Starke Schwankungen ^
Eine Analyse der von IPH, führender Dienstleister für alle Fragen rund um Handelsimmobilien, gemangten Shopping-Center zeigt, dass die Frequenzen auch schon vor der Corona-Krise gegenüber 2019 um 15% zurückgingen. Während des Lockdowns stieg der Frequenzrückgang im Durchschnitt 73%. Allerding schwankte der Wert während der Lockdown-Phase je nach Objekt und Nahversorgungsanteil stark zwischen -40% und -100%. An den Standorten, an denen seit der 17. Kalenderwoche auch Nonfood-Anbieter mit weniger als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche eröffnen durften, ist die Frequenz um zehn Prozentpunkte angestiegen und erreicht nun im Schnitt 40% des Vorjahreswerts.
Gedrückte Einkaufslaune ^
Diese Entwicklung korreliert sehr stark mit den Beobachtungen in den Highstreet-Lagen, in denen ebenfalls Läden ab 800 Quadratmetern öffnen durften. Die teilweise weiteren Öffnungen in der 18. Kalenderwoche und vollständige Öffnung in KW 19 führten nur noch zu einem Anstieg der Frequenz von im Schnitt weiteren 10 Prozentpunkten auf ein Niveau von nicht 50% des Vorjahres. Im Ergebnis bleiben die Frequenzen daher nach wie vor sehr niedrig. Ursache hierfür könnten Unklarheiten der Kunden mit Blick auf Wiedereröffnungstermin, Einlassschlangen vor den Läden und zahlreiche Hygienebestimmungen sein, die auf die Einkaufslaune drücken.
Verbraucher verunsichert ^
Insgesamt werden die Frequenzen in diesem Jahr noch lange nicht das Vorjahresniveau erreichen, vor allem nicht in Hochfrequenzlagen, touristisch geprägten Lagen sowie an Transit- und Pendlerstrecken. Weitere Hygiene- und Einlassbeschränkungen, ein eingeschränkter Service am Kunden, die Angst vor Ansteckungen in Hochfrequenzlagen und fehlende Großveranstaltungen werden den stationären Konsum insgesamt hemmen. Dieser Effekt wird weiter verstärkt durch die Verunsicherung der Verbraucher um ihre wirtschaftliche Zukunft und der daraus folgenden Kaufzurückhaltung.
Interessantes Detail: Lagen mit rein regionalen Einzugsgebieten und Solitärlagen mit hohen Stamm- und Zielkaufkunden erzielen teilweise sogar höhere Umsätze als vor dem Lockdown. Dabei handelt es sich allerdings um Nachholbedarfe. Viel Grund für Optimismus sieht IPH allerdings nicht. Bei circa zehn bis 15 Prozent der mittelständischen Betriebe, die schon vor dem Lockdown in Schieflage waren, ist mit ihrem Marktaustritt zu rechnen. Laut einer Befragung der BBE Handelsberatung bei über 200 Einzelhändlern rechnen zwölf Prozent von ihnen mit einer Insolvenz.
Viele Händler, die eine Multi-Channel-Strategie haben, können ihre Online-Umsätze deutlich steigern. Wer bisher noch keine Multi-Channel-Strategie hatte, ist nun auf den Zug aufgesprungen. Es ist zu erwarten, dass die Online-Umsätze sich über dem Vor-Lockdown-Niveau einpendeln werden, was sich in Zukunft auch auf die Geschäftsmodelle der Händler auswirken wird.