Nach übereinstimmenden Medienberichten machte Merkel in einer Schaltkonferenz des CDU-Präsidiums deutlich, wie unzufrieden sie sei, dass die Botschaft vorsichtiger Lockerungen in einigen Bundesländern zu „Öffnungsdiskussionsorgien” geführt habe.
infoboard.de war am Dienstagmittag in der Düsseldorfer Innenstadt unterwegs. Die Eindrücke von der Prachtmeile „Kö“ (Königsallee) wie der Shopping-Mall „Düsseldorf Arcaden“ im Stadtteil Bilk: Der „Käuferansturm“ war überschaubar, es hatten etwas weniger als die Hälfte aller Geschäfte geöffnet.
Bei denen, die geöffnet hatten, wurde sowohl auf Abstand als auch auf die Einhaltung der Maßnahmen der Hygiene-Schutzverordnung geachtet. Geschäfte mit mehrflügeligen Eingangstüren hatten den Zugang auf eine Tür reduziert bzw. deutlich „Eingang“ wie „Ausgang“ gekennzeichnet.
Wenn es denn ein Anzeichen von Normalität gab: Die Parkplätze an der „Kö“ waren Mangelware, teure PS-Boliden wurden wieder „ausgeführt“. Und: Während das Sicherheitspersonal in der Regel vorbildlich mit Schutzmasken ausgestattet war, trugen insgesamt nur wenig Menschen eine Atemmaske.
Beim Handelsverband NRW in Düsseldorf schrillten schon am frühen Montagmorgen die Alarmglocken im Mail-Posteingang: Angesichts „massiver Werbung aus dem Bereich der Einrichtungshäuser“ war das NRW-Gesundheitsministerium an den Verband mit der Bitte um Einflussnahme kontaktiert worden: Es wurden Menschenansammlungen befürchtet, die dem Ziel der Corona-Schutzverordnung zuwiderliefen. Die lokalen Ordnungsbehörden seien in derartigen Fällen zu scharfen Kontrollen angewiesen.
Die Kritik an Merkels Äußerungen ließ nicht lange auf sich warten: FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki: „Auch die Bundeskanzlerin steht nicht über dem Gesetz. Angela Merkel maßt sich in der Corona-Krise Regelungskompetenzen an, die sie nicht hat.“ Zuständig sind nach dem Infektionsschutzgesetz die Länder. Dass es in Bayern mit einem vielfach höheren Infektionsrisiko andere Vorschriften für den Einzelhandel gibt, als in Schleswig-Holstein oder Sachsen-Anhalt ist nachvollziehbar.
Geradezu skurril und einzig auf die föderale Kappe gehen aber Entscheidungen, dass es den Händlern in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und acht weiteren Bundesländern gestattet ist, mit verkleinerten, klar abgetrennten Verkaufsflächen von maximal 800 Quadratmetern an den Start zu gehen, dass in Rheinlad-Pfalz auch Shopping-Malls öffnen dürfen.
Das freut viele MediaMarkt– und Saturn-Häuser genauso wie „expert“ oder „Euronics XXL“. Aber warum gilt diese Maßnahme nicht im bevölkerungsreichsten Bundesland, in NRW, dass andererseits den eingangs erwähnten Möbelhäusern und Babyfachmärkten die Öffnung erlaubt?
Vermutlich, weil in NRW nicht einmal die Landesregierung mit einer Stimme spricht: Am vergangenen Donnerstag verkündete NRW-Gesundheitsminister Laumann (CDU) im Brustton der Überzeugung, dass Geschäfte auch dann nicht öffnen dürften, wenn sie ihre Ladenflächen auf 800 Quadratmeter verkleinerten. Keine 24 Stunden später kündigte NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart (FDP) an, dieses noch mal genau zu prüfen.
Mittwochmittag kam erfreulicherweise Bewegung in die Sache: In Nordrhein-Westfalen dürfen von kommendem Montag an auch größere Geschäfte wieder öffnen, wenn sie denn ihre Verkaufsfläche auf höchstens 800 Quadratmeter begrenzen. Das teilte die Landesregierung mit. NRW passt damit seine Corona-Schutz-Regelungen an viele andere Bundesländer an.
Möbelhäusern in NRW auf der grünen Wiese die Öffnung zu erlauben, einem Euronics XXL im Gewerbegebiet aber nicht, das verstehe wer mag. Apropos Babyfachmarkt: Hier reichte es nach Informationen von infoboard.de, „alle Drähte zu aktivieren“, um eine Öffnung in NRW zu ermöglichen. Chapeau für den Strippenzieher!
Fragt sich nur, warum das in der Branche, die das Land mit der technischen Infrastruktur vom Smartphone über den Drucker bis hin zur Kühltruhe in den vergangenen Wochen unter schwierigsten Bedingungen – noch einmal Chapeau! – versorgte – nicht möglich ist.
Unstrittig, die Handelsverbände machen einen exzellenten Job: Ob der BVT in Köln oder die Landesverbände des HDE, sie leisten vielfach Außerordentliches, um ihre Mitglieder zu unterstützen. Aber hat jemand einen öffentlichen Aufschrei von MediaMarktSaturn oder den Buying Groups, die ihre Mitglieder zumeist ebenfalls nach besten Kräften unterstützten, gehört?
Klar, Liquidität, Förderprogramme und Pläne für den Tag-X zum Re-Start waren erste Pflicht. Und dennoch wünschte man sich etwas mehr „Echo“ nach (dr)außen. Anja Maucher (expert Herfag mit fünf Standorten in Thüringen und Niedersachsen) im infoboard-Interview: „Die Berichterstattung in den Medien in den letzten Wochen fokussierte sich vor allem das Schicksal der Kleinen. Über unsere Größenordnungen und Sortimente wurde kaum berichtet.“ Da mag ihre rhetorische Frage durchaus erlaubt sein: „Fehlt uns die Lobby?“
Fr die vom Ordnungsamt inzwischen „abgenommene“, auf 800 Quadratmeter verkleinerte Filiale in Göttingen berichtet Maucher am Montag von einem ordentlichen Kundenzuspruch. Auch Marcus Diekmann, CEO von Rose Bikes und Initiator der Pro-Bono-Initiative „Händler helfen Händlern“ (infoboard.de engagiert sich hier als Unterstützer der ersten Stunde), berichtet von einem hohen Kundenzuspruch.
Was aber viel wichtiger ist: Die Kunden seien sehr entspannt gewesen, hätten die Maskenpflicht im Geschäft akzeptiert und sich an die Hygiene- und Abstandsregeln gehalten. Vielleicht ist das Gros der Verbraucher ja längst in der so viel zitierten „neuen Normalität“ angekommen und agiert, zumindest mehrheitlich, verantwortungsvoller als es die Exekutive ihnen zutraut.
Das bestätigt auch Christian Gath (electroplus Gath, Frensdorf): „Die Kunden sind froh, wieder einen kompetenten und persönlichen Ansprechpartner zu haben. Die Disziplin der Kunden ist überragend, die meisten kommen mit einen Mund- und Nasenschutz ins Geschäft. Wenn sich der stationäre Handel mit seinen Mitarbeitern und Kunden vernünftig verhält, sehen wir der Zukunft entspannt entgegen.“
Sicher, es war in vielen Innenstädten am Montag belebter (von „voller“ kann man kaum sprechen), als in den Geister-Fußgängerzonen der Vorwochen, indes: „Wir erwarten in den kommenden Tagen keinen Run auf die Geschäfte“, sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland. Wie auch, die Verbraucher sind zutiefst verunsichert, die Konsumstimmung derzeit im tiefen Keller. Und wenn es den zu Wochenbeginn vor Geschäften eine „Schlange“ mit penibler Abstandsregelung gab, dann war diese einzig der Hygiene-Schutzverordnung geschuldet.
Dr. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW, in einer ersten Bilanz Dienstagabend: „Teilweise reißerischen Medienberichten zum Trotz sind unseren Recherchen zufolge keine nennenswerten Schwierigkeiten aufgetreten. Auch aus dem Gesundheitsministerium wurde uns auf Nachfrage bestätigt, dass es am ersten Tag keinen erwähnenswerten Beanstandungen gegeben habe. Aus dem Kreise der geöffneten Unternehmen wurde uns ganz überwiegend von einer positiven Stimmung bei gleichzeitig aber vergleichsweise geringen Umsätzen berichtet.“
Wie unterschiedlich die Lage im föderalen Deutschland gehandhabt wird, zeigt sich auch bei ElectronicPartner: Während EP: ab Montag wieder öffnen konnte, durften die Medimax-Märkte nur in Bundesländern aufsperren, die eine Flächenverkleinerung zulassen. Unternehmenssprecherin Kristina Guse: „Stand jetzt werden wir Ende dieser Woche über 40 Märkte wieder für die Kunden geöffnet haben – natürlich immer unter Einhaltung der regionalen Sicherheits- und Hygienevorschriften.“
Und auch expert ist in vielen Bundesländern wieder stationär für die Kunden da. Der Geschäftsbetrieb findet – wenn notwendig auf abgetrennten Teilflächen – unter permanenter Einhaltung aller vorgeschriebenen und empfohlenen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen statt. So erfüllen die expert-Fachhändler die Auflagen zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen. „Wir setzen an allen wiedereröffneten expert-Standorten die Verordnungen der jeweiligen Bundesländer gewissenhaft um“, erklärt Frank Harder, Vorstand für Vertrieb, Marketing und E-Commerce der expert SE.
Aber wie verkleinere ich beispielsweise einen Euronics XXL in einen Euronics ohne XXL? Torsten Roters (Euronics XXL Varel) ging die Sache pragmatisch an: „Wir haben die Tonträger und Software-Abteilung auf Räder gestellt und weggeschoben. An der Stelle haben wir dann eine Mini-Abteilung mit rund 80 Quadratmetern Unterhaltungselektronik aufgebaut. Den Rest der Abteilung haben wir mit Bauzäunen, die uns vom Vareler Brauhaus kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, abgesperrt. Die Werbungen von vergangenen Veranstaltungen an den Bauzäunen haben wir ganz bewusst dran gelassen, damit es ein bisschen „anders“ aussieht und man an die alte Normalität erinnert.“
Auf der Hamburger Einkaufsmeile Mönckebergstraße herrschte am Montagmorgen noch gähnende Leere. Nicht viel besser auf der Frankfurter „Zeil“, in der zu normalen Spitzenzeiten bis zu 14.000 Besucher gezählt werden. Werte, die in diesen Tagen und kommenden Wochen erst einmal ins Reich der Utopie verbannt werden.
Tristesse übrigens auch am Montag in Berlin und München. In der Hauptstadt durften die Läden erst am gestrigen Mittwoch öffnen, im Freistaat sollen die massiven Beschränkungen erst am kommenden Montag ein wenig gelockert werden. Föderale Kakophonie an allen Orten eben. Oder wie die FAZ im Wirtschaftsteil titelte: „Deutschland vor dem Stotterstart“.
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