Positive Botschaften gab es beim Euronics Kongress im Rahmen der KOOP in Berlin, der im Zeichen von Wachstum und Wertschöpfung stand, genug: So ist Euronics weiterhin Retailer Nr.1 in Europa, die strategische Weiterentwicklung zum 360-Grad-Lösungsanbieter für erneuerbare Energie wurde überzeugend vollzogen, das Kundenbindungsprogramm mit neuer Kunden-App steht unmittelbar vor dem Start. Dennoch war mächtig Druck im Kessel des Berliner CityCube.
Erst wurde Dirk Wittmer bei der Generalversammlung nicht mehr für den Aufsichtsrat, dessen Vorsitz er innehatte, wiedergewählt (manche sprachen von einer Demontage), anschließend musste sich auch Harald Friedrich, Leiter Vertrieb Ost- und Zentraleuropa der BSH Hausgeräte, harsche Kritik an der Direct2Consumer-Strategie von Bosch im Rahmen der Euronics Veranstaltung „Wachstum – Expansion – Wertschöpfung“ anhören.
„Wird Bosch der neue Dyson?“
Zugespitzt stand die Frage im Raum: „Wird Bosch der neue Dyson?“ Mitnichten, so Friedrichs souveräne Replik: „Der Fachhandel bleibt wichtigster Partner in Richtung Endkunde. Direktvertrieb heißt auch nicht Ersetzung des Fachhandels. Aber die Verbraucher erwarten diesen Kontaktpunkt“, so Friedrich, der einmal mehr auf die Aktivitäten des Mittelstandskreises als wertvollstes Instrument des mittelständischen Fachhandels verwies.
Nach erfolgreicher digitaler Umsetzung des Kongresses im Rahmen der KOOP während der Corona-Pandemie freute sich das neu zusammengestellte Euronics Vorstandsteam – Benedict Kober, Michael Rook, Jochen Mauch und Denis-Benjamin Kmetec – über regen Anklang der Präsenzveranstaltung. Der Euronics Kongress fand unter dem Motto „Wachstum – Expansion – Wertschöpfung“ statt. Ziel war es, zum richtigen Zeitpunkt Signale für ein erfolgreiches Jahr zu setzen und Impulse für das Sommergeschäft zu geben.
Das effiziente wie informative Veranstaltungsformat der KOOP bot dabei die ideale Bühne für Synergien zwischen Mitgliedern, Industrie- und Dienstleistungspartnern sowie der Zentrale von Euronics. Die rund 2.000 Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich zu den aktuellen Branchenthemen auszutauschen.
Geschäftsjahr 2021/22: Solider Abschluss
Im Rahmen ihrer Messe stellte die Ditzinger Verbundgruppe die Umsatzzahlen des Geschäftsjahres 2021/22 vor. Die 1.111 Euronics-Mitglieder erwirtschafteten an 1.254 Standorten in einem herausfordernden Konsumklima einen Zentralumsatz von 1,49 Mrd. EUR. Vorstandssprecher Benedict Kober: „Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft.“
Alles im grünen Bereich also? Nicht ganz. Denn der Zentralumsatz von 1,49 Mrd. EUR nach 1,58 Mrd. EUR im Geschäftsjahr zuvor bedeutet im Klartext ein deutliches Umsatzminus von etwa 6%. Und auch bei der Zahl der Standorte gab es einen Dämpfer: Aus 1.200 Mitgliedern mit über 1.294 Standorten in ganz Deutschland wurden eben besagte 1.111 Mitglieder mit nur noch 1.254 Standorten.
Man wolle die Relevanz am Markt weiter ausbauen, die Attraktivität für die Partner weiter erhöhen, dabei die Trends antizipieren und mitgestalten. Und es soll ein mehr an Transparenz und Verbindlichkeit geben. Die mit einem Mitglieder-Votum von 76,2% beschlossene Gründung einer Digital GmbH als Servicegesellschaft soll zudem dazu beitragen, die Online-Aktivitäten breiter aufzustellen.
Die strategischen Weichen wurden im vergangenen Geschäftsjahr durch das konsequente Verfolgen der Strategie e25, den Marken-Relaunch sowie weitere Digitalisierung gestellt. Dazu gehören beispielsweise die fortschrittliche Umwandlung traditioneller Ladenkonzepte in moderne, hybride Einkaufserlebniswelten oder die Anpassung der Produkt- und Serviceangebote an den Markt.
„Ein wacher unternehmerischer Geist ist die Basis dafür, dass wir mit den Herausforderungen der vergangenen Jahre gut umgehen konnten und positiv auf das aktuelle Geschäftsjahr blicken“, so Vorstandssprecher Benedict Kober zur Geschäftsentwicklung. Und weiter: „In Zeiten historisch schlechter Konsumstimmung, Preiskampf und starkem Margendruck online, treten wir an, um neue Impulse für Wachstum und Erfolg zu setzen. Im Januar sind wir gut ins neue Jahr gestartet und liegen im Plan. Damit sind wir sehr zufrieden.“
Strategische Weiterentwicklung: E-Mobilität & erneuerbare Energien
Konsumtrends nicht nur frühzeitig zu erkennen, sondern sie zu antizipieren und Potenziale zu heben, die aus Krisen erwachsen, führte 2021/22 zum deutlichen Ausbau des Geschäftsfelds „E-Mobilität und Erneuerbare Energien“. Unter dem Motto „Öko spart Euro“ bietet Euronics heute alles von der PV-Anlage über den Energiespeicher, smarten Hausgeräten bis zu Wallboxen für Elektroautos. Damit habe, so Kober, die Verbundgruppe die strategische Weiterentwicklung zum 360-Grad-Lösungsanbieter in diesem neuen Geschäftsfeld vollzogen.
Besonders im 1. Halbjahr 2022 konnten die Mitglieder starke Umsätze mit Ladestationen für E-Autos erzielen. Beim Vertrieb des Aiways U5 wurden indes – wie in der gesamten E-Mobilitätsbranche – die Herausforderungen in den Lieferketten spürbar. Darüber hinaus war der direkte Kundenkontakt bei diesen beratungsintensiven Produkten durch die Pandemie erschwert. Das ist neu: Für 2023 steht mit e.GO ein weiterer Kooperationspartner für den Vertrieb von E-Autos in den Startlöchern.
Neben der Erweiterung des Service- und Produktportfolios sowie des erfolgreichen Online-Handels, strebt Euronics auch eine Expansion durch anorganisches Wachstum an. Weiteres Potenzial sieht die Genossenschaft in der Expansion und Neugründung einzelner Mitglieder sowie im Ausbau des B2B-Geschäfts. Hier steht beispielsweise die Gewinnung von Kunden aus dem öffentlichen Bereich im Fokus.
Antreiber von Nachhaltigkeits- und Zukunftsthemen
„Die Weiterentwicklung des Produkt- und Dienstleistungsportfolios spiegelt sich in allen unseren Tätigkeitsbereichen wider. Beispielsweise auf der IFA war unser mobiler Showroom für energieeffizientes Wohnen – das Tiny House – ein Besuchermagnet. Das Projekt trägt zur Wahrnehmung der Marke Euronics als Antreiber von Nachhaltigkeits- und Zukunftsthemen bei. Für unsere Mitglieder gibt es zusätzlich die Möglichkeit, einzelne Mitarbeiter zum zertifizierten Klimaprofi ausbilden zu lassen. Damit bringen wir das neue Serviceangebot ganz nah an unsere Kunden“, so Kober.
Auch 2023 ist Euronics „Nah und da“. Nachdem es im Geschäftsjahr 2020/21 um physische Nähe ging, steht nun Kundenkenntnis im Zentrum der Endkundenansprache. Für zusätzliche Emotionalität wird (und wirbt) Almuth Schult in Deutschland ein zweites Jahr die Markenbotschafterin des UEFA-Women’s-Football-Sponsorings.
Das Deutschlandgeschäft innerhalb der internationalen Handelsgruppe profitiert dabei von der engen Vernetzung mit der europäischen Dachorganisation. So ist die TV-Kampagne mit Almuth Schult ist die deutsche Umsetzung des internationalen Sponsorings.
Der positive Effekt der Kampagnen zeigt sich nicht zuletzt im aktuellen Markentracking von Kantar, in dem Euronics besonders positiv beim Net Promoter Score abschneidet. Im Vergleich zu direkten Mitbewerbern wie expert wird Euronics demnach am ehesten weiterempfohlen.
Kundenbindungsprogramm für mehr Nähe
Um den Anspruch „Nah und da“ zusätzlich mit Leben zu füllen, wurde ein Kundenbindungsprogramm ausgerollt. Die neue „Meine Euronics App“ dient zur Steigerung der Kundenbindung. Hier profitieren Nutzende von einem direkten Draht zu ihrem Euronics Mitglied in der Region sowie von exklusiven Vorteilen wie Rabatten oder Coupons.