Ein ganzer Strauß von Schadstoffen kann unser wichtigstes Lebensmittel verunreinigen. Nicht nur draußen, sondern vor allem auch innerhalb unserer eigenen vier Wände. Welche das sind, ist bekannt, doch wenn es darum geht, ihre Auswirkungen zu beziffern, wird es schwierig.
Wussten Sie schon, dass Ihre Lungen in der Lage sind, 12.000 Liter Luft zu atmen? Jeden einzelnen Tag Ihres Lebens atmen Sie 12 Kubikmeter Luft ein, mit allem, was darin enthalten ist. Zu 80-90 Prozent der Zeit befindet sich diese Luft in den Räumlichkeiten, in denen Sie sich aufhalten. Ein guter Grund, sich einmal anzugucken, was da so alles drin sein könnte und wieviel davon genau sich negativ bemerkbar machen könnte, denn diese Luft ist oft bis zu fünfmal „dreckiger“ als das, was Sie draußen einatmen.
VOC (Flüchtige organische Verbindungen), Duftstoffe, Formaldehyd, Feinstäube, Kohlendi- und -monoxid, Stickoxide, Allergene (Schimmelsporen, Pollen, Staub) – die häufigsten Übeltäter und ihre Quellen sind bekannt, wie die Grafiken es anschaulich beschreiben. Nur wenn es daran geht, genaue Zahlen zu nennen, welcher Stoff bei welcher Konzentration bestimmte Folgen hervorzurufen beginnt, verschwimmen die Fakten.
Schon die Forschung ist schwierig
Das große Problem: Luft ist nun mal ein Gemisch, bei dem nicht ausgeschlossen werden kann, dass im Körper auch Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Stoffen entstehen. Dazu kommt, dass jeder Mensch anders auf diesen „Atem-Cocktail“ reagiert: Alter, Vorerkrankungen und Widerstandskräfte spielen da eine Rolle, und dann ist auch noch die Psyche ein großer Faktor, der wissenschaftliche Tests beeinflussen kann. Mal ganz von etwaigen gesundheitlichen Schäden abgesehen, die Tests an Menschen Giftstoffen in hoher Konzentration über sich ergehen lassen.
Der Ausweg sind Tierversuche, auf deren Basis meist zwei Richtwerte interpoliert werden: Unter Richtwert I muss man sich auch bei lebenslanger Exposition keine Sorgen um gesundheitliche Schäden machen. Erst oberhalb von Richtwert II ist ein Eingreifen unbedingt erforderlich. Manchmal gibt es auch echte Grenzwerte, wenn eine Wirkungsschwelle nachgewiesen werden kann, aber das sind dann Ausnahmen von der Regel.
Folgen für den Alltag
Die einzige und einfachste Maßnahme aus diesem Dilemma: Nur wer dafür sorgt, dass „schlechte“ Luft mit zu hohem CO2-Gehalt, zu viel Luftfeuchtigkeit und eventuell anderen Schadstoffen zum Fenster raus gejagt wird, kann auf der sicheren Seite sein. Leider lüften nur 28 Prozent der Bevölkerung im Winter ausreichend, und es wird angenommen, dass das einer der Gründe ist, dass jeder dritte von Asthma oder Allergien betroffen ist. Die dann wieder empfindlicher auf Schadstoffe in der Luft reagieren.
Und man kann sich mit Technik behelfen. CO2-Messgeräte sind ein guter Indikator, wie gut die Luft im Raum ist: Das Umweltbundesamt gibt 1.000 ppm als Empfehlung vor. 1.500 ppm sind lt. DIN-1946-2 die Obergrenze für „Gute Luftqualität“, und 2.000 ppm gelten als Grenze für konzentrierte Arbeit.
Luftreiniger können dann u.a. auch Stäube, Formaldehyd und VOC beseitigen, die aus Putzmitteln, Möbeln, Kunststoffen und anderem ausdünsten können. Weniger als 1 mg/m³, gelten als hygienisch, mehr als 10 mg/m³ (über 1.500-4.000 ppb) sind hygienisch inakzeptabel.
Ein Mittel hilft garantiert
Eins können aber weder Messungen noch Luftreiniger leisten: frische Luft mit frischem Sauerstoff erzeugen. Dazu sind nur manuell und aktiv geöffnete Fenster fähig. Oder man installiert eine automatische Zwangsentlüftung bzw. ein Smart Home, das das Ganze automatisiert.