Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt alles daran, den Euro zu einer Weichwährung zu machen. So gibt es aktuell für einen Euro nur 1,12 US Dollar. Noch vor wenigen Wochen lautete der Umrechnungskurs 1,40 US Dollar. Mit anderen Worten: Ein Wertverfall innerhalb kürzester Zeit von satten 20 Prozent.
Weichwährung, eine quasi Null-Zinspolitik und die gewaltige Flutung von Euros in die Finanzmärkte sollen Verbraucher und Verbraucherinnen animieren zu konsumieren und den Export europäischer Waren kräftig ankurbeln. Doch was für den Export deutscher Industriegüter gut sein mag, bedeutet noch längst keine Glückspille für alle. Nehmen wir daher die Branche Elektrohausgeräte einmal unter dem Aspekt des Euroverfalls genauer unter die Lupe.
[incor name=”topstory-1″]Vorgezogene Käufe?
Das Motto „Kaufe heute, morgen wird‘s teurer“ könnte den Abverkauf für Elektrogeräte beflügeln. Es lohnt für die Bürger hierzulande kaum noch, Geld anzulegen, die von der EZB anvisierte Inflationsrate von knapp 2 Prozent schmälert zusätzlich die Kaufkraft. Also hinein in den Konsum. Ein erfreulicher Aspekt, auch wenn wahrscheinlich durch vorgezogene Käufe nur kurzfristiger bis mittelfristiger Natur.
Dies setzt voraus, dass das viele Geld nicht doch lieber in Aktien- oder Immobilien-Spekulationen fließt. Oder gar die Sorge vor Altersarmut das Angstsparen selbst zu schlechtesten Konditionen antreibt. Doch trotz aller dieser Unwägbarkeiten, der Abverkauf von Elektrogeräten dürfte in nächster Zeit Freude bereiten, selbst bei steigenden Verkaufspreisen. Und diese werden sich kaum vermeiden lassen.
[incor name=”topstory-2″]Preiserhöhungen sind vorprogrammiert
Ein Blick auf die Anbieterseite, speziell bei Kleingeräten, zeigt die Ursachen für steigende Preise. Dazu drei Szenarien: Die überwiegende Zahl von Kleingeräteanbietern kauft in China ihre Ware oder lassen diese dort nach ihren Spezifikationen herstellen. Üblicherweise wird das Geschäft in US-Dollar abgerechnet. Nach meinen Informationen kalkulierten die deutschen Hersteller mit einem Kurs von 1,28 bis 1,30 US-Dollar für einen Euro. Allein die Wechselkursproblematik verteuert somit die Ware um mindestens 10 Prozent. Hinzu kommen steigende Fertigungskosten durch Lohnerhöhungen in China.
Ein wenig anders, jedoch im Prinzip ähnlich gelagert, liegt der Fall bei eigener Produktion in China. Unternehmen wie WIK oder auch Severin unterhalten zum Beispiel große Fabrikationen in China. Hier wird man versuchen, den Währungsnachteil durch verstärkte Rationalisierungen und durch unkonventionelle Ideen zu kompensieren. Voraussichtlich wird dies jedoch nicht vollständig möglich sein.
Dann haben wir Kleingerätehersteller wie zum Beispiel die CP-Sparte der BSH Hausgeräte GmbH mit Fertigungsstätten in Deutschland, Slowenien und Polen (Zelmer). Deutschland wie Slowenien sind Euro-Land, also gefahrenfreie Zone. Anders die Situation in Polen. In unserm Nachbarland zahlt man immer noch mit Zloty. Auch gegenüber der polnischen Währung musste der Euro Federn lassen, jedoch längst nicht so dramatisch wie beim Dollar. Fazit: Anbieter von Kleingeräten mit europäischer Produktion kommen wohl eher mit einem blauen Auge davon als diejenigen, die auf die asiatische Karte gesetzt haben. Indes: Um Preiserhöhungen kommt wohl keiner herum!
[incor name=”topstory-3″]Großgeräte mit besserer Ausgangsposition
Weniger in Bredouille sind die Großgeräte. Ein Großteil der koreanischen Anbieter wie Samsung oder LG Electronics – aber auch die BSH – unterhalten große Produktionen in Polen, mittlerweile der größte Produktionsstandort für Elektrogroßgeräte in Europa. Natürlich sind diese auch vom erstarkten Zloty betroffen, aber wie bei den Kleingeräten schon dargestellt, hält sich die Problematik in Grenzen.
Ganz anders die Lage für diejenigen Hersteller von großen Hausgeräten, die ausschließlich in China fertigen. Hier schlägt natürlich – wie bei den Kleingeräten zuvor erläutert – der Währungseffekt unbarmherzig durch.
[incor name=”topstory-4″]Zur IFA definitiv steigende Preise
Vorerst wird man die Euro-Dollar-Problematik kaum am Markt spüren. Die meisten Anbieter haben sich durch Devisentermingeschäfte für die nächsten Monate abgesichert. Doch was kommt danach? Keine Frage, spätestens zur IFA ist damit zu rechnen, dass die Preisspirale nach oben ihren Lauf nimmt. (AD)