladenbau und das Einkaufserlebnis haben sich in den letzten Jahren stetig verändert. Und auch der Laden der Zukunft wird neuen Regeln und Trends folgen. Auf dem Euronics Kongress und der Summer Convention geben wir regelmäßig Einblicke in Vermarktungsansätze und Möglichkeiten, das Einkaufserlebnis so kundenorientiert wie möglich zu gestalten.
Sie plädieren dafür, dass das Mitglied, sich enger bei seiner Verbundgruppe „Euronics“ committen sollte. Schwebt Ihnen ein (mehr oder weniger entmündigtes) Mitglied vor, das den Vorgaben der Zentrale zu 100 Prozent folgt?
Gruppenzusammenhalt ohne Commitment funktioniert nicht. Dennoch ist die Idee der Verbundgruppe auf keinen Fall die Entmündigung der Mitglieder. Die Stärke liegt vielmehr darin, gemeinsam zu agieren und an denselben Zielen zu arbeiten und voneinander zu lernen. Die Vorteile der Zusammenarbeit müssen auf jeden Fall die Nachteile des Regelwerks überwiegen.
Aber 2021 trifft sich die Branche zweimal im Jahr unter dem Funkturm, im Frühjahr zur Koop-Messe von Euronics/expert, im Spätsommer zur IFA:
Der Euronics Kongress verzeichnet seit Jahren konstante bis leicht steigende Teilnehmerzahlen. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass uns das Verlegen der Hausmesse nach Berlin ausschließlich Vorteile verschafft. Die Hauptstadt ist als Standort attraktiv und gut zu erreichen. Außerdem bietet die Messe Berlin ein durchweg attraktives Messeumfeld. Der Frühling hat sich für uns als Zeitpunkt hinsichtlich der Produktzyklen durchaus bewährt.
Geht’s im Handel ans Eingemachte? Folgt man einer Studie des NRW-Wirtschaftsministeriums über die Herausforderungen des Einzelhandels im digitalen Zeitalter, könnten bei bis zu 20.000 Einzelhändlern in NRW in den kommenden zehn Jahren das Licht für immer ausgehen, das negativste Szenario geht gar von einem Kahlschlag von über 25.000 Geschäften aus. Wie begegnen Sie dem?
Wir stellen unseren Händlern schon heute die nötigen Impulse und Werkzeuge zur Verfügung, um sich aktiv als Händler für die Zukunft aufzustellen. Wenn diese Maßnahmen befolgt und ausgeführt werden, bin ich optimistisch, dass wir unsere Händler-Zahl auf einem respektablen Niveau halten können. Dennoch ist ein gewisser Rückgang natürlich nicht aufzuhalten. Die verbleibenden Händler sind Händler mit Vision und Durchhaltevermögen, die mit Qualität überzeugen werden.
Wenn es immer weniger Händler gibt, ist dann mittelfristig nicht auch ein Zusammenschluss etablierter Marktpartner unausweichlich? Oder um es zuzuspitzen: Wenn Euronics mit expert …
Ein derartiger Zusammenschluss wird zum heutigen Stand nicht diskutiert. Unsere langfristige Planung „E25 – die neue Euronics“ sieht auch nicht zwangsläufig einen Zusammenschluss mit Partnern vor.
„Mit Multichannel erhöhe ich meine Komplexität, verschlechtere meine Kostenbasis, steigere damit aber nicht überproportional meinen Umsatz. Im besten Falle schiebe ich meine Umsätze von einem Kanal in den anderen – meistens kommt am Ende weniger heraus“, sagt Dr. Andreas Brill, Geschäftsführer von Business4Brands in Duisburg. Hat er recht?
Wir konnten mit unserem Cross-Channel-Retail-Konzept ganz andere Gleichungen aufstellen. Jeder online generierte Euro bringt uns eine doppelt so hohe Zuführung im stationären Handel. Online und Digital sind dabei natürlich nicht die alleinigen Heilsbringer oder das einzige Pferd, auf das man setzen sollte. Aktuelle Studien zeigen, dass gerade beim Digitalmarketing viel Geld verbrannt wird. Deshalb sind die richtige Datenbasis und die entsprechenden Ableitungen daraus so wichtig.
Früher war der Kunde die Maus, und der Händler war mächtig. Heute ist es genau umgekehrt. Wie schärft Euronics seinen Markenkern gegenüber dem Wettbewerb, um beim Verbraucher wahrgenommen zu werden? Den besten Preis und den besten Service bieten ja mittlerweile alle an…
Wir sind nicht der Meinung, dass alle den besten Service anbieten. Diesen Superlativ machen wir selbstbewusst nur für die Euronics geltend. Um das Versprechen zu halten, arbeiten wir konstant an uns und unserer Attraktivität für Kunden. Durch das neue Corporate Design durchlaufen wir in den nächsten Monaten eine optische Weiterentwicklung und schaffen so neue Anreize und ein klares Signal Richtung Zukunft für die modernste Verbundgruppe Deutschlands.
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