Heute Morgen werf ich den Compi an und stolpere doch gleich über eine Info zum Thema Gesunder Schlaf: „Lukrative Nische für Aufgeweckte“ heißt es da. Naja, es soll ja Menschen geben, die ihr ganzes Leben verschlafen in dem Glauben, sie seien wach. Aber die Aufgeweckten! Die reißen das Steuer rum. Ich habe den Artikel gleich an unseren Freund Christian weitergeleitet. Er gehört zu den Aufgeweckten, allerdings wider Willen.
Freund Christian wohnt mit Frieda und Anneliese zusammen, zwei bildhübsche Ladies aus der Abteilung „Britisch Kurzhaar“. Die Miezen wärmen tagsüber sein Herz und nachts kuschelnderweise den Rest seines Körpers. Vorausgesetzt, sie schlafen, denn das ist bei dieser Art nachtaktiver Damen nicht sicher, für das Thema gesunder Schlaf haben sie ja tagsüber Zeit genug.
Jedenfalls schütteln Kai und ich großäugig die Köpfe, wenn Christian von seinen heißen Nächten erzählt. Frieda „wohnt“ auf dem Türblatt seines Schlafzimmereingangs, der immer offen ist, seit sie den Sprung in die luftige Höhe erstmals geschafft hat. Sie wartet, bis es dunkel und Christian bereit ist, sanft ins Land der Träume zu entgleiten, um mit einem lautlosen Sprung lautstark auf der Kommode zu landen. Zum Glück ist sie dann erst mal beschäftigt, ihr Revier in der Zwei-Zimmer-Wohnung zu kontrollieren, und das Schlafzimmer gehört nicht dazu.
Gesunder Schlaf vs. Katzenkontrolle
Das gehört Anneliese. Ihr Kopf taucht ca. zwei Stunden später aus dem Nichts neben dem Bett auf, während ihr Mensch in der ersten REM-Phase die Augen flattern lässt. Sie stupst sachte mit feuchtem Näschen an seine Wange, um kundzutun, dass sie jetzt bereit wäre, einen erfrischenden Trunk aus dem Wasserhahn über der Badewanne in der Nasszelle am Ende des Flurs zu nehmen. Wenn Christian sich murrend umdreht und dabei einen Arm freilegt, bietet er Anneliese eine grandiose Steilvorlage: Sie fährt eine Kralle aus und führt sie lasziv-langsam über die Unterseite seines Unterarms. Wenn er dann immer noch nicht aufsteht, donnert sie ihr Köpfchen an seinen Kopf und Christian steht im Bett. Gesunder Schlaf sieht anders aus.
Im Halbschlaf wanke er dann Richtung Bad, erzählt er müde bei einem Espresso an unserem Küchentresen, und während er auf dem Klodeckel sitzend und wartend zusähe, wie der Nachkomme des Tyrannosaurus Rex sich am kühlen Nass labt – „ansonsten liefe das Wasser ja weiter, und Wasservergeudung kommt uns noch teuer zu stehen!“ – werde er zusehens wacher. Das rufe Frieda auf den Plan, die empört maunzend darauf hinweise, dass der Futternapf in der Küche fast leer und sie am Verhungern sei.
Bis Christian wieder im Bett ist, vergehen also einige Minuten, bis er wieder eingeschlafen ist, noch mehr. Doch immerhin ist dann Ruhe für den Rest der Nacht. Ein Wake-up-Light braucht er trotzdem nicht: Anneliese ist vorher da, stolziert über das Board am Kopfende des Bettes, das Christian eigens für seine Sammlung aus Ü-Eier-Figürchen gebaut hat, und räumt es hinter sich mit ihrem Schwanz-Hin-und-Her ab. Jeden Morgen. Und jeden Morgen baut er die Sammlung liebevoll wieder auf.
Wir haben bereits mehrere Nächte bei Käse und Rotwein gebrainstormt, wie wir unserem Freund zu ruhigeren Nächten verhelfen könnten, ohne Erfolg. Katzen haben halt Personal. Aber vielleicht hilft ja so ein SleepExpert, der zeigen soll, wie nächtliche Aktivitäten der Gesundheit schaden.